Eine Methode, die die Schmerzen einfach wegzaubert, gibt es leider nicht. Viele Menschen mühen sich mit einem langen Leidensweg und unkonventionellen Verfahren ab, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Erfolgreiche Behandlung setzt einen aktiven und informierten Patienten voraus. Stress, Ängste, Depressionen, Muskelverspannungen, Zähneknirschen, zu häufige Einnahme von Medikamenten - das alles sind Faktoren, die Spannungskopfschmerzen auslösen können.
Generell sind das Erlernen von Entspannungsverfahren wie der progressiven Muskelentspannung, ein Training zur Stressbewältigung und regelmäßiger Ausdauersport sinnvoll. Für die Akutbehandlung von zeitweise auftretendem Spannungskopfschmerz empfehle ich ein Kopfschmerzmedikament wie Aspirin 1000 Milligramm, Paracetamol 1000 Milligramm oder Ibuprofen 400 Milligramm. Die Wirkung hält bis zu etwa vier Stunden an, die Einnahme kann dann wiederholt werden, allerdings nicht häufiger als viermal pro Tag. Diese Dosierung kann man bis zu zehn Tage im Monat nehmen, ab vier Tagen sollte aber in jedem Fall ein Arzt hinzugezogen werden. Vor der Einnahme der Medikamente sollte man die Kontraindikationen auf dem Beipackzettel durchlesen und beachten. Ebenfalls wirksam ist zehnprozentiges Pfefferminzöl in alkoholischer Lösung, das direkt auf die schmerzhaften Stellen des Kopfes aufgetragen werden kann.
- Professor Hartmut Göbel, Leiter und Chefarzt der Schmerzklinik Kiel
Bei akuten Spannungskopfschmerzen kann man ruhig mit etwas Kraft drei bis fünf Sekunden in die Mulde zwischen den Nackenmuskeln am Übergang zum Hinterkopfknochen (Akupunkturpunkt Gallenblase 20) drücken. Auch mehrmaliges Drücken mit den Mittelfingern in die Schläfenmulden und das Eincremen der Schläfen mit Tigerbalsam können helfen.
Wichtig ist ebenfalls, auf die Ernährung zu achten. Unregelmäßiges Essen, übermäßiger Verzehr von heißen Speisen, scharfen Gewürzen wie Curry und Pfeffer, regelmäßiger Konsum von Alkohol und ein Übermaß an Fetten und gebackenen Speisen können zu Spannungskopfschmerzen führen. Bei chronischen Schmerzen empfehlen wir, ganz auf Kaffee zu verzichten. Außerdem rät die Traditionelle Chinesische Medizin zu bestimmten Lebensmitteln, die einen harmonisierenden Einfluss auf die Leberfunktionen haben. Denn die Ursache von Spannungskopfschmerzen ist unserer Theorie nach häufig eine gestaute Leberenergie. Zu empfehlen sind hierbei unter anderem Chrysanthementee (aus der Apotheke), Tomaten, Erdbeeren und Mandarinen.
Außerdem halten wir das Erlernen der konzentrativen Atem- und Bewegungstherapie Qi-Gong für sinnvoll; sie verbessert den Energie- und Blutfluss im Körper und führt durch leichte Bewegung zu einer tiefen Entspannung. Sollten die Beschwerden auch dadurch nicht besser werden, raten wir zu einer Serie von zehn bis 15 Akupunkturbehandlungen bei einer erfahrenen TCM-Medizinerin, eventuell auch in Kombination mit einer chinesischen Heilkräutertherapie. Dafür sollte eine energetische TCM-Diagnose unter der Zuhilfenahme von Zungen- und Pulsdiagnose durchgeführt werden, um den genauen Kopfschmerztyp zu erfassen.
- Akupunktur-Professorin Shuhui Ma (Universität Peking) von der TCM-Klinik Bad Kötzting
Meiner Erfahrung nach spielen bei Spannungskopfschmerzen sehr häufig das Kiefergelenk und die dazugehörende Kaumuskulatur eine Rolle. Auslöser kann ein Fehlbiss sein. Viel häufiger ist es aber Stress, der zu Zähneknirschen und -pressen führt. Oft spüren die Betroffenen die Spannung in ihrer Kaumuskulatur gar nicht, weil sie sich über einen langen Zeitraum allmählich aufgebaut hat.
Entspannung bringt folgende Übung: Aufrecht auf einen Stuhl setzen und bequem anlehnen. Die Handflächen jeweils sanft auf die Wangen legen, die Zeigefinger befinden sich direkt vor dem Ohr. Der Kiefer sollte locker hängen, so dass sich die Zähne nicht berühren. Fühlt sich eine Seite unter den Händen verspannter an? Wenn ja, sollte man versuchen, noch mehr Spannung aus dieser Seite herauszunehmen. Im nächsten Schritt üben beide Hände einen leichten Zug in Richtung Boden aus. Dieser Zug sollte ganz sanft sein, die Hände dürfen nicht auf der Haut nach unten gleiten. Falls sich der Mund etwas öffnet, ist das in Ordnung. Nach etwa 30 Sekunden sollte zu spüren sein, wie die Kaumuskulatur sich entspannt und hinten an den Kiefergelenken eine leichte, wohltuende Dehnung entsteht. Diese Position 30 bis 60 Sekunden halten, dann langsam wieder in die Ausgangsstellung zurückgehen, die Hände herunternehmen und nachspüren. Die Übung kann mehrmals wiederholt werden.
Die Ursache für Kopfschmerzen liegt aber nicht zwangsläufig immer in der Kopfregion. Der menschliche Körper bildet eine untrennbare Einheit mit anatomischen und funktionellen Verbindungen. Die Region, die den Schmerz auslöst, kann weit entfernt sein. Auch ein Sturz auf das Steißbein kann im Kopf zu spüren sein.
- Birgit Höly, Osteopathin D. O. und Heilpraktikerin aus München
Spannungskopfschmerzen sind aus der Sicht des Yoga eine Verbindung aus geistigen und muskulären Verspannungen, die wir mit dem yogischen Grundprinzip "Den Geist zur Ruhe bringen" angehen können. Dieses kleine Erste-Hilfe-Programm lässt sich fast überall durchführen. Schön wäre es, einen ruhigen Ort aufzusuchen, aber mit etwas Übung gelingt es auch im Büro oder bei einem kurzen Gang über den Flur.
Zuerst sollte man eine Kopfposition finden, in der die Anspannung im Nacken möglichst gering ist. Dafür den Kopf leicht vor und zurück bewegen, das Kinn ganz sanft in Richtung Kehle neigen oder es ein wenig anheben. Nun ganz bewusst den Mundraum, Wangen und Kiefergelenke entspannen. Aus dieser Kopfhaltung heraus beginnt man mit ganz kleinen Bewegungen. Sie können so klein sein, dass sie von anderen kaum wahrgenommen werden. Man kann sich zum Beispiel vorstellen, die Nase sei ein Pinsel, der kleine Kreise, Spiralen oder liegende Achten auf eine imaginäre Tafel malt. Zwischendurch immer wieder eine Pause machen, um zu kontrollieren, ob die Kopfhaltung noch spannungsfrei ist.
Solche kleinen Bewegungen können die Nackenmuskulatur entspannen. Durch das Einüben einer angenehm leichten Kopfhaltung wird das Bewusstsein für Fehlhaltungen geschärft. Außerdem klinkt man sich so einige Augenblicke aus der Getriebenheit des Alltags aus. Um Spannungskopfschmerzen dauerhaft und langfristig mit Yoga zu lindern, ist regelmäßiges Üben unter Anleitung einer guten Yogalehrerin der richtige Weg.
- Angelika Beßler, Vorstandsvorsitzende des Berufsverbands der Yogalehrenden in Deutschland (BDY)
Aus naturheilkundlicher Sicht steht bei Spannungskopfschmerzen die Frage nach dem Warum im Vordergrund: Was verursacht Spannungen? Ist es der Job, sind es die vielen Anforderungen des Alltags? Hilfreich sind alle Formen der Entspannung, besonders für den Nacken. Ich empfehle, den Nacken mit Aconit-Schmerzöl einzureiben und darüber ein feuchtwarmes Tuch und eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen zu legen. Dies kann man täglich machen, am besten abends, damit die Muskulatur sich über Nacht entkrampfen kann.
Achtung: Kopfschmerzen, die in der Nacht auftreten, sind selten Spannungskopfschmerzen, und ihre Ursachen müssen dringend vom Arzt abgeklärt werden. Empfehlen kann ich auch Biodolor, ein homöopathisches Komplexmittel. Es wirkt direkt auf die Kopfschmerzneigung. Im akuten Fall können sechs- bis achtmal täglich eine Tablette oder fünf- bis sechsmal täglich zehn Tropfen eingenommen werden. In der Apotheke kann man sich einen Kräutertee aus jeweils 20 Gramm Melissenblättern, Baldrianwurzel, Lavendelblüten, Weidenrinde, Passionsblume, Rosmarinblättern und Mutterkraut mischen lassen. Drei Teelöffel dieser Mischung mit einem halben Liter Wasser überbrühen, drei bis fünf Minuten ziehen lassen und schluckweise über den Tag oder Abend verteilt trinken. Das entspannt die Muskulatur und entgiftet.
Helfen können auch Akupunktur, Bachblüten, Moxazigarren oder Eigenblutspritzen. Hierfür ist aber eine individuelle Beratung nötig. Wenn die Schmerzen über einen längeren Zeitraum nicht nachlassen, sollte auf jeden Fall ein Neurologe aufgesucht werden.
- Katrin Anna Speidel, Heilpraktikerin und Homöopathin aus Hamburg