Neandertaler waren nicht nur Überlebenskünstler, sie haben uns auch nützliche DNA hinterlassen: Deutsche Forschende um Hugo Zeberg vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig konnten belegen, dass etwa jede dritte europäische Frau eine bestimmte Genmutation in sich trägt, die sich durch eine Kreuzung unserer Vorfahren mit Neandertalern ergeben hat. Und diese Mutation ist ungemein praktisch – denn sie sorgt dafür, dass Frauen fruchtbarer sind.
Fruchtbarer dank Genmutation
Die Mutation mit dem Namen V660L verändert zwei DNA-Abschnitte eines Rezeptors, an dem das Hormon Progesteron andockt. Durch das Andocken wird wiederum eine Reaktionskette ausgelöst, die dafür sorgt, dass die Gebärmutter für die Einnistung und Versorgung eines Embryos vorbereitet wird.
Zeberg und seine Kollegen und Kolleginnen prüften nun in ihrer Untersuchung, ob die Mutation bereits bei unseren Vorfahren auftrat und untersuchten dafür drei Neandertalergenome. Ihr Ergebnis: Alle drei Genome wiesen die Veränderung auf. Und zwar in dem DNA-Abschnitt, der nachweislich in unser Erbgut übergegangen ist. Außerdem konnten die Forschenden feststellen, dass V660L vor 40.000 Jahren eigentlich nur gering verbreitet war, im Laufe der Zeit aber immer häufiger auftrat. Der Grund dafür: Frauen mit der Mutation brachten im Vergleich mit nicht betroffenen Frauen mehr Kinder zur Welt und erlitten weniger Blutungen sowie Fehlgeburten. "Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Neandertaler-Variante des Rezeptors günstig auf die Fruchtbarkeit auswirkt", so Zeberg.
Ein praktisches Erbe
Insgesamt tragen Europäer:innen etwa zwei Prozent des Erbguts von Neandertalern in sich, was verschiedene Vorteile für uns hat. Beispielsweise verstärkt dieses Erbgut unser Immunsystem und unterstützt uns auch beim Fettabbau. Die verbesserte Fruchtbarkeit durch das Neandertal-Gen kommt nun noch als Pluspunkt hinzu.