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Krimis schreiben wie ein Profi

Frau mit Revolver sitzt auf Treppe
© AS photo studio / Shutterstock
Bestseller-Autor Robert Hültner verrät in 10 Tipps, wie man einen erfolgreichen Krimi verfasst.

Robert Hültner kennen Krimi-Fans als Autor der "Inspektor-Kajetan-Reihe" und Drehbuchschreiber, unter anderem für den Münchner Tatort. Mit krachlederner Rhetorik und bayrischem Lokalkolorit kennt er sich aus. Seine Figuren sind so wahrhaft, weil der Autor im echten Leben ganz genau hinsieht - das ist für einen guten Krimi essentiell, sagt er. Im Juni gibt er praktischen Schreibunterricht in dem idyllischen Dorf Farnese in der südlichen Toskana.

BRIGITTE.de hat er vorab verraten, wie das Krimischreiben funktioniert.

Hültners zehn "Krimi-Gebote"

1.Sich darüber im Klaren werden, wessen Geschichte man erzählen will: Welches Schicksal soll im Zentrum der Story stehen?

2.Den Plot in groben Zügen planen: Was stößt der Hauptperson zu? Wie löst sie ihr Problem? Welche Personen spielen dabei noch eine wichtige Rolle?

3.Seine Personen, ihre Geschichte und Tatmotive ernst nehmen. Gute Krimis erzählen Geschichten von Menschen in Extremsituationen - Absurdität und Tragikomik schließt das zwar keineswegs aus, es bleibt aber immer eine Gratwanderung.

4.Den zeitlichen und geografischen Hintergrund recherchieren: Wo spielt meine Geschichte? Wie verhalten sich Menschen im ausgewählten Milieu, wie sieht deren Alltag aus?

5.Fachliche Grundlagen recherchieren: Wie laufen (oder, bei historischen Romanen: liefen) polizeitechnische Prozesse ab? Welche körperlichen und psychischen Reaktionen kann ein Verbrechen auslösen? Sich dabei nicht nur auf "offizielle" Auskünfte verlassen. Viel ergiebiger ist das persönliche Gespräch mit (Polizei-) Praktikern und Betroffenen.

6.Die Augen offen halten: Welche aktuellen Verbrechen bewegen die Leserinnen und Leser am meisten? Aus welchen lässt sich eine Krimi-Idee entwickeln?

7.Für die Gestaltung authentischer Dialoge: Zuhören, wer im Alltag wie miteinander kommuniziert. Klären: Wann spricht mein Protagonist bedächtig oder überhastet, wann schreit er, flüstert er? Und was hat dies jeweils mit seiner Person und seiner Geschichte zu tun?

8.Die Begriffe "Grusel" und "Thrill" nicht mit "Spannung" verwechseln. Der Tod mag tragisch sein, spannend ist er erstmal nicht. Es gilt also nicht: Je mehr Tote, desto höher schraubt sich die Spannung. Interessant ist das davor und danach einer Tat.

9.Seine "eigene Stimme" finden, sowohl in der Sprache, als auch in der Wahl des Stoffes: Wer nicht für seine Geschichte "brennt", weil sie ihm persönlich am Herzen liegt, wird auch seine Leserschaft nicht dafür erwärmen können.

10.Lesen! Und dabei von Meisterinnen und Meistern lernen. Nicht gleich beim ersten Mal versuchen, den Krimi neu zu erfinden.

Robert Hültner lebt und arbeitet abwechselnd in München und einem Bergdorf in den südfranzösischen Cevennen. Seit Anfang der 90er Jahre schreibt er neben Kriminalromanen (um den bayerischen Inspektor Paul Kajetan: "Walching", "Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski" und "Die Godin") auch Theaterstücke und Drehbücher, unter anderem für den Münchner "Tatort" mit Udo Wachtveitl und Hörspiele ("Radio-Tatort").

Für seine Inspektor-Kajetan-Krimireihe wurde Hültner mit dem "Deutschen Krimipreis" und dem "Friedrich-Glauser-Preis" ausgezeichnet. Sie spielt im Bayern der 20er Jahre. Seine Autorenkollegin Andrea Maria Schenkel bringt sein Gespür für historische Details auf den Punkt: "Robert Hültner schafft es, mit seiner Figur des Inspektor Kajetan die Zeitspanne zwischen den beiden Weltkriegen lebendig werden zu lassen und zieht den Leser in seinen Bann. Lässt nicht locker, zieht uns tiefer und tiefer und ganz nebenbei verstehen wir, wie alles kam und warum es so kommen musste. Robert Hültner zeigt einmal mehr, dass Kriminalliteratur nicht nur sehr unterhaltend sein, sondern uns auch auf großartige Weise ein Stück Geschichte näher bringen kann."

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitete Hültner mehrere Jahre als Dozent für Dramaturgie und Drehbuch an verschiedenen Hochschulen und Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung, zog mit einem Wanderkino durch kinolose Dörfer und restaurierte historische Filme für das Münchner Filmmuseum.

Der neueste Inspektor-Kajetan-Roman ist im Frühjahr erschienen: "Inspektor Kajetan kehrt zurück" (btb Verlag)

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