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Schweinegrippe-Impfung: Das müssen Sie wissen

Die Zahl der Infizierten steigt und es hat weitere Todesopfer gegeben. Gleichzeitig haben die Impfungen gegen die Schweinegrippe begonnen. Aktuelle Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Womit wird geimpft?

Für die Impfung der Bevölkerung steht der Impfstoff Pandemrix der Firma GlaxoSmithKline zur Verfügung. Es gibt aber auch andere Impfstoffe, die vor dem neuen Virus schützen sollen. Zum Beispiel Celvapan der Firma Baxter. Diesen haben Bundeswehr und Bundesregierung für sich geordert.

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Worin unterscheiden sich die verschiedenen Impfstoffe?

Pandemrix enthält neben den Antigenen, die auf das neue Virus angepasst sind, so genannte Adjuvanzien. Das sind Wirkstoffverstärker, die die Immunantwort des Körpers auf die Antigene verstärken und damit den Impfschutz erhöhen sollen. Celvaplan enthält keine Adjuvanzien. Außerdem handelt es sich dabei um einen so genannten Ganzvirus-Impfstoff – im Gegensatz zu Pandemrix, der nur Viren-Teile als Antigene verwendet.

Wie sicher sind die Impfstoffe?

Vor allem die Adjuvanzien sind bezüglich ihrer Sicherheit in die Diskussion geraten. Da sie die Immunantwort des Körpers steigern, können sie gegenüber einem Impfstoff ohne diese Zusätze auch die möglichen Nebenwirkungen der Grippe-Impfung verstärken. Zur Verträglichkeit von Pandemrix liegen Studiendaten von etwa 5000 Personen vor. Dabei wurden keinerlei schwerwiegende Nebenwirkungen beobachtet. Da diese, wenn überhaupt, aber sehr selten auftreten dürften, sind keine abschließenden Aussagen über die Impfsicherheit möglich. Dafür müssten viel mehr Menschen untersucht werden.

Sehr häufig nach der Impfung mit Pandemrix traten auf: Kopfschmerzen, Mattigkeit, Muskel- und Gliederschmerzen, sowie Fieber und lokale Reaktionen an der Injektionsstelle wie Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen. Solche Nebenwirkungen können auch nach der Impfung gegen die saisonale Grippe auftreten, fallen aber bei der Schweinegrippe-Impfung nach bisherigen Erfahrungen offensichtlich etwas heftiger aus.

Obwohl Celvaplan keine Wirkstoffverstärker enthält, ist er übrigens keineswegs sicherer. Im Gegenteil: Ganzvirus-Impfstoffe haben mehr und schwerere Nebenwirkungen. Sie markieren die erste Generation der Grippe-Impfstoffe. So genannte Spalt- und Untereinheiten-Impfstoffe wie Pandemrix sind die Weiterentwicklung und gelten als sicherer.

Für beide Impfstoffe existieren keine Daten, ob sie bedenkenlos in der Schwangerschaft eingesetzt werden dürfen. Für Schwangere empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts deswegen den Einsatz eines Spalt-Impfstoffes ohne Adjuvanz.

Und wer wird denn nun als erstes geimpft?

Entsprechend den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), denen sich die nationale Impfkommission STIKO angeschlossen hat, werden zunächst folgende Gruppen geimpft: 1.Beschäftigte des Gesundheitswesens, wie Ärzte, Schwestern und Pfleger, sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Polizei und Feuerwehr 2.Menschen mit chronischen Erkrankungen 3.Schwangere und Frauen, die gerade erst ein Kind bekommen haben

Mit diesen Impfungen ist in den meisten Bundesländern bereits begonnen worden. Noch ist nicht überall klar, wann darüberhinaus jeder, der möchte, die schützende Spritze erhalten kann. Wie die aktuelle Situation in Ihrem Wohnort ist, erfahren Sie unter www.neuegrippe.bund.de.

Die STIKO hat die Bevölkerung insgesamt in sieben Gruppen mit unterschiedlicher Impf-Priorität eingeteilt. Diese Rangfolge beruht auf den bisherigen Erfahrungen, wer am meisten durch die Neue Grippe gefährdet ist. In der siebten und letzten Gruppe finden sich derzeit Personen über 60 Jahre. Denn Komplikationen und Todesfälle traten bisher bei älteren Menschen verglichen mit anderen Altersgruppen am seltensten auf.

Wer zahlt die Impfung?

Für den schützenden Pieks muss niemand in die eigene Tasche greifen. Nach längeren Streitigkeiten, wer denn nun was zahlt, haben sich Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und der Verband der Gesetzlichen Krankenversicherungen darauf geeinigt, dass die Krankenkasse für die Hälfte ihrer Versicherten die Kosten trägt. Schätzungen zufolge könnten das ungefähr eine Milliarde Euro sein. Sollen mehr Menschen geimpft werden, springen Bund und Länder als Geldgeber ein.

Diskussionen gibt es in einigen Bundesländern noch, wie die Ärztinnen und Ärzte von den Kassen für die Durchführung der Impfung bezahlt werden. Einige Mediziner haben angekündigt, die Impf-Kampagne zu boykottieren, weil sie die bisher vereinbarten Honorare für zu gering halten.

Und wo wird geimpft?

Die Durchführung der Impfung wird nicht zentral, sondern von den Bundesländern geregelt und kann deswegen regional unterschiedlich ausfallen. Informationen dazu finden Sie unter www.neuegrippe.bund.de.

Die Bundesregierung hat außerdem eine kostenfreie Hotline eingerichtet, erreichbar unter 0800-44 00 55 0 von 8 bis 18 Uhr (montags bis donnerstags), von 8 bis 12 Uhr (freitags) und von 10 bis 16 Uhr (am Wochenende und an Feiertagen). Telefonische Informationsdienste zu Grippe und Impfung gibt es auch in den einzelnen Ländern.

Was ist mit der normalen, saisonalen Grippe-Impfung?

Zwar erkranken derzeit immer mehr Menschen an der Schweinegrippe, doch auch in diesem Winter wird die übliche, sogenannte saisonale Form der Erkrankung auftreten. Dagegen kann man sich ebenfalls impfen lassen. Nach Empfehlungen der STIKO ist dies ratsam für Menschen mit Vorerkrankungen, Personen über 60 Jahre, sowie medizinisches Personal. Die Risikogruppen sind also zum Teil andere als für das H1N1-Virus.

Es gibt keine Daten dazu, wie der Körper reagiert, wenn gleichzeitig gegen die neue und die bekannte saisonale Grippe-Variante geimpft wird. Deutsche Impf-Experten halten einen Abstand von mindestens zwei Wochen für sinnvoll. Die STIKO empfiehlt außerdem, zuerst gegen die Schweinegrippe zu impfen, da das neue Virus derzeit häufiger vorkommt als der saisonale Erreger.

Die Direktorin der WHO, Marie-Paule Kieny, hat nach Angaben der Ärztezeitung allerdings gesagt, dass beide Impfungen in den meisten Fällen zusammen erfolgen könnten.

Wichtig ist dann aber, dass die Spritzen nicht an der gleichen Stelle gesetzt werden, sondern zum Beispiel in den rechten und den linken Oberarm. So lassen sich auch mögliche Nebenwirkungen leichter der einen oder der anderen Impfung zuordnen.

Wenn ich mich nun aber nicht impfen lassen will?

Eine Infektion mit dem Virus bedeutet keine akute Lebensgefahr. Auch wenn es in Deutschland mittlerweile mehr als zehn Todesfälle gegeben hat, verläuft die Schweinegrippe bisher in den meisten Fällen relativ milde. Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts ist hierzulande in den kommenden Wochen allerdings mit einer steigenden Zahl schwerer und tödlicher Krankheitsverläufe zu rechnen.

Weiterhin besteht das Risiko, dass der Virus mutiert und dadurch gefährlicher wird. Ob und wann dieses passiert, lässt sich jedoch nicht abschätzen. Impf-Experten warnen davor, erst dann mit den Impfungen zu beginnen, wenn die Infektionen tatsächlich massenhaft auftreten und öfter zu Komplikationen führen. Nach Informationen des Paul-Ehrlich-Instituts wirken die Pandemie-Impfstoffe nicht nur gegen das H1N1-Virus, sondern auch gegen Erreger-Varianten, die sich vielleicht noch daraus entwickeln.

Übrigens: Von einer Massenimpfung würden auch Ungeimpfte profitiern. Denn sie dämmt die Verbreitung des Virus ein und senkt damit die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken.

Text: Antje Kunstmann Foto: istockphoto.com

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