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"Divorce Month" Ist der Januar tatsächlich der Monat der Scheidungen?

Ein Paar lässt sich scheiden
© Andrey Popov / Adobe Stock
Mit dem neuen Jahr starten viele auch ihre neuen Vorsätze. Für den einen oder die andere mag dazu auch die Trennung von dem:der Partner:in gehören. Dem Januar werden so viele schlechte Eigenschaften zugeschrieben wie sonst keinem anderen Monat. Mittlerweile gilt er auch als "Divorce Month" also "Scheidungsmonat". Was ist dran an der Behauptung?

Als "Montag der Monate" wurde der Januar neulich erst bezeichnet. Irgendwie haftet ihm ein Hauch Negativität an. Obwohl doch die meisten genau jetzt mit neuen Vorsätzen starten und alte Gewohnheiten ablegen wollen. Vielleicht hat auch die anhaltende Dunkelheit und nur langsam wieder heller werdende Tage etwas mit der dunklen Aura des Januars zu tun?

Lassen sich im Januar tatsächlich mehr Menschen scheiden?

Seit einiger Zeit wird dem Januar eine weitere schlechte Eigenschaft angeheftet: Er soll der "Scheidungsmonat" sein. Doch ist das tatsächlich so? Ganz einig sind sich die Beobachtungen und Statistiken da nicht. Während einige – vorwiegend amerikanische – Anwält:innen einen Anstieg der Scheidungsanträge nach den Weihnachtsfeiertagen beobachten, sagt eine Studie, dass es eigentlich März und August sind, wo sich Paare üblicherweise trennen.

Ganz einfach ist die Antwort tatsächlich nicht. Denn: Der Zeitpunkt der Scheidung ist nicht gleichzeitig auch der Zeitpunkt der Trennung. In Deutschland gilt beispielsweise, dass ein Paar erst ein Jahr getrennt sein muss, bevor es sich scheiden lassen kann. Und auch da kommt es nicht auf die exakten Monate an.

Scheidungen kurz vor Feiertagen werden vermieden

Es scheint allerdings so zu sein, dass Scheidungen nicht unbedingt kurz vor den Feiertagen durchgeführt werden. In einem Artikel der "New York Times" aus dem Jahr 2020 sagt eine Anwältin, dass Scheidungen saisonabhängig sind. Sie und ihre Kolleg:innen beobachten, dass zwischen Thanksgiving und Neujahr deutlich weniger Scheidungsanträge bearbeitet werden, da die Menschen ihre endgültige Entscheidung lieber in den Januar – also nach den Feiertagen mit der Familie – schieben.

Für viele soll mit dem neuen Jahr etwas Positives und Neues beginnen. "Neues Jahr, neues Ich" ist da ein beliebter Spruch. Und zu diesem neuen Ich mag der:die alte Partner:in vielleicht einfach nicht mehr passen – aus welchen Gründen auch immer. Denn tatsächlich ist zu beobachten, dass die Menschen im Januar beziehungsweise nach den Feiertagen vermehrt nach dem Wort "Scheidung" googeln.

Scheidung oder erst mal nur Trennung?

Die Mutmaßungen, warum gerade der Januar als "Scheidungsmonat" verschrien ist, gehen in die unterschiedlichsten Richtungen. Eine Theorie hat ihren Ursprung in den 1970er und 1980er Jahren als die Welle an Babyboomern begann, sich vermehrt scheiden zu lassen. Eine andere besagt, dass die Kanzleien zum Ende des Jahres einfach generell langsamer arbeiten und im Januar dann mit voller Fahrt wieder durchstarten. In der Realität ist es jedoch so, dass der Zeitpunkt einer Scheidung nie genau vorhergesagt werden kann, gerade in den USA kommt es darauf an, in welchem Staat die Scheidung vollzogen wird – Gesetz auf Landesebene ­– und wie Komplex der Einzelfall ist.

Ob die Menschen im Januar vermehrt über eine Trennung nachdenken oder diese vielleicht sogar durchgezogen haben, ist hingegen nur schwer nachzuvollziehen, denn darüber gibt es keine Statistiken. Die Feiertage können jedoch bei dem einen oder der anderen als Multiplikator dienen. Bestehen bereits Probleme in der Partner:innenschaft, lassen sich diese auch an den Feiertagen meist nicht hundertprozentig verbergen. Hinzu können jedoch noch Meinungsverschiedenheiten mit den Schwiegereltern, Schwäger oder Schwägerinnen kommen. Eine eigentliche Kleinigkeit kann dann ganz schnell hochexplosiv werden.

Der Januar ist häufig verknüpft mit einem Neuanfang

Unterschiedliche Einstellungen zu Geld, Verhalten, Erziehung und vieles mehr, kommen meist dann ans Licht, wenn bereits Probleme in der Beziehung bestehen. Hat man vorher vielleicht gnädig über einige Dinge hinweggesehen, möchte man das im neuen Jahr einfach nicht mehr. Gerade dann ist der Januar verknüpft mit einem neuen Anfang.

Eine Scheidung oder Trennung ist in den meisten Fällen wohl überlegt. Auch wenn sie harte Zeiten für die ehemaligen Partner:innen und vor allem für eventuell vorhandene Kinder mit sich bringt, ist es besser, frühzeitig getrennte Wege zu gehen und sich weiterhin freundlich begegnen zu können, als völlig zerstritten nie mehr zusammen in einem Raum sitzen zu können – gerade wenn Kinder mit im Spiel sind. Und wenn es gerade der Januar ist, in dem einem klar wird, dass man die Beziehung so nicht mehr weiterführen möchte, dann ist es doch immerhin ein ehrlicher Start in das neue Jahr.

Verwendete Quellen: fatherly.com, nytimes.com, theatlantic.com

Brigitte

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