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Gefährlicher TikTok-Trend Expert:innen warnen: Hände weg von Rohmilch!

Rohmilch: Milch wird auf ein Müsli gegossen
© shine.graphics / Adobe Stock
Auf TikTok wird der Verzehr von Rohmilch zur Gesundheitsförderung empfohlen. Warum Expert:innen klar von dem Trend abraten, erklären wir hier.

Auf TikTokmacht ein neuer Trend die Runde: Influencer:innen empfehlen den Verzehr von Rohmilch und schreiben dem Produkt jede Menge gesundheitsfördernde Eigenschaften zu. Ein echtes "Superfood" soll Rohmilch demnach sein, entzündungshemmend wirken und viele wichtige Vitamine enthalten. Auf manchen Accounts wird das Getränk sogar Schwangeren empfohlen – dabei raten Expert:innen vom Verzehr unbehandelter Tierprodukte in der Schwangerschaft klar ab.

Was genau ist Rohmilch?

Rohmilch ist im Grunde Milch, die nicht wärmebehandelt wurde. In den meisten Fällen wird Milch pasteurisiert – also für etwa 15 bis 30 Sekunden auf 75 Grad Celsius erhitzt. Das macht die Milch nicht nur haltbarer, möglicherweise enthaltene Krankheitserreger wie Salmonellen oder Listerien werden so auch abgetötet. Ursächlich für Keime in Rohmilch können beispielsweise eine direkte Übertragung über die Milchdrüse der Kuh sein oder auch mangelnde Hygiene beim Melken. Rohmilch ist normalerweise nur auf Bauernhöfen erhältlich, Milchprodukte im Supermarkt sind in der Regel immer wärmebehandelt.

Warum ist der Verzehr von Rohmilch gesundheitlich bedenklich?

Befinden sich Keime in der Rohmilch, kann sie verschiedene Erkrankungen auslösen – Magen-Darm-Erkrankungen, Entzündungen oder Nierenprobleme sind beispielsweise eine Folge. Das "Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit" (BVL) hat daher mithilfe des sogenannten Zoonosen-Monitorings 2019 die Belastung von Rohmilch prüfen lassen. Das Ergebnis der Untersuchung, die in einer Mitteilung des BVL veröffentlicht wurde: In bis zu fünf Prozent der insgesamt 360 Rohmilchproben befanden sich potenzielle Krankheitserreger. In etwa zehn Prozent aller Fälle wurden sogar multiresistente Bakterien gefunden.

Das Fazit der Expert:innen fällt eindeutig aus: "Empfindlichen Verbrauchergruppen wie Kleinkindern, älteren und immungeschwächten Menschen sowie Schwangeren wird deshalb geraten, auf den Verzehr von Rohmilchprodukten generell zu verzichten", wie es in der Mitteilung heißt. Besonders Schwangere sollten vorsichtig sein, da ihre Immunabwehr aufgrund hormoneller Umstellungen ohnehin geschwächt ist. Das erhöht das Risiko für Infektionen, die wiederum das ungeborene Kind gefährden können.

Aber auch gesunden Menschen, die nicht zu den genannten Personengruppen gehören, raten die Expert:innen vom Rohmilchverzehr ab: "Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) rät daher, sogenannte 'Milch ab Hof' vor dem Verzehr immer konsequent abzukochen, um Krankheitskeime abzutöten."

Woher kommt der Hype auf TikTok?

Gerade die Wärmebehandlung wird auf TikTok als Grund dafür angeführt, dass Rohmilch gesünder als erhitzte Milch sei. Das Argument: Durch das Pasteurisieren sollen wichtige Nährstoffe der Milch verloren gehen. Das ist allerdings pauschal nicht richtig, wie Christina Hoffmann, Lehrerin für Diätassistenten an der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz gegenüber "tagesschau.de" sagt: "Der Unterschied im Vergleich zur pasteurisierten Milch ist marginal." Wichtige Inhaltsstoffe wie Kalzium, Proteine oder die Vitamine A, D und E seien auch in wärmebehandelter Milch enthalten.

Lediglich die Menge wasserlöslicher Vitamine wie B1, B2 und B6, Folsäure und Vitamin C sei bei wärmebehandelter Milch tatsächlich etwas geringer, aber auch dieser Unterschied sei zu vernachlässigen. Ein Argument, das bei TikTok ebenfalls gern für die Rohmilch ins Feld geführt wird, sei eine durch den Verzehr verbesserte Immunabwehr. Wissenschaftliche Belege gibt es dafür nicht.

Ein tatsächlich erwiesener Vorteil von Rohmilch: Sie kann das Risiko für Erkrankungen wie Allergien, Heuschnupfen und Asthma mindern. Demnach leiden Kinder, die in der Stadt leben und wärmebehandelte Milch trinken, häufiger unter Asthma als Kinder, die unbehandelte Milch trinken und auf dem Land leben. Ein Grund dafür könnte ein erhöhter Gehalt von Omega-3-Fettsäuren sein, aus denen der Körper entzündungshemmende Stoffe umwandeln kann. Gegen genetische Faktoren kommt der Rohmilchverzehr aber nicht an: Sind die Eltern bereits Allergiker, ist das Risiko für eine Erkrankung beim Kind unabhängig von der Ernährung deutlich erhöht.

Das Risiko schlägt die Vorteile

Insgesamt reicht der positive Effekt auf Allergien für Expert:innen aber nicht aus, um eine Empfehlung für den Verzehr von Rohmilch zu geben – das Risiko, Keime aufzunehmen und sich mitunter schwere Infektionen zuzuziehen, überwiegt demnach klar die Vorteile.

Quellen: tagesschau.de, TikTok, Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Brigitte

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