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T.E.K.E.®-Methode Wie du dein persönliches Migräne-Rätsel lösen kannst

T.E.K.E.-Methode: Frau mit Migräne
© olezzo / Adobe Stock
Laut RKI leiden 14,8 Prozent der Frauen in Deutschland an Migräne. Meike Statkus ist eine von ihnen – oder war es? Sie hat ihre Therapie selbst in die Hand genommen. Heute will sie mit der T.E.K.E.®-Methode anderen Betroffenen helfen, schmerzfrei zu leben.

Wie eine Migräne kam auch das Buch von Meike Statkus zu mir: aus heiterem Himmel – und bei genauerer Betrachtung doch zu einem logischen Zeitpunkt. Ich eilte gerade von meiner Neurologin zurück an den Rechner, die mir statt einer medikamentösen diesmal eine persönliche Prophylaxe verschrieb: Stress reduzieren. Ein Auftrag, der bei mir als langjähriger Migränikerin bereits Stress auslöste. Da waren wir also wieder auf uns allein gestellt, meine Migräne und ich, und dann wurde mir auch noch die Fahne eines Buches zugeschickt, das mich in meiner leisen Befürchtung bestätigte: Mir würde niemand helfen, außer ich mir selbst. Das Buch, von dem ich schreibe, kitzelte mit seinem Titel gleichzeitig meine geschundene Hoffnung: "Migräne-frei: Endlich Frieden im Kopf". Ja, genau, ENDLICH keine Schmerzen mehr, ist das denn zu viel verlangt?

Ist es nicht, schreibt Meike Statkus, die selbst auf eine lange Beziehung mit der Migräne zurückblickt. Heute ist sie Migräne- und Neuro-Coach, Heilpraktikerin für Psychotherapie – und Autorin. In ihrem Buch macht sie Betroffenen Mut, obwohl und sogar indem sie ihnen die Verantwortung für ihre Erkrankung zurückgibt. Sie hat die sogenannte T.E.K.E.®-Methode entwickelt, ein Werkzeug, um Migräne zu lindern und schmerzfrei zu leben. Dabei verfolgt sie einen neuen Ansatz: Sie ermuntert, der unbeliebten Kopfnachbarin nicht mehr den Kampf anzusagen. Sondern sie vielmehr hineinzubitten, ihr zuzuhören und schlussendlich friedlich mit ihr nebenher zu leben.

Interview: Wie kann die T.E.K.E.®-Methode helfen, Migräne zu verstehen?

BRIGITTE.de: Liebe Meike, erzähl mal: Wie ist deine Migräne-Geschichte? 

Meike Statkus: Ich hatte viele Jahre lang chronische Migräne, nichts hat recht geholfen, und ich hab' nicht verstanden, warum ich diese vielen Attacken hatte. Das war unglaublich frustrierend. Erst als ich angefangen habe, mich coachen zu lassen, konnte ich mein Migräne-Rätsel immer mehr für mich lösen. Heute bin ich im Alltag schmerzfrei, Attacken habe ich höchstens zwei, drei Mal im Jahr. Mittlerweile arbeite ich als Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie schwerpunktmäßig mit Menschen zusammen, die wie ich Migräne haben.

Wann wurde die Erkrankung bei dir diagnostiziert?

Meike Statkus: Migräne frei: Endlich Frieden im Kopf
Meike Statkus: Migräne-frei: Endlich Frieden im Kopf, erschienen im kailash Verlag, 22 Euro
© Meike Statkus / kailash / PR

Das erste Mal hatte ich Migräneaura-Symptome, als ich ein Kind war. Das hat mir damals extrem Angst gemacht. Ich wusste nicht, was das überhaupt war. Aura ist ja sehr dynamisch und kann bedrohlich wirken. Mir erzählen viele Betroffene, dass sie bei der ersten Aura tatsächlich an einen Schlafanfall dachten. Die ersten klar zuordbaren Attacken mit den klassischen Symptomen wie zum Beispiel einseitigem Kopfschmerz, Übelkeit, Helligkeits- & Lautstärke-Übersensitivität hatte ich dann erst mit Mitte 20 – und bin zum Arzt. Die Medikamente halfen mir aber leider nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte, und die Nebenwirkungen empfand ich als extrem unangenehm.  

Ich habe zum ersten Mal verstanden: Es kommt keiner zu mir und holt mich da raus. Da muss ich selbst ran.

Selbstwirksamkeit ist ja ein Gefühl, das ohnehin vielen Migräniker:innen fehlt – sie bekommen ihre Diagnose, Medikamente und sollen nun lebenslang damit leben. Fertig. Was hat dir gegen das Gefühl geholfen, der Migräne ausgeliefert zu sein?

Lange Zeit erst einmal gar nichts. Ich habe mich gefühlt wie erstarrt, weil ich nicht kapiert habe, was mein Körper da plötzlich macht. Ich war richtig geschockt. Dann habe ich irgendwann EMDR-basiertes Neuro-Coaching für mich entdeckt. Das habe ich eigentlich für ein anderes Problem ausprobiert, aber da hab ich gemerkt, das mir das auch bei meinem Migräne-Stress hilft. Es hat sich so angefühlt, als hätte ich plötzlich eine Handbremse gelöst. Ich konnte danach besser "Nein" sagen und viel besser für mich einstehen. Das gab mir Kraft, immer mehr meinen eigenen Migräne-Weg zu finden. Heute arbeite ich auch selbst mit dieser Methode in meinen Coachings und Therapiesitzungen – und meine Kunden nutzen das danach auch für sich selbst im Alltag.

Wann war bei dir der Punkt, an dem du gemerkt hast: Ich muss mir selbst helfen?

Als echt gar nichts mehr ging. Ich hatte irgendwann zwei bis drei Attacken die Woche, dazwischen unerträgliche Spannungskopfschmerzen. Erst als ich dann beim Coaching war, habe ich das erste Mal verstanden: Es kommt keiner zu mir und holt mich da raus. Da muss ich jetzt irgendwie selbst mit ran. Ich kannte bis dahin nur: Man ist krank, geht zum Arzt, und dann ist es wieder gut. Aber das ist bei Migräne eben nicht so.

Als einen der ersten Schritte habe ich mir einen ruhigeren Job gesucht. Dann habe ich begonnen, an vielen meiner stressenden Themen zu arbeiten, da ich von Anfang an das Gefühl hatte, dass da der Dreh- und Angelpunkt ist. Das hat leider Jahre gedauert, weil ich ja nicht wusste, wonach ich suche. Ich hab dann nach und nach auch Ausbildungen gemacht in den Bereichen Stress-Management, Meditation, Yin Yoga und mehr. Aber erst als ich meine emotionalen Stressoren wirklich verstanden habe, konnte ich mein Migräne-Puzzle ganz zusammensetzen. Seitdem lebe ich sehr gut mit meiner Migräne zusammen.

Erst als ich meine emotionalen Stressoren verstanden habe, konnte ich mein Migräne-Puzzle zusammensetzen.

Jetzt hast du eine Formel entwickelt, die auch anderen helfen kann: die T.E.K.E.®-Methode. Magst du ein paar Beispiele zu den einzelnen Schritten geben? 

Die T.E.K.E.®-Methode hab ich als Werkzeugkasten für Betroffene kreiert – der zum einen hilft, die Krankheit besser zu verstehen, zum anderen selbstwirksamer mit ihr umzugehen, und das schon präventiv. Man sitzt ja sehr alleine vor seinem Migräne-Rätsel und kommt nicht so richtig dahinter, worum es eigentlich geht. Da wollte ich Betroffene unterstützen. Es gibt vier Säulen, die bei jedem Betroffenen unterschiedlich aussehen: T wie Trigger, E wie Energiehaushalt, K wie Körperarbeit und E wie Entspannung. Erst wenn derjenige seine individuelle Zusammensetzung verstehen, kann er sein Migräne-Puzzle immer mehr lösen. 

Bei der Trigger-Säule gilt das Augenmerk besonders den emotionalen Stressoren, also bestimmten Gefühlen, die triggernd wirken können. Bei mir ist es zum Beispiel Hilflosigkeit, bei anderen Menschen aber Überraschung, Trauer, Schuld, Angst und mehr. Sobald ich verstehe, wie das in mir wirkt, kann ich darüber unheimlich viel regulieren!

Die zweite Säule, der Energiehaushalt, ist wichtig, weil unser Migränehirn sehr reizempfindlich ist und die Verarbeitung der vielen Reize sehr viel Energie verbraucht. Wenn zu wenig vorhanden ist, wird eine Migräne-Attacke wahrscheinlicher. Hier können das richtige Essen und auch Sport eine Rolle spielen, aber auch Pausen und Dinge wie Neinsagen können helfen, Energie zu sparen.

Bei K wie Körperarbeit geht es dagegen darum, was den Körper und seine Bedürfnisse direkt unterstützt, also zum Beispiel Physiotherapie.

Und die Entspannungssäule zielt dann auf Stressreduktion ab, das können diverse Entspannungstechniken sein, aber hier können uns auch Themen wie "entspanntere Kommunikation in der Familie" begegnen.

Wie schnell kann man mit Erfolgen rechnen?

Das lässt sich pauschal so nicht beantworten, da jede Migräne total individuell ist. Nach dem Buch ist man ja nicht geheilt, das ist leider nicht möglich. Das Buch funktioniert wie ein Coaching – der Leser bekommt durch das Buch sehr viele Ideen und kann durch Übungen im Buch dann selbst auf die Lösungen kommen, die zu ihm passen. Ich bin als Unterstützerin an seiner Seite, aber finden und gehen muss jeder Leser seinen Migräne-Weg selbst. Er entscheidet: Was passt für ihn und was nicht? Und an welcher Stelle fehlt ihm eventuell auch noch mehr Wissen oder Hilfe von Experten?

Ich glaube, das ist das Beste, was man machen kann: die Krankheit nicht wegschieben, sondern sie aktiv in unser Leben zu holen.

Einer der häufigsten Ratschläge von Medizinern: Stress reduzieren. Finde ich persönlich gar nicht so einfach. Bei dir lautet ein Punkt des Coachings auch Entspannung. Was hilft dir dabei persönlich? Wie schützt du dich vor Rückfällen?

Ja, das Thema Stress reduzieren wird einem als Betroffene immer mit als Erstes genannt. Da ist man dann irgendwann total genervt, weil das natürlich alles und nichts sein kann. Der Tipp greift aus meiner Sicht viel zu kurz. Stress ist ja extrem komplex. Ich muss also erst mal verstehen, was mich überhaupt stresst, und dann kann ich rangehen und das Schritt für Schritt ändern. Und da zeigt sich immer wieder, dass es die Kleinigkeiten im Alltag sind, die den Unterschied machen. Mir persönlich helfen zum Beispiel viele achtsame Pausen im Alltag. Da hat mein Migränehirn Zeit, die vielen Reize zu verarbeiten, die es bis dahin schon angesammelt hat. Das muss auch nichts Großes sein, sondern zum Beispiel eine Tasse Kaffee zu genießen – ganz ohne Handy nebenbei – oder einen Spaziergang mit dem Hund zu machen. Sonst liebe ich Yin Yoga, das wunderbar faszial entspannend wirkt, also uns auch körperlich beim Entspannen unterstützt. Und wenn es mal richtig hart auf hart kommt, buche ich mir am allerliebsten eine Massage! Das ist großartig, weil das unseren Cortisol-Spiegel senkt. Ich baue also wirklich nachweislich Stress ab dabei! Das gehört für mich alles zu meiner persönlichen Migräne-Prävention, das ist Teil meines täglichen Lebens.

Ich glaube, das ist das Beste, was man machen kann: die Krankheit nicht wegschieben, sondern sie aktiv in unser Leben holen und mit ihr gemeinsam den besten Weg des Zusammenlebens finden. Und ich weiß, wir wollen die Krankheit nicht haben, aber sie ist ja nun mal eh da – und alles was ich wegdrücke, kostet Energie – und die brauchen wir ja gerade als Migräniker! Also lieber ran und lernen, damit immer besser umzugehen... Wenn das nicht alleine klappt, dann sich Hilfe suchen! Es lohnt sich.

Vielen Dank für das Gespräch!

Brigitte

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