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Fragen an die Apothekerin Was tun gegen Migräne?

Apothekerin Diana Helfrich
© Stephanie Brinkkötter / PR
Viele Migräne-Patienten wissen nicht, dass es Triptane gibt - dabei können die Arzneistoffe sehr wirksam sein. Gesundheits-Kolumnistin Diana Helfrich stellt sie vor.

Neulich, auf dem Weg zur Kantine:

M: Ich habe solche Kopfschmerzen. Migräne.

Ich: Oh je. Aus der Hölle. Was nimmst Du dagegen?

M: Aspirin. Ibuprofen. Was da ist. Hilft aber auch nicht immer.

Ich: Triptane?

M: Was????

Diesen Dialog habe ich schon ganz erstaunlich oft geführt, teilweise mit Frauen, die seit JAHRZEHNTEN mit Migräne zu tun haben. Ich kann es dann immer nicht fassen, dass sie nichts von dieser Substanzklasse wissen, die es mittlerweile ja auch schon runde 20 Jahre gibt.

Ich vermute, das hat damit zu tun, dass Apotheker sie nicht sooooo gern verkaufen. Denn Triptane sind für Apotheker kompliziert. Sie dürfen sie nur abgeben, wenn zuvor ein Arzt die Diagnose "Migräne" gestellt hat, auch die Packungen, für die man kein Rezept braucht. Sie können ihrem Kunden schließlich nicht ansehen, ob er oder sie wirklich unter Migräne oder "nur" unter Kopfschmerzen leidet. Doch Triptane wirken ausschließlich bei Migräne. Wer anderweitig bedingt einen Brummschädel hat, dem helfen sie nicht.

Was sind Triptane und wie wirken sie?

Darum will ich Triptane hier mal vorstellen. Diese Wirkstoffe ähneln dem körpereigenen Botenstoff Serotonin und docken an bestimmte Serotonin-Rezeptoren an. Dadurch ziehen sie die bei Migräne erweiterten Blutgefäße im Gehirn zusammen, so dass der Schmerz nachlässt.

Solche Rezeptoren gibt es aber auch außerhalb des Schädels, und Triptane könnten grundsätzlich auch dort Blutgefäße zusammenziehen - wegen dieser möglichen Nebenwirkung sind sie nichts für Patienten mit koronarer Herzkrankheit und anderen Gefäßkrankheiten, und auch wer Diabetes hat oder viel raucht, sollte besser verzichten.

Triptane wirken am besten, wenn man sie gleich nimmt, sobald der Kopfschmerz zu spüren ist (vorher bringen sie nix, wer die Migräne durch Seh-, Riech- oder andere Störungen aufziehen spürt, sollte noch nicht dazu greifen). Sie können aber auch später genommen werden. Und auch für sie gilt: Wer zu viel davon schluckt (empfohlen an maximal zehn Tage im Monat und drei Tagen hintereinander), riskiert einen sogenannten medikamenteninduzierten Kopfschmerz - man kriegt Kopfschmerzen von den Tabletten, die man gegen Kopfschmerzen nimmt.

Triptane gibt es sogar ohne Rezept

Seit 2006 ist Naratriptan rezeptfrei zu haben (zumindest in Packungen mit zwei Tabletten), Almotriptan folgte. Allerdings gilt das nicht für über 65-Jährige, eben weil doch viele von ihnen mit Gefäßproblemen wie Bluthochdruck oder Durchblutungsstörungen zu tun haben. Darum sollten sie mit ihrem Arzt sprechen.

Aber das ist ohnehin mehr als sinnvoll, wenn man ganz plötzlich oder eben immer wieder mit starken Kopfschmerzen zu tun hat. Man neigt dazu, das zu bagatellisieren. Doch wer leidet, sollte sich Hilfe holen, eventuell auch in der Migräne- bzw. Kopfschmerzambulanz der nächstgelegenen Universitätsklinik.

Wer Migräne hat, sollte von Triptane wissen!

Ich sage hier nicht, dass Triptane immer und allen helfen und überhaupt das Größte sind - es gibt keine Wirkung ohne Nebenwirkung (siehe oben, auf die Gefäße im Körper); ich weiß nicht, wie oft ich das während meines Studiums gehört habe. Ich finde nur: Wer Migräne hat, sollte wissen, dass es sie gibt.

Diana Helfrich, BRIGITTE-Redakteurin und Apothekerin, bloggt über Gesundheit. Der Großteil dieses Textes ist ihrer Seite www.die-apothekerin-ihres-vertrauens.de entnommen.

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