Lauren Groff – Matrix
Marie de France ist 17 und am Boden, als sie 1158 in ein bettelarmes Kloster "im Schlamme Englands" abgeschoben wird. Doch statt als Hofdame Eleanores von Aquitanien bis zum Ende ihrer Tage alles zu besticken, was sich nicht bewegt, beschert ihr Lauren Groff ("Licht und Zorn") ein eigenes Reich hinter Klostermauern. Das macht sie als Priorin zu einem selbstbestimmten und sicheren Paradies für ihre Nonnen. Eine Lichtgestalt, deren Verse und Visionen der Welt gutgetan hätten.
Ü: Stefanie Jacobs, 320 S., 24 Euro, Claassen
Maggie O‘Farrel– Porträt einer Ehe
Immer wenn ein Buch von Maggie O’Farrell erscheint, bin ich aufs Neue hingerissen. Für "Judith und Hamnet", in dem es eigentlich um Shakespeares Frau ging, bekam sie den Women’s Prize for Fiction. Jetzt legt sie den nächsten historischen Roman nach, wieder das Porträt einer Ehe, diesmal der von Lucrezia de’ Medici. 1560 verließ die 15-Jährige Florenz, um Frau des Herzogs von Ferrara zu sein. Kein Jahr später war sie tot. Offizielle Todesursache: Faulfieber. "Doch gab es Gerüchte, ihr Mann habe sie ermordet." Kein Spoiler, sondern die "Historische Notiz" zu Beginn des Buches, das so verblüffend ist wie die Malkünste seiner Heldin.
Ü: T. Bodmer, 464 S., 24 Euro, Piper, ab 27.10.
Monique Roffey – Die Meerjungfrau von Black Conch
Ihre Inspiration verdanke sie Pablo Nerudas Gedicht "Fabel von der Sirene und den Betrunkenen" und "zahllosen Träumen, auch Albträumen von Meerjungfrauen, die aus dem Wasser gezogen werden", sagt die Autorin. Dieses Unglück widerfährt Aycayia bei einem Angelwettbewerb in der Karibik –nachdem sie schon vor Jahrhunderten von eifersüchtigen Ehefrauen mit einem Fluch belegt wurde. Alter Mythos, modern erzählt.
Ü: Gesine Schröder, 240 S., 22 Euro, Tropen
Theresia Enzensberger – Auf See
Diese Zeitreise führt in die Zukunft, und es sieht nicht gut aus: Yada schleicht sich aufs Dach der "Seestatt", die ihr Vater als reicher Tech-Unternehmer errichten konnte, als an Land das Chaos ausbrach. Aber auch dieser Zufluchtsort ist von Algen und Moos überwuchert, und die junge Frau blickt auf die Ostsee und denkt über die Zukunft nach – "oder, besser gesagt, über die Wahrscheinlichkeit ihres Ausbleibens". Melancholisch und doch nicht ohne Hoffnung, die unsere Erde verdient hat.
272 S., 24 Euro, Hanser
Rebecca Gablé – Drachenbanner
Hier kommt ein Jubiläumsband: Seit 25 Jahren erzählt die deutsche Bestseller-Queen Rebecca Gablé von den Geschicken derer von Waringham. Den Anfang machte "Das Lächeln der Fortuna", und "Drachenbanner" ist nun schon Band 7 der Waringham-Saga, die fachkundig durchs englische Mittelalter führt. Und zwar so überzeugend, dass ich die Spuren der (fiktiven) Waringhams in der realen Geschichtsschreibung – diesmal geht’s um die Zeit nach 1238 und die Magna Carta – richtig vermisse.
928 S., 29,90 Euro, Lübbe