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Klappe halten? Nö! 8 gute Gründe, eine Nervensäge zu sein

Zeichnung: zwei Frauen am Tisch
© OneLineStock / Adobe Stock
Kennst du das Gefühl, anstrengend für andere zu sein? Die Angst davor, anderen auf die Nerven zu gehen? Zu viel zu sein? Dann können wir dir sagen: weiter so. Zumindest dann, wenn du gute Gründe hast.

Ich nerve dich, weil du mir wichtig bist!

Der Vater, dem man in den Ohren liegt, endlich zum Arzt zu gehen, weil er sich schon länger nicht wohl fühlt. Die Freundin, die in einer schlimmen Beziehung steckt und es einfach nicht sieht. Der Bruder, der seine Finanzen nicht im Griff hat, die Schwester, die sich dringend um ihre Altersvorsorge kümmern sollte. Und man selbst, der:die gerade ganz viel Gesprächsbedarf hat, aber niemandem zur Last fallen will. Themen, die wir alle kennen und sicher schon erlebt haben.

Vor allem bei den Menschen, die wir lieben, fällt es uns schwer, sie unglücklich zu sehen und wir sorgen uns um sie. Umso größer die Liebe, desto größer auch das Bedürfnis helfen zu wollen. Logisch, oder? Und ja, manche mögen meinen: nicht mein Problem oder, der oder diejenige ist erwachsen, das muss er:sie selbst wissen – vor allem dann, wenn unser Gegenüber ganz und gar nicht bereit ist, etwas zu verändern. Andere wiederum finden es vielleicht übergriffig, bei bestimmten Themen hartnäckig zu sein. Doch ich frage mich: Wenn niemand mehr den Mund aufmacht, woher soll dann der Gegenwind kommen, der Veränderung bringt? Und gehört es nicht auch dazu, wenn man sich nah sein will?

Dann sage ich eben nichts mehr? Doch!

Ja, es ist anstrengend und Kräfteraubend und klar, oft auch nicht unser Problem. Oder wir haben das Gefühl, alles schon hundert Mal gesagt zu haben. Aber dennoch: Wenn uns etwas oder jemand sehr viel bedeutet, sollten wir uns dann nicht immer trauen, eine Nervensäge zu sein? Natürlich braucht es bei manchen Themen Feingefühl und manchmal sehr viele Gespräche, Anläufe und auch den Mut, Frustration auszuhalten. Aber viel schlimmer ist, es besser gewusst zu haben und am Ende vielleicht zu denken: hätte ich doch mal... Braucht es nicht manchmal auch 100 Arschtritte, damit man sich auf den Hosenboden setzt? Und gibt es nicht Themen, die so wichtig sind, dass man sie immer wieder ansprechen sollte? Themen wie diese hier?

Bei diesen Themen sollten wir uns nicht abwimmeln lassen

1. Finanzen

Egal auf welcher Ebene, Geld ist immer wieder ein großes Streitthema. Im Job, in einer Partnerschaft, in Familien, vielleicht auch unter Freund:innen. Im Job für eine angemessene Bezahlung einzustehen, ist eine dieser Ebenen, auf der wir viel nerviger sein sollten. Genauso, wenn wir das Gefühl haben, in unserer Beziehung laufen Dinge finanziell in die komplett falsche Richtung. Auch wenn es unangenehm ist, wegschauen macht es nur schlimmer. Was aber helfen kann ist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und sich gegenseitig zu bestärken, beispielsweise indem man zusammen das Gehaltsgespräch vorbereitet.

2. Altersvorsorge

Puhhh, ebenso schwierig, weil die Hürde so groß wirkt, sich rechtzeitig darum zu kümmern, schlicht, weil der Angang komplizierter scheint, als er eigentlich ist. Dennoch wird oft direkt abgewunken, wenn man das Thema auf den Tisch bringt. Aber am Ende ist es einfach wichtig, will man nicht seinen Lebensabend in Armut verbringen. Vor allem für Frauen ein großes Thema. Also steter Tropfen höhlt den Stein und Ausreden gelten hier nicht. 

3. Gesundheit

Wenn geliebte Menschen sich nicht um ihre Gesundheit kümmern, löst das oft eine große Hilflosigkeit aus. Natürlich kann man niemanden zwingen, zum Arzt zu gehen und es fühlt sich an wie ein Kampf gegen Windmühlen, immer die nervige Stimme im Ohr zu sein, aber aufgeben ist keine Option, wenn wir uns um andere sorgen. Nervig sein hin oder her. Hier will man definitiv nicht bereuen, etwas nicht getan oder gesagt zu haben.

4. Die Beziehungen anderer

Die Freundin steckt in einer Beziehung, die hinten und vorne nicht passt? Alle Welt sieht das, nur sie selbst hält eisern daran fest? Vielleicht ist es sogar noch schlimmer und der:die Partnerin ist manipulativ oder gar gewalttätig? Dann höre boß nicht auf zu nerven! Das Schlimmste ist, weg zu sehen, nichts mehr zu sagen oder gar die Freundschaft zu beenden. Denn woher soll dann die Kraft kommen, sich zu lösen, wenn der:diejenige das Gefühl hat, am Ende ganz alleine zu sein? 

5. Rückversichern

Es gibt Momente, da liegt ein komischer Vibe in der Luft, den wir nicht richtig greifen können. Vielleicht hatten wir Streit mit unserem besten Freund oder unserem:r Partner:in, vielleicht sind wir unsicher, weil der:die andere sich komisch verhält oder haben einen doofen Tag, Hormonchaos oder schlicht schlecht geschlafen: Es gibt sie, die Tage, an denen wir hören wollen, dass alles ok ist und wenn nicht, dass wir es klären können, auch wenn wir damit nerven oder das Gefühl haben, zu viel zu sein. Nein, sind wir nicht! Jemand, der:die uns liebt, hält das aus.

6. Bedürfnisse

Die eigenen Bedürfnisse dürfen Raum haben, auch wenn es andere nervt. Es ist okay, sie zu äußern. Am Ende können wir uns nur so vollumfänglich kennenlernen und gesehen werden. Und wenn du etwas dringend brauchst und damit niemandem geschadet wird, nerve so lange, bis du es bekommst.

7. Angst

Die einen haben zu viel davon, andere zu wenig. In jedem Fall stimmt eines: Sie ist nicht rational. Wenn wir vor etwas Angst haben oder auch um jemanden, sollten wir das sagen dürfen. Auch wenn es vielleicht nervt – Angst sucht man sich schließlich nicht aus. Im besten Fall findet man gemeinsam einen Weg, sie in ihre Schranken zu weisen. 

8. Liebe

Gibt es ein zu viel an Liebe? Wenn du, das Gefühl hast, deine Liebe nervt andere, dann solltest du dich fragen, ob das die richtigen Personen an deiner Seite sind. Denn Liebe ist vielleicht das einzige, das niemals nerven sollte.

Ich akzeptiere, dass du gerade nicht kannst

Andere mit wichtigen Themen zu nerven ist eine Sache. Die andere, zu akzeptieren, wann es genug ist, wann die Grenzen erreicht sind und wo wir vielleicht pausieren und Raum geben sollten, Dinge sacken zu lassen. Es geht nicht darum, etwas zu erzwingen, auch nicht darum, Verantwortung für jemanden, der erwachsen ist, zu übernehmen oder ihm:ihr gar etwas abzunehmen. Es geht vielmehr um das Bewusst machen und im Gespräch bleiben. Manchmal braucht es Zeit, um vielleicht später nochmal die kleine Nervensäge rauszuholen. Doch auch dabei können wir die Grenzen der:des anderen zu wahren und sensibel sein, auch wenn es schwer fällt – und uns trotzdem trauen, unangenehm zu sein.

Brigitte

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