Jacobo Bergareche – Die perfekten Tage
Gehen oder bleiben? Jacobo Bergareche hat einen kreativen Dreh gefunden, dieses alte Beziehungsthema ganz neu aufzuschreiben. Und ich bin schockverliebt in seine Gedanken, seine Sprache, die Form dieses Romans, der nur aus zwei Briefen besteht. Der spanische Journalist Luis fliegt nach Texas, wo er seine Geliebte Camila treffen möchte. Doch sie macht mit ihm Schluss. In einem Archiv entdeckt Luis unveröffentlichte Briefe des Autors William Faulkner. Dessen Worte verändern Luis’ Blick auf sein eigenes Leben. Er schreibt Camila einen Brief, in dem er in Rückblicken die Geschichte ihrer Liebe erzählt – ohne Vorwürfe, sondern dankbar für die gemeinsame Zeit und sogar den Schmerz, "als unwiderlegbaren Beweis für alles, was du mir gegeben hast". Sein zweiter Brief geht an seine Frau Paula. Er schreibt ihr schonungslos von seinem ehelichen Überdruss. Und macht ihr einen Vorschlag, wie sie ihre Ehe retten können. (Ü: Kristin Band, 320 S., 22 Euro, Thiele)
Coco Mellors – Cleopatra und Frankenstein
Cleo und Frank lernen sich in einem New Yorker Fahrstuhl kennen. Er will Bier holen, sie weiß nicht, wohin sie will – und das sagt eigentlich schon alles. Cleo ist Kunststudentin, Frank Inhaber einer Werbeagentur mit Hang zum Alkohol. Verliebt stürzen sie sich in das New Yorker Szeneleben und merken zu spät, wie sie sich gegenseitig kaputtmachen. Ein kurzweiliger Roman über Großstadt-Menschen mit ihren Ängsten und Neurosen, die überfordert sind vom Leben und der Liebe. (Ü: Lisa Kögeböhn, 512 S., 25 Euro, Eichborn)
Auður Ava Ólafsdóttir – Hotel Silence
"Ich packe für eine Leiche", ist einer der Sätze, die mich packen – und davon gibt es einige in diesem klugen Roman. Jonas ist 49, geschieden, hat eine Mutter mit Demenz und gerade erfahren, dass seine Tochter nicht von ihm ist. Er beschließt zu sterben und bucht ein One-Way-Ticket in ein Bürgerkriegsland, im Gepäck nur seinen Werkzeugkoffer. Wochen später schreibt er in sein Tagebuch: "Ich bin noch hier. Ich versuche zu verstehen, warum." Was dazwischen passiert ist? Lesen Sie selbst! (Ü: Tina Flecken, 208 S., 23 Euro, Insel)
Laura Imai Messina – Das verborgene Leben der Farben
Manchmal macht Lesen die Welt größer. Laura Imai Messina aus Tokio, geboren in Rom, erweitert unseren Horizont ganz wunderbar: Sie nimmt uns in ihren Romanen ("Die Telefonzelle am Ende der Welt") mit in die japanische Kultur. In ihrem neuen Buch verlieben sich Mio und Aio. Sie stammt aus einer Familie, die Hochzeitskimonos herstellt, und nimmt Farben in ihrer ganzen Vielfalt wahr. Er ist Bestatter mit Rot-Grün-Sehschwäche. So gegensätzlich die beiden sind, so sehr gleichen sich ihre Fragen ans Leben. Jede Seite ein Lesegenuss! (Ü: Judith Schwaab, 384 S., 22 Euro, btb, ab 11.10.)
Claire Daverley – Vom Ende der Nacht
Fast 20 Jahre lang sehen wir Will und Rosie dabei zu, wie sie nicht ohne, aber auch nicht miteinander können. Da ist Rosie: streng mit sich und von ihrer Mutter gemaßregelt. Und die möchte, dass sie schlank ist und Karriere macht – und nicht mit Will abhängt. Der lebt bei seiner Großmutter, weil seine Mutter ihn und seine Schwester verlassen hat, und ist kein bisschen kontrolliert. Eine Liebesgeschichte, die bis zum Ende mit unserer Sehnsucht nach dem Happy End spielt. (Ü: Margarita Ruppel, 448 S., 22 Euro, hanserblau)