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Geht's noch? Ärztinnen verdienen zu Recht weniger – sagt ein Arzt

Ärztinnen verdienen zu Recht weniger: Mehrere Ärzte mit verschränkten Armen
© Blue Planet Studio / Shutterstock
Empörung in den USA: Der Gender Pay Gap zwischen Ärzten und Ärztinnen sei gerechtfertigt, sagt der Arzt Gary Tigges in einem Kommentar. Wie kommt er zu dieser Behauptung?

"Ärztinnen verdienen zu Recht weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen." Mit diesem Satz im Dallas Medical Journal hat der texanische Arzt Dr. Gary Tigges Aufsehen erregt. Sein Kommentar war im Rahmen eines Features des Journals erschienen, in dem Mediziner ihre Gedanken dazu teilen sollten, was man gegen den Gender Pay Gap in ihrer Branche unternehmen könnte. Tigges durchaus fragwürdige Behauptung: 

Ärztinnen arbeiten weniger hart als Ärzte und behandeln auch weniger Patienten, weil sie sich nicht abhetzen oder schlicht keine Überstunden machen wollen. 

Frauen setzen angeblich falsche Prioritäten

Seine Kolleginnen würden "andere Dinge als den Job priorisieren, sei es die Familie, das Sozialleben, was auch immer." Der Gender Pay Gap sei laut ihm deshalb absolut gerechtfertigt: 

Nichts muss daran verändert werden, solange Ärztinnen nicht bereit sind, härter und mit mehr Stunden zu arbeiten. 

Gegenwind bekommt Tigges von Frauen und Männern gleichermaßen – auch von Kollegen. Die Empörung in den sozialen Netzwerken ist riesig. Esther Choo, die als Ärztin und Gründerin einer Beratungsfirma für Behandlungsgleichheit tätig ist, twitterte: "Diese Ansicht wird von keinen Daten gestützt." Und Jorge Montoya, Kardiologe aus Mexiko, schreibt: "Dieser Arzt liegt nicht nur falsch, er ist Teil des Problems." 

Gender Pay Gap wächst weiter

Was Studiendaten wirklich zeigen: Medizinerinnen verdienen tatsächlich oft gut 20 bis 30 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, Tendenz steigend. Und Dr. Tigges? Der fühlt sich missverstanden. Seine Aussage sei aus dem Kontext gerissen worden, außerdem sei ihm nicht klar gewesen, dass der Kommentar veröffentlicht werden sollte, beklagt er sich in den Dallas Morning News. Und er rudert zurück: "Mein Kommentar klingt furchtbar und spiegelt nicht das wider, was ich eigentlich sagen wollte. Ich will nicht behaupten, dass Ärztinnen weniger verdienen sollten, sondern dass sie schlechter verdienen, weil andere Faktoren eine Rolle spielen." 

Und zumindest mit dem letzten Teil hat er Recht. Denn Untersuchungen belegen, dass Ärztinnen tatsächlich weniger Stunden arbeiten und weniger Patienten behandeln. Aber eben nicht, weil sie faul sind – sondern weil sie zuhause mehr Pflichten übernehmen als ihre Partner oder eben auch ihre männliche Kollegen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 arbeiten Ärztinnen mit Kindern rund 11 Stunden weniger als diejenigen, die keine Kinder haben. Und diese extra Belastung wird von manchen Leuten dann benutzt, um den Gender Pay Gap zu rechtfertigen. 

Ist mein Partner das Problem?

Das Problem ist also eigentlich hausgemacht. Würden noch mehr Männer ihre Partnerin zuhause unterstützen und beruflich etwas kürzertreten, könnte das eine wirksame Waffe gegen den Gender Pay Gap sein – nicht nur im medizinischen Bereich.

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