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Pille im Langzyklus - was muss ich beachten?

Pille im Langzyklus: Hände mit einer Packung der Pille
© Image Point Fr / Shutterstock
Mit der Pille im Langzyklus unterdrücken viele Frauen ihre Blutung absichtlich. Das ist bequem, aber ist es auch gesund? Worauf solltet ihr achten?

Was bedeutet es, die Pille im Langzyklus zu nehmen?

Wer mit der Pille verhütet, kann die Blutung hinauszuzögern. Die setzt, anders als bei der echten Menstruation, gut kalkulierbar erst dann ein, wenn dem Körper nach Wochen mit täglichen Hormontabletten durch Pillenpause oder Zuckerpillen plötzlich Hormone fehlen. Langzeitzyklus nennen es die Mediziner, wenn nicht wie sonst nur 21 Tage lang Hormone eingenommen werden, sondern kontinuierlich über Monate hinweg. Insbesondere junge Frauen nutzen die Pille gern im Langzyklus.

Welche Vorteile hat der Langzyklus?

Vor allem Frauen mit einer starken Menstruationsblutung oder mit starken Regelschmerzen während der Tage nutzen diese Möglichkeit, die Pille ohne Pause einzunehmen. Denn dadurch wird die Blutung seltener.

Gegenüber dem herkömmlichen Einnahme-Rhythmus hat der Langzeitzyklus zudem den Vorteil, dass die Sicherheit der Verhütung steigt. Der konstant hohe Wirkstoffspiegel unterdrückt die Funktion der Eierstöcke noch umfassender, als wenn alle drei Wochen eine Hormonpause eingelegt wird. So fällt eine vergessene Pille oder auch eine, die wegen Erbrechen oder Durchfall wirkungslos bleibt, nicht mehr so stark ins Gewicht.

Der Verzicht auf das monatliche Hormon-Auf-und-Ab bringt den Körper insgesamt in ruhigeres Fahrwasser: Die physischen und psychischen Begleiter der Blutung wie Migräne, Unterleibsschmerzen, Gewichtsschwankungen, Müdigkeit oder Verstimmungen gehen deutlich zurück.

Zwar gibt es für dieses Einnahmen-Schema in Deutschland kein Präparat, das speziell dafür zugelassen ist, doch "unter medizinischen Gesichtspunkten spricht nichts dagegen, die Pille länger als drei Wochen hintereinander einzunehmen", sagt die Gynäkologin und Professorin Elisabeth Merkle.

Gibt es mit der Pille im Langzeitzyklus auch Nachteile?

Ja. Besonders bei Frauen, die damit anfangen, die Pille jeden Tag zu nehmen, kommt es erst einmal häufiger zu Zwischenblutungen. Diese können jederzeit auftreten und sind darum nicht so berechenbar wie zuvor die Blutungen in der Pillenpause. Allerdings legen sich diese Störungen mit der Zeit meist von selbst: Nach und nach baut sich immer weniger Gebärmutterschleimhaut auf, und die Blutung bleibt ganz aus.

"Die Frauen nehmen die Pille meist über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten", so Merkle. "Wenn man dann merkt, dass eine Zwischenblutung kommt, sollte man eine Pause einlegen, um der Gebärmutterschleimhaut Gelegenheit zu geben, abzubluten." Auch diese Entzugsblutungen fallen nach mehreren Monaten oft geringer aus als nach drei Wochen, und manchmal bleiben sie sogar ganz aus.

Für wen ist die Pille im Langzyklus geeignet?

Prinzipiell kann jede Frau die Pille im Langzyklus einnehmen. "Nur jungen Mädchen, die noch keinen regelmäßigen Zyklus haben, würde ich nicht dazu raten", sagt Merkle. Grundsätzlich empfiehlt die Gynäkologin, mit Arzt oder Ärztin zu sprechen, bevor man die kleinen Tabletten dauerhaft schluckt.

Kann ich jede Pille ohne Pause nehmen?

Nein, nicht jedes Präparat ist dafür geeignet. Möglich ist der Langzyklus nur mit Einphasen-Pillen, bei denen jede Tablette die gleiche Wirkstoffkombination enthält. Auch ein Vaginalring (Nuva-Ring), der konstant Östrogene und Gestagene abgibt, eignet sich für den langen Zyklus. Der Ring wird sofort nach drei Wochen und nicht erst nach sieben Tagen durch einen neuen ersetzt.

Und was ist, wenn ich irgendwann Kinder bekommen möchte?

Dann werden Pille oder Ring einfach abgesetzt - egal, wie lange sie vorher genommen wurden. "Die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, beeinflusst der Langzyklus nicht", so Elisabeth Merkle.

Welche Gefahren birgt die Pille im Langzeitzyklus?

Viele Frauen haben dabei Bedenken. In einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gab nur etwa jede vierte Frau an, für mehrere Monate darauf verzichten zu wollen. Wissenschaftler und Mediziner streiten schon lange darüber, was natürlich ist im weiblichen Periodensystem. Die Amerikanerin Margie Profet etwa geht davon aus, die Menstruation diene der Reinigung, in dem sie Keime und andere Krankheitserreger sozusagen ausschwemme. Demnach würde es schaden, weniger zu bluten - eine Hypothese, die allerdings mittlerweile widerlegt ist.

Momentan tendieren manche Forscher eher zum Gegenteil: Das ständige Menstruieren im Monatsrhythmus sei eine Erfindung der Moderne, auf die der weibliche Körper gar nicht eingestellt sei und die das Risiko für bestimmte Krebsformen wie Tumore von Gebärmutter und Eierstöcken erhöhe. Denn unsere Vorfahrinnen waren über weite Strecken ihres (fortpflanzungsfähigen) Lebens meist entweder schwanger oder stillende Mutter und damit menstruationsfrei. Die Hormone der Pille würden demnach einen Naturzustand wiederherstellen.

Ungeachtet dieser Diskussionen geht es den allermeisten Pillen-Anwenderinnen jedoch vor allem um eins: zu verhüten. Und dass das funktioniert hat, zeigt nicht zuletzt die monatliche Entzugsblutung. Insofern erfüllt die, selbst wenn sie lästig ist, auch einen psychologischen Zweck.

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Text: Antje Kunstmann / nw

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