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Hypochondrie: Lassen sie mich durch, ich brauch Arzt!

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© Getty Images
Ja, schon klar, auf Parties unterhält sie alle mit ihren wahnwitzigen Hypochondrie-Geschichten. Im Nachhinein sind die immer lustig – aber nicht, wenn man mitten drin steckt. Unsere Autorin über ihre Hypochondrie, und wie sie ihr einen Haken schlägt.
von Cara Johannsen

OH. MEIN. GOTT. Ich sitze im Büro und ganz plötzlich überkommt mich dieses Gefühl, mein Puls würde irgendwie schneller gehen. Richtig rasen. Ich messe mit einem Daumen. Aha ja, das sind viel mehr Herzschläge, als pro Minute erlaubt. Sagt mir jedenfalls Google. Und was waren nochmal die Anzeichen für einen Schlaganfall? Ist da nicht ein Taubheitsgefühl im linken Arm? „Das kommt vom Yoga. Entspann dich mal!", lacht mein Kollege. Einatmen. Ausatmen. Ok, mache ich. Aber der Puls bleibt schnell. Nervös lächelnd stehe ich auf. Was jetzt? Und wenn es ein Vorbote für einen Infarkt ist? Ich fühl mich auch ein bisschen schwindelig. Den Nachmittag verbringe ich mit Grübeln und Googeln, Googeln und Grübeln. Endlosschleife. Dann packe ich meine Sachen ein und fahre ins Krankenhaus. Notaufnahme!

Kümmern Sie sich bitte um die hysterische junge Dame!

In der Notaufnahme: „Echte Kranke“, sagt mein Kumpel Matteo. „Und du. Schon wieder.“ Ich schlucke. Er hat ja recht. Aber ich war so panisch. Und brauch jetzt Gewissheit. Jede Stunde länger, die ich warte, fühlt sich mein Puls besser an. Irgendwie ruhiger. Der Schwindel ist auch weg. Endlich beim Arzt. Der misst meinen Puls, horcht und klopft mich ab. Stellt ein paar Fragen: Viel Stress grad? Äh, ja. Viel Kaffee getrunken? Hmmm, ja hab ich. Er lächelt mich an und kritzelt was in seinen Block. Er versichert mir, alles sei gut. Müde sieht er aus, und genervt. Und ich verstehe, dass solche Hypochonder wie ich den ganzen Betrieb aufhalten. Und das es da draußen wirklich Menschen gibt, die echte Probleme haben. Und keine imaginierten. Zu Matteo sagt der Arzt: „Kümmern Sie sich mal ein bisschen um die hysterische junge Dame.“ Na super.

Fick dich ins Knie, Hypochondrie!

Und die Moral von der Geschicht? Googel eine Krankheit nicht! Never! Ich weiß, dass ich mich in meine Hypochondrie reinsteigere. Und das nervt nicht nur mich, sondern alle anderen auch. Meine Freunde; Familie und Kollegen. Ich haben jetzt so eine Entspannungs- und Mediations-App, die ich benutze, wenn sich der Panik-Modus einschaltet. Und wenn das nicht hilft, ruf ich Matteo an. Der sagt mir mein Mantra vor: „Einatmen, Ausatmen. Du hast nichts. Du bist gesund.“ Ihm glaube ich dann mehr, als mir selbst. Meine Oma Inge hat eine einfache Lösung parat: Ich solle einen Arzt heiraten. Der könnte dann jeden hypochondrischen Anfall in nullkommanichts abwehren. Vielleicht keine schlechte Idee. Tatsächlich sah der Arzt in der Notaufnahme gar nicht mal so schlecht aus...

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