Das Zeichen Jungfrau mit der Symbolfigur der Kornjungfrau steht für die Fülle der Ernte. Für die Gaben der Erde, für Brot und Wein. Und so ist die große Göttin in Gestalt von Ceres, Königin des Himmels, der Erde und der Getreidepflanzen, der Jungfrau zugeordnet. Ceres steht für Fruchtbarkeit und den Ertragsreichtum der Erde, die unser Überleben garantieren.
Ceres wurde als große Göttin verehrt. Sie ist Quelle allen Wachstums, Erdmutter und Fruchtbarkeitsgöttin. Interessanterweise ist sie ausschließlich Göttin der natürlichen Produkte, nicht der weiterverarbeiteten. Ceres repräsentiert zwar die Ernte, aber auch den Prozess des Säens und Wachsens. Sie wird jungfräulich dargestellt oder beschrieben, was aber nichts anderes aussagt, als dass sie keinem bestimmten Mann zugehörte, sondern frei war. Sie war ihre eigene Herrin und sich ihres besonderen Wertes sehr bewusst.
Ceres war sexuell durchaus interessiert. Beziehungen hat sie geschätzt, auch lustvoll betonte, erotische und die mit kraftvoller Sexualität. Sie, die der Natur des Lebendigen so vertraut war, hatte selbstverständlich ein unverkrampftes Verhältnis zu der Lustseite des Lebens. Denn Leben besteht nur über Fortpflanzung und Fruchtbarkeit weiter. Wer hätte das besser gewusst als sie? Ceres bestand allerdings besonders darauf, allein und selbstbestimmt über ihr Sein, Leben und Lieben zu entscheiden - wie sie überhaupt eine höchst emanzipierte und kämpferische Göttin war.
Und eine sehr wertbewusste, auch was die eigenen Ressourcen und die des ihr anvertrauten Gebietes, der Natur, betraf. Ökonomie und Ökologie, hochaktuelle Begriffe, Ceres hat sie erfunden und uns weitergegeben. Sie waren ihr ein Herzensanliegen. Trotzdem: Wer Brot und Wein anbietet, ist auch den Freuden des Lebens, den Lustbarkeiten zugetan und ihnen gegenüber offen. Alles mit rechtem Bewusstsein zu genießen, zu praktizieren, ist allerdings auch Ceres-Rat. Und das ist alles, richtig besehen, reine Essenz des Zeichens Jungfrau, wie man es nicht besser beschreiben könnte.