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Warum wir über unsere Tampons nachdenken sollten

Warum wir über unsere Tampons nachdenken sollten
© tormashka / shutterstock
Pestizide, Dioxin, Formaldehyd: Sind unsere Tampons wirklich so gesundheitsschädlich, wie manche Frauen befürchten? Wir sind der Frage nachgegangen.

Alles Watte oder was?

Ein Blick auf die Tampon-Packung ist so überraschend wie aufschlussarm. Sucht man nach Angaben zu den Inhaltsstoffen, lesen wir lediglich: "Rückholfaden aus 100 Prozent Baumwolle. Cellophanhülle aus nachwachsenden Rohstoffen. Beipackzettel zu 100 Prozent aus Recycling-Material. Karton aus mindestens 70 Prozent Recycling-Material." Woraus die Tampons bestehen, die wir uns über Jahrzehnte in den Körper stecken, erfahren wir nicht.

Auch kurios: Wir machen uns zwar Gedanken darüber, was wir essen und welche Chemikalien in unserer Kleidung und in unseren Lotionen stecken. Aber wir machen uns kaum Gedanken darüber, was in unseren Tampons drin ist, die wir regelmäßig unseren Schleimhäuten anvertrauen.

Es gibt keine Deklarationspflicht

Tampons zählen zur Kategorie "Bedarfsgegenstände" und unterliegen daher keiner Deklarationspflicht. Aber: "Laut Produktsicherheitsgesetz müssen die Hersteller ausschließen, dass ihre Produkte gesundheitsschädlich sind", so Jürgen Thier-Kundke vom "Bundesinstitut für Risikobewertung" (BfR) zu BRIGITTE.de. Nur warum werden auf den Packungen ausgerechnet die Informationen zum Tampon weggelassen? "Was auf der Packung steht, ist rein werblich", stellt Thier-Kundke klar. Und vielleicht klingt Viskose oder Zellstoff einfach nicht sehr sexy. Denn daraus bestehen Tampons im Wesentlichen. Aber eben nicht nur.

"Es kann einfach nicht sein, dass keine Frau weiß, was in den Produkten drin ist", sagt Annemarie Harant zu BRIGITTE.de. "Tampons und Binden unterliegen denselben gesetzlichen Grenzwerten wie Taschentücher oder ähnliche Hygieneprodukte – ohne Rücksichtnahme darauf, dass sich Tampons und Binden über einen längeren Zeitraum in oder direkt an unserem Körper befinden".

Sie entschloss sich daher, über das Thema aufzuklären. Gemeinsam mit Bettina Steinbrugger gründete sie das Portal www.erdbeerwoche.com, auf dem sie über alternative Frauenhygiene informiert und unter anderem Bio-Tampons verkauft.

Woraus bestehen Tampons eigentlich?

Tampons bestehen aus Zellwolle, Viskose und/oder Baumwolle. Ein Tampon wird aber auch von einer synthetischen Schicht umgeben, die das Ein- und Ausführen erleichtert und verhindert, dass der Zellstoff in der Scheide auseinanderfällt. Diese Hüllen werden aus Polyester, Polyethylen und/oder Polypropylen hergestellt. Die synthetischen Fasern der Tampons werden übrigens mit dem Toxischen Schocksyndrom (TSS) in Zusammenhang gebracht, einer durch Tampons ausgelösten bakteriellen Infektion, die zwar sehr selten ist, aber tödlich verlaufen kann.

Angst vor Dioxinen, Pestiziden, Formaldehyd und Gentechnik

Immer mehr Frauen stellen Fragen zu potenziell schädlichen Inhaltsstoffen in Tampons: Von Pestiziden und Gentechnik beim Baumwollanbau ist die Rede, von Dioxinen, die beim Bleichen entstünden und von Formaldehyd aus der Folienverpackung der einzelnen Tampons. Tatsächlich gibt es kaum Untersuchungen zum möglichen Schadstoffgehalt von Tampons.

Sind Tampons nun bedenklich oder nicht?

"Stiftung Warentest" hat 2003 22 Tampon-Marken untersucht und keine Schadstoffe gefunden. 2009 hat "Öko-Test" in zwei Produkten "krebsverdächtiges Formaldehyd" entdeckt. Die Tester räumten aber ein, dass die gesetzlichen Grenzwerte weit unterschritten wurden: "In allen Fällen wird zwar der Grenzwert für Formaldehyd nur zu zehn bis 20 Prozent ausgeschöpft. Da ein Tampon aber naturgemäß über Stunden im Körper verbleibt, bewerten wir diesen Stoff strenger. Quelle für den bedenklichen Stoff ist die Folie, mit denen die Tampons einzeln verpackt sind." In zehn Marken fand "Öko-Test" halogenorganische Verbindungen, zu denen auch die gefürchteten Dioxine zählen. "Die Rückstände könnten aus der Bleiche der Fasern mit Chlorverbindungen stammen", hieß es.

Laut Jürgen Thier-Kundke vom "BfR" solle man aber "die Kirche im Dorf lassen." Zwar würden beim konventionellen Baumwoll-Anbau Pestizide eingesetzt, aber es gebe dafür sogenannte Rückstandshöchstgehalte. "Wir wissen nicht, ob Pestizide im Produkt überhaupt noch nachweisbar sind." Für die Sicherheit seien die Hersteller verantwortlich.

Auch Alyssa Dweck, renommierte amerikanische Gynäkologin und Co-Autorin des Buches "V is for Vagina", ist der Meinung, dass Frauen sich keine Sorgen machen müssten. "Konventionelle Tampons sind überhaupt nicht schlecht", sagte sie der "Huffington Post", "auch wenn manche Frauen empfindlich auf Duftstoffe reagieren." Und die WHO warnt, dass wir vor allem durch Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Fisch mit Dioxinen in Berührung kommen.

Sollte ich besser zu Bio-Tampons greifen?

Sie heißen "Natracare", "Organyc Biotampons" oder "Masmi Tampons" und bestehen zu 100 Prozent aus zertifizierter Bio-Baumwolle. Bedeutet: Die Baumwolle enthält keine Pestizide, ist gentechnikfrei und kommt ohne die Kunststoffe aus, die konventionelle Tampons umhüllen.

Es kann vermutlich nicht schaden, auf die Bio-Variante umzusteigen - wenn es einen nicht stört, dass sie etwas teurer sind als herkömmliche Tampons. Wobei man wissen muss, dass auch natürliche Stoffe allergen wirken können. Und dass man auf gefärbte und duftende Tampons verzichten sollte, versteht sich eigentlich von selbst.

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