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Post-Zoster-Neuralgie Tückische Nervenschmerzen, die nicht sein müssen

Post-Zoster-Neuralgie: Eine Frau steht mit geschlossenen Augen vorm Fenster, offenbar mit Schmerzen
© simona
Nach einer Gürtelrose besteht die Gefahr, eine sehr schmerzhafte und langwierige Folgeerkrankung zu entwickeln: die Post-Zoster-Neuralgie. Alles über Ursachen, Symptome, Behandlungsoptionen und wie sie sich von vornherein verhindern lässt, erfährst du hier.

Inhaltsverzeichnis

Wer schon mal einen Bandscheibenvorfall hatte oder einen entzündeten Zahn, der weiß, wie unerträglich weh das tut. Ignorieren oder wegatmen lässt sich so ein Schmerz nicht. Das ist auch bei einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN) der Fall.

Was ist eine Post-Zoster-Neuralgie?

Die Post-Zoster-Neuralgie ist die häufigste Komplikation einer Gürtelrose (Zoster oder Herpes zoster). Sie wird durch die Reaktivierung des Windpocken-Erregers, dem Varizella-Zoster-Virus, ausgelöst. Denn nach überstandener Infektion bleiben diese Viren lebenslang im Körper und können viele Jahre später aus dem Tiefschlaf erweckt werden. Das geschieht zum Beispiel durch eine andere Infektion oder bei generell geschwächten Abwehrkräften. Die Ausbreitung der Viren führt dann zu Entzündungen an den Nervenbahnen. 

Eine akute Gürtelrose äußert sich zunächst mit grippeähnlichen Symptomen. Erst nach ein paar Tagen bildet sich der typische Ausschlag mit geröteten Bläschen, meist streifen- oder bandförmig an einer Körperseite. Die Hautpartie ist extrem schmerzempfindlich, der Schmerz wird meist als stechend oder brennend beschrieben. Bei rechtzeitiger Behandlung heilt eine Gürtelrose etwa nach zwei bis vier Wochen ab.

In manchen Fällen bleiben jedoch auch nach Abklingen des typischen Gürtelrose-Ausschlags die Schmerzen bestehen. Von einer Post-Zoster-Neuralgie (PZN) ist die Rede, wenn diese Nervenschmerzen länger als drei Monate anhalten. Sie können aber jahrelang, schlimmstenfalls sogar lebenslang andauern. Etwa zehn bis 30 Prozent der Gürtelrose-Betroffenen entwickeln diese Komplikation. Das Risiko dafür liegt bei Frauen etwas höher als bei Männern. „Für die Europäische Union gehen Schätzungen von ca. zwei Millionen Erkrankungsfällen pro Jahr aus, davon müssen mindestens zehn Prozent wegen einer Komplikation stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden“, erklärt die Schmerzexpertin Prof. Dr. Sabine Sator von der Medizinischen Universität Wien in einem Fachartikel.

Warum ist die Folgeerkrankung so schmerzhaft?

Im Prinzip ist Schmerz ein Alarmsignal. Bei Hitze, Druck, einer Verletzung oder Entzündung werden die Reize an den Schmerz-Sinneszellen (Nozizeptoren) von den Nerven übers Rückenmark zum Schmerzzentrum ins Gehirn geleitet und dort verarbeitet. Reflexhaft versucht der Körper dann den schmerzverursachenden Reiz zu beenden oder zu vermeiden: Wir lassen zum Beispiel sofort den zu heißen Kaffeebecher los, treten mit dem verletzten Fuß nicht voll auf.

Bei neuropathischem Schmerz – dabei handelt es sich im Falle der Post-Zoster-Neuralgie – ist das anders. Hier ist das Schmerzleitungs- oder Verarbeitungssystem geschädigt, also die Nerven selbst (oder das Rückenmark oder Gehirn). Die Schmerzen werden meist als tiefliegend, ziehend und stark brennend beschrieben, wie Messerstiche, es kann auch ein Kribbeln auftreten. Auffällig ist die ausgeprägte Berührungsempfindlichkeit. Das Besondere bei diesen Schmerzen ist, dass Betroffene den Schmerz auch dann noch lange verspüren, wenn der ursprüngliche Auslöser behoben wurde und dass die Schmerzen auch nach einer beschwerdefreien Phase wieder aufflammen können. 

Beispiele für neuropathische Schmerzen sind zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall, auch Phantomschmerzen nach der Amputation von Gliedmaßen zählen zu dieser Schmerzform – und auch die postherpetische Neuralgie oder PZN.

Wie wird eine Post-Zoster-Neuralgie behandelt?

Die Schmerzbelastung ist gravierend und schränkt die Lebensqualität der Betroffenen stark ein. Es entstehen in der Folge nicht selten Angsterkrankungen und Depression. Dementsprechend müssen in der Therapie schwere Medikamente eingesetzt werden, so etwa Antikonvulsiva (Mittel zur Behandlung von Epilepsie) oder trizyklische Antidepressiva. Laut Leitlinie stehen als Mittel zweiter Wahl auch Opioide sowie Lidocain-Schmerzpflaster zur örtlichen Betäubung Verfügung.

Ziel der PZN-Behandlung ist es, die Schmerzen auf ein aushaltbares Maß runterzuregulieren und mit dem Schmerz leben zu lernen. Eine komplette Schmerzfreiheit ist meist nicht zu erwarten. Die moderne Schmerztherapie setzt heute auf ein multimodales Behandlungskonzept, an dem mehrere Fachdisziplinen beteiligt sind: neben der Allgemeinmedizin auch die Anästhesiologie, Dermatologie, Ophthalmologie, Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Psychiatrie und Neurologie.

Wer ist besonders gefährdet?

Jeder Mensch, der in der Kindheit die Windpocken hatte – das sind in Deutschland etwa 95 Prozent der Bevölkerung – trägt das Varizella-Zoster-Virus ein Leben lang im Körper. Etwa jede:r Dritte dieser Gruppe erkrankt dann im späteren Leben an einer Gürtelrose. Wird sie nicht sofort richtig erkannt und möglichst innerhalb von 72 Stunden mit antiviralen Mitteln behandelt, steigt das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und einer PZN mit starken Nervenschmerzen als Langzeitfolge.

Weil mit zunehmendem Alter das Immunsystem natürlicherweise weniger leistungsfähig wird, steigt ab der Lebensmitte das Risiko, an einer Gürtelrose zu erkranken stetig an. Bei Menschen mit Vorerkrankungen, wie etwa Diabetes, Rheuma oder Asthma liegt das Risiko sogar um 30 Prozent höher.

Wie kann ich mich davor schützen?

Je schneller eine Gürtelrose diagnostiziert wird und mit der antiviralen Therapie begonnen wird, desto besser stehen die Chancen, keine Langzeitfolgen zu entwickeln. Deshalb kommt es darauf an, beim ersten Verdacht sofort die Hausärztin oder den Hausarzt aufzusuchen.

In erster Linie muss es aber darum gehen, gar nicht erst an einer Gürtelrose zu erkranken! Zum Glück gibt es eine Schutzimpfung als Vorsorgemöglichkeit. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt sie allen Personen ab 60 Jahren. Die Empfehlung bedeutet, dass diese Personengruppe einen Anspruch auf die Impfung hat und die Kosten von den Krankenkassen getragen werden. Das gilt ebenfalls für Menschen ab 50 Jahren, wenn bei ihnen eine Grunderkrankung, wie Diabetes, Asthma, oder Krebs vorliegt oder ihre Abwehrkräfte durch eine immunsupprimierende Therapie beeinträchtigt sind. Das ist zum Beispiel bei Rheuma oder Chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen der Fall. Mehr zur Impfung gegen die Nervenerkrankung findest du auf www.impfen.de/guertelrose oder beim Robert Koch Institut (RKI)

Wie eine Studie nachweisen konnte, schützt der Herpes-zoster-Impfstoff, der in zwei Dosen im Abstand von 2–6 Monaten verabreicht wird, mindestens vier Jahre lang vor einer Infektion. Andere Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst nach sieben Jahren die Wirksamkeit kaum nachlässt.

Quellen: 

Brigitte

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