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Am 16. Oktober 2023 vergibt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den Deutschen Buchpreis, der als eine der wichtigsten Auszeichnungen in der Branche gilt und mit 25.000 Euro dotiert ist. Bereits im August hat die Jury die sogenannte Longlist mit zwanzig Titeln bekannt gegeben, die es in die Auswahl geschafft haben. Jetzt wurden die sechs Finalisten für die Shortlist ausgewählt. Diese Romane stehen auf der Liste:
1. Terézia Mora: Muna oder Die Hälfte des Lebens
Was passiert mit einem Leben, das man in Abhängigkeit eines anderen führt? Dieser Frage geht Terézia Mora in ihrem neuesten Buch nach. In "Muna oder Die Hälfte des Lebens" lernt die junge Muna einen Mann kennen, mit dem sie eine Nacht verbringt und der mit dem Fall der Berliner Mauer aus ihrem Leben verschwindet. Einige Jahre später trifft sie Magnus wieder und sie werden ein Paar. Muna glaubt, den Mann ihres Lebens gefunden zu haben, doch schon bald treten Risse in der Beziehung auf und Magnus wird über die Jahre kalt, unberechenbar und gewalttätig. Muna will die Beziehung keinesfalls aufgeben und zahlt dafür einen hohen Preis.
2. Necati Öziri: Vatermal
In seinem Romandebüt "Vatermal" lässt uns Necati Öziri in die Geschichte des deutschtürkischen Arda eintauchen. Der Zwanzigjährige ist schwer krank und schreibt einen Abschiedsbrief an seinen Vater, den er nie kennengelernt hat, da dieser in die Türkei zurückging, als Arda noch ein Baby war. In dem Brief lässt er sein bisheriges Leben Revue passieren: Konflikte mit der alkoholkranken Mutter, eine Schwester, die von zu Hause verschwindet, endlose Stunden auf dem Ausländeramt, die erste Liebe und die gemeinsame Zeit mit Freunden, die alle auf der Suche nach Orientierung, Identität und Zugehörigkeit in einer Gesellschaft sind, die es ihnen nicht leicht macht.
3. Anne Rabe: Die Möglichkeit von Glück
Anne Rabe erzählt in "Die Möglichkeit von Glück" eine emotionale Familiengeschichte, die stellvertretend für eine traumatisierte Generation der Nachwendezeit steht. Protagonistin Stine kommt Mitte der 80er Jahre in der DDR zur Welt und wächst im wiedervereinigten Deutschland auf. Ihren Eltern fällt das Ankommen in der neuen Realität schwer und die Wunden der Vergangenheit sind deutlich spürbar, wenn auch unter einem Mantel aus Schweigen versteckt. Als Erwachsene beginnt Stine, die Vergangenheit ihrer Familie zu erforschen und stößt auf Verstrickungen ins SED-Regime.
4. Tonio Schachinger: Echtzeitalter
In "Echtzeitalter" besucht der Gymnasiast Till Kokorda ein elitäres Wiener Internat. Der Klassenlehrer ist konservativ und autoritär und die Klassenkameraden versnobt. Till entflieht dieser Welt, indem er sich in das Videospiel "Age of Empires" vertieft. Dort zählt er zu den besten Spielern und wird von der Community bewundert. Der Ausbruch einer Pandemie stellt Till und die Abschlussklasse 2020 plötzlich vor ungeahnte Herausforderungen... Der Gegenwartsroman führt die Leser:innen hinter die Fassaden der Wiener Gesellschaft und in die Welt des Gaming, ohne beides gegeneinander auszuspielen. Stattdessen wird die Coming-of-Age-Geschichte mit viel Empathie und Humor erzählt.
5. Sylvie Schenk: Maman
In dem autofiktionalen Roman "Maman" ergründet die deutsch-französische Schriftstellerin Sylvie Schenk die Lebensgeschichte ihrer verstorbenen Mutter. Warum war diese zeitlebens so verschlossen und unnahbar? Wie sie herausfindet, ist ihre Mutter das Kind einer Prostituierten, die während der Geburt verstarb. Ihr Vater ist unbekannt. Das Mädchen wächst im Heim und später bei einer Adoptivfamilie auf, denen das Kind jedoch eigentlich eine Last ist. In der Schule wird das Mädchen zur Außenseiterin und ihre spätere Ehe ist eher Zweckbeziehung als Liebe. Kunstvoll verwebt Sylvie Schenk in dem Roman Fakten und Fiktion und erzählt die Geschichte einer Frau, die sich nie geliebt fühlte.
6. Ulrike Sterblich: Drifter
Wenzel und Killer sind seit Ewigkeiten befreundet und stehen mitten im Leben. Killer ist PR-Chef einer Firma und Wenzel betreut die Social-Media-Kanäle eines TV-Senders. Alles ändert sich, als die geheimnisvolle Vica in ihr Leben tritt, eine Frau im goldenen Kleid, die stets von einem großen Hund begleitet wird und alles über Wenzel und Killer zu wissen scheint. Die Welt der beiden Freunde gerät zunehmend ins Wanken. In "Drifter" verschwimmen Wirklichkeit und Fiktion zu einer märchenhaften und im besten Sinne absurden Geschichte, die viel über Freundschaft und Veränderung erzählt.