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Spiraldynamik: Hilfe für die Füße

Frau auf Wiese hält sich die Füße
© Seasontime / Shutterstock
Füße werden ganz schön strapaziert. Bei vielen sind sie irgendwann durchgetreten und tun weh. Spiraldynamik, eine neue Bewegungstherapie, ist oft eine Alternative zu Einlagen oder gar einer Operation.

Sigrid Werner* hat Probleme mit den Füßen, solange sie denken kann. Schon in der Kindheit wurden bei ihr "Hohlfüße" festgestellt. Der Mittelfuß war extrem nach oben gewölbt. Rücken- und Kreuzschmerzen waren die Folge. In ihren schlimmsten Zeiten waren die Schultermuskeln so verhärtet, dass bei der Akupunktur die Nadeln abbrachen. Trotz Einlagen verlagerte sich Sigrid Werners Körpergewicht beim Gehen ständig nach vorn.

Auch barfuß lief sie wie auf hohen Absätzen. Klar, dass das Quergewölbe über dem Ballen bald einsackte und die Zehen auseinander spreizte. Zusätzlich bildete sich ein schmerzhafter Ballen ("Hallux valgus"). Als ein Orthopäde ihr zur Operation riet, wollte Sigrid Werner lieber noch eine weitere Meinung einholen - und heute ist die 59-Jährige froh darüber. Denn der zweite Arzt gab ihr den Tipp mit der Spiraldynamik.

Gesunde Füße sind wie Stoßdämpfer

Begründer dieser noch jungen Bewegungstherapie ist der Arzt Dr. Christian Larsen. Das Prinzip: Von Natur aus bewegt sich der menschliche Körper spiralförmig. Solange Arme, Wirbelsäule, Beine und Füße die vorgegebene Drehrichtung einhalten, sind Muskeln und Gelenke genau richtig belastet und werden nicht überanstrengt. Ein gesunder Fuß, so der Experte, ist "dreidimensional verschraubt". Wie ein Tuch, dessen beide Enden gegeneinander "ausgewrungen" werden: Es wölbt sich auf, die Enden entfernen sich S-förmig voneinander - fertig ist die Spirale. Der Fuß bewegt sich ohne Mühe und wirkt zudem wie ein Stoßdämpfer. So fängt er sogar extreme Belastungen wie beim Ballett ab.

Geht die natürliche Verschraubung verloren, sind Probleme programmiert. 40 Prozent der Erwachsenen haben keine gesunden Füße. Jeder dritte Fußkranke ist von Natur aus benachteiligt, etwa durch genetische Veranlagung zu Spreiz-, Platt- oder Hohlfüßen. Bei allen anderen sind die Probleme durch ungleichmäßige Belastung und zu kleine oder zu hohe Schuhe entstanden.

Einlagen? Operation? Oder "Fußschule"?

Dass die Füße sich mit den Jahren etwas "abnutzen", ist eine normale Verschleißerscheinung. Wenn aber Gelenke ständig überbeansprucht sind und schließlich versteifen, wenn Bänder und Muskeln sich durch einseitige Belastung oder zu wenig Bewegung verkürzen, verhärten oder überdehnen, geht es los mit Beschwerden und Schmerzen.

Auch Sigrid Werner hat diese Erfahrung gemacht. Selbst die harten Einlagen in ihren Schuhen, wie sie früher oft verschrieben wurden, brachten ihr keine Erleichterung mehr. Solche Einlagen sind für Christian Larsen oft "eine Verschlimmbesserung nach Maß", weil der Fuß dann keine Gelegenheit mehr hat, sich selbst auszubalancieren. Seine Strategie: "Den Fuß schulen, sich aus eigener Kraft wieder nach seinem ursprünglichen Bauplan auszurichten und zu verschrauben." Was damit gemeint ist, hat Sigrid Werner in der Spezialpraxis von Andrea Bubos in Hamburg erfahren. Ihre erste Lektion in Spiraldynamik: die Problemzone wahrnehmen.

Hinstellen, anschauen, spüren: Wohin zeigen Knie und Füße? Was verändert sich beim Hinsetzen, wie bewegen sich die Zehen, was passiert beim Aufstehen? Wie fühlen sich die Bewegungen an, an welchem Punkt sind sie unangenehm, wo tut etwas weh? Nach dieser Bestandsaufnahme beginnt die "Fußschule": Andrea Bubos, Physiotherapeutin mit Zusatzausbildung in Spiraldynamik, biegt und dehnt die Füße behutsam in die von Natur aus vorgegebenen Richtungen: Die Ferse rotiert nach außen, der Vorfuß verdreht sich entgegengesetzt nach innen, fertig ist die Spirale. Gleichzeitig werden Impulse gesetzt.

Plötzlich spürte Sigrid Werner, wo im Fuß zu viel Spannung war, wo Muskelkraft fehlte. Für die ehemalige Gesamtschullehrerin ein Aha-Effekt! Drei Monate lang hat Sigrid Werner wöchentlich eine Stunde bei Andrea Bubos genommen. Sie hat gelernt, dass jede anatomisch richtige Bewegung auch eine Drehung birgt. Und dass sich beim Gehen die Kraft vom Rumpf optimal auf Bein und Fuß überträgt, wenn das Becken aufgerichtet ist und sich frei bewegen kann. Heute hat die 59-Jährige buchstäblich "den Dreh raus".

Was für andere komisch klingt - "im Fußrücken loslassen und länger werden, damit sich Vorfuß und Zehen langsam entspannen" -, ist für sie schon Routine. Gleichzeitig trainiert sie ihre Muskeln im Quergewölbe der Füße. Zu Hause übt sie auch im Sitzen, klappt die Knie nach außen, legt die Fußaußenkanten aneinander und versucht, "in die Füße zu klatschen". Der Sinn dieser Übungen: "Immer wieder zu prüfen, ob der Fuß aufgerichtet und gleichmäßig belastet ist und ob die Zehen gut mitarbeiten. Nur so kann man auf Dauer die richtigen Bewegungen verinnerlichen", sagt die Physiotherapeutin Friederike Odensass. Bei ihr bekommt Sigrid Werner heute ihre "Erhaltungsdosis" von einer Stunde pro Monat. Denn bis die Füße wirklich "umgelernt" haben, dauert es etwa ein Jahr.

Kosten

Bei 60 Euro pro Stunde (ein Kassenrezept für Physiotherapie deckt diese Kosten nur zu einem Viertel) ist das natürlich nicht eben billig. Aber es lohnt sich, meint Christian Larsen: "Bei über zwei Drittel der Patienten können wir mit Spiraldynamik die Fußschädigung zumindest stoppen und ihnen so die Schmerzen nehmen. Vorausgesetzt, sie wenden das Gelernte auch im Alltag an."

Sigrid Werner geht jetzt wieder schmerzfrei durchs Leben. Damit das so bleibt, macht sie weiter ihre Übungen, dazu zählt barfuß laufen im Gras oder auf Sandboden, abends beim Fernsehen ihre Füße massieren. Und ihre Schuhe kauft sie heute eine Nummer größer.

Gut zu wissen

Spiraldynamik ist ein geschützter Begriff. Es gibt etwa 2000 Anbieter in Deutschland. Alle sind an dem von Christian Larsen gegründeten Schweizer "Spiraldynamik Med Center" ausgebildet, Adressen unter www.spiraldynamik.com.

Informationen zur Spiraldynamik und Kontakt zu Therapeuten in Deutschland auch unter www.bubos-physiotherapie.de.

Wie geht es Ihren Füßen?

Stellen Sie sich mit nassen Füßen auf ein Badehandtuch, und schauen Sie sich dann Ihre Fußabdrücke genau an: Bei einem gesunden Fuß hinterlassen der Vorderfuß mit Zehenpunkten, der Mittelfuß auf Außenkante und die Ferse ihre Spuren auf dem Stoff. Beim Hohlfuß machen nur Fußballen und Ferse einen Fleck, beim Plattfuß wird die ganze Fläche unter den Sohlen nass. Ebenfalls wichtig: Wenn sich an bestimmten Stellen der Füße immer wieder Hornhaut bildet, ist das oft ein Hinweis auf eine Drucküberlastung.

Text: Ulrike Kleiner BRIGITTE Woman, 11/06

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