Als "Zeitenwende" bezeichnete Bundeskanzler Olaf Scholz den Krieg in der Ukraine, der weltweit für Bestürzung sorgt. Das Geschehen weckt bei vielen Menschen den Wunsch, mehr über das europäische Land, seine Geschichte, die Menschen und nicht zuletzt das schwierige Verhältnis zu Russland zu erfahren. Sachbücher, aber auch Romane von ukrainischen Schriftsteller:innen helfen dabei, die bewegte Vergangenheit des Landes besser kennenzulernen. Wir empfehlen diese fünf Werke.
Karl Schlögel: Entscheidung in Kiew
Der Geschichtsprofessor Karl Schlögel hat seit Beginn des Krieges im Osten der Ukraine immer wieder vor der russischen Aggression gewarnt. In seinem Buch "Entscheidung in Kiew" porträtiert er ukrainische Städte und Landschaften wie Lemberg, Odessa, Kiew oder die Krim und erzählt die Geschichten der Orte und Menschen. Das Buch bringt dem Leser die Identität des Landes näher und machte schon beim Erscheinen 2015 deutlich, was mit dem Krieg in der Ukraine für ganz Europa auf dem Spiel steht.
Karl Schlögel: Entscheidung in Kiew. Fischer Taschenbuch 2017
Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine
Übersichtliche und umfassende Einführung: Die "Kleine Geschichte der Ukraine" informiert über die wichtigsten Ereignisse und Zusammenhänge der ukrainischen Geschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Andreas Kappler, emeritierter Professor für Osteuropäische Geschichte, berücksichtigt dabei auch die Geschichte der in der Ukraine lebenden Polen, Russen, Juden und Deutschen.
Andreas Kappeler: Kleine Geschichte der Ukraine. C.H.Beck 2019
Serhij Zhadan: Internat
In diesem Roman schildert der ukrainische Schriftsteller Serhij Zhadan die Schrecken des Krieges im Donbass auf eindringliche Weise. Der Protagonist Sascha will seinen Neffen aus dem Internat am anderen Ende der Stadt abholen, denn die Schule ist unter Beschuss geraten. Auf dem dreitägigen Heimweg geraten die beiden mitten ins Kampfgebiet zwischen Separatisten, ukrainischen Soldaten und paramilitärischen Gruppen und erleben, was der Krieg mit ihrer Heimat und den Menschen macht. Die deutsche Übersetzung des Buchs wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
Serhij Zhadan: Internat. Suhrkamp 2018
Andrej Kurkow: Graue Bienen
Der russisch-ukrainische Autor Andrej Kurkow erzählt in "Graue Bienen" mit großer Anschaulichkeit vom lebensgefährlichen Alltag der Zivilbevölkerung in der Ostukraine: Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo prorussische Separatisten und ukrainische Kämpfer tagtäglich aufeinander schießen, doch das Kriegsgeschehen blendet er aus. Er ist vor allem um das Wohlergehen seiner Bienen besorgt, die er im Frühling an einen Ort bringen will, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können. Auf seiner Reise wird der friedliche Bienenstaat zum Gegenstück des politischen Chaos in der Ukraine.
Andrej Kurkov: Graue Bienen. Diogenes 2019
Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther
In "Vielleicht Esther" recherchiert die ukrainisch-deutsche Autorin Katja Petrowskaja ihre Familiengeschichte und schafft dabei ein Panorama der Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Auf den Spuren ihrer Vorfahren reist Petrowskaja nach Kiew, Berlin, Warschau und Moskau und berichtet von ihrem Großonkel, der ein Attentat auf den deutschen Botschafter in Moskau verübte, ihrem Urgroßvater, der ein Waisenhaus für taubstumme jüdische Kinder in Warschau gründetet, oder der Großmutter ihres Vaters, die in Kiew von deutschen Soldaten erschossen wurde. Das Buch wurde unter anderem mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.