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Schweinegrippe: Wie schützen wir unsere Kinder?

Am Freitag ist ein 15-jähriges Mädchen gestorben, das mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert war. Viele Eltern haben spätestens jetzt Angst um ihre Kinder. Wir klären aktuell die wichtigsten Fragen.

Sind Kinder und Jugendliche durch die Schweinegrippe besonders gefährdet?

Ja. Und zwar aus folgenden Gründen:

1. Kinder und Jugendliche stecken sich besonders leicht an. Denn in Schulen und Kindergärten haben sie sehr engen Kontakt zueinander - ideale Bedingungen für die Viren-Ausbreitung. Außerdem sind die empfohlenen Hygienemaßnahmen gerade bei kleineren Kindern schwer durchzuhalten. Deswegen verläuft die Grippe-Ausbreitung in diesen Altersgruppen derzeit sehr schnell. An manchen Schulen sind bereits mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler erkrankt. Nach Erfahrungen mit der saisonalen Grippe aus den letzten Jahren ist zu erwarten, dass es ein paar Wochen dauert, bis das Virus zunehmend auch unter Erwachsenen grassiert.

2. Bei infizierten Kindern, Jugendlichen und junge Erwachsenen führt die Schweinegrippe häufiger zu Komplikationen als in anderen Altersgruppen. Darin unterscheidet sich das H1N1-Virus von dem Erreger der saisonalen Grippe, der vor allem bei älteren Menschen einen gefährlichen Infektions-Verlauf nehmen kann.

Schweinegrippe: So schützen Sie sich und andere!

Besonders häufig haben Kinder und Jugendliche, bei denen die Schweinegrippe zu ernsten Komplikationen führt, weitere Vorerkrankungen, wie zum Beispiel Lungen- oder Herzkreislauf-Beschwerden. Dies gilt auch für die beiden fünfjährigen und den 16-jährigen Jungen, die im Oktober in Deutschland nach H1N1-Infektionen verstorben sind.

Das 15-jährige Mädchen aus Kassel starb übrigens an einer Herzmuskelentzündung. Über Vorerkrankungen der Jugendlichen ist nichts bekannt.

Sollten Kinder und Jugendliche dann nicht bevorzugt gegen die Schweinegrippe geimpft werden?

Genau das fordern derzeit viele Experten. Sie empfehlen die Impfung vor allem für diejenigen jungen Menschen, die durch andere Krankheiten besonders anfällig für Grippe-Komplikationen sind.

Da die Infektionen häufig zu Lungenentzündungen führen, gelten chronische Beschwerden und Beeinträchtigungen der Lunge und des Herz-Kreislaufsystems als Risikofaktoren: also Asthma, Herzfehler oder Stoffwechselerkrankungen.

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit der Schweinegrippe gibt die Ständige Impfkommission (STIKO) in ihren Empfehlungen dem Schutz von Menschen im Alter zwischen sechs Monaten und 24 Jahren auch Vorrang vor anderen Altersgruppen. Es sei denn, ältere Menschen sind durch bestimmte Vorerkrankungen oder ihren Beruf ebenfalls besonders gefährdet.

Ist der Impfstoff denn überhaupt für Kinder geeignet?

Der Impfstoff, mit dem in Deutschland geimpft wird, ist ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen. Dennoch stand der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte der Impfung von Kindern unter drei Jahren bis vor kurzem kritisch gegenüber. Denn es fehlten Daten, wie verträglich die Impfung in diesem Alter ist. Diese liegen jedoch inzwischen aus anderen europäischen Ländern vor. Danach ist der Impfstoff gut verträglich und schützt zuverlässig vor einer Infektion. Die Nebenwirkungen wie Rötungen, Schmerzen oder Fieber sind nicht stärker als bei älteren Kindern und Erwachsenen.

Seitdem hat sich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte den STIKO-Empfehlungen angeschlossen: Kinder ab einem halben Jahr sollten geimpft werden.

Die Entscheidung für oder gegen die Impfung liegt aber weiterhin bei den Eltern. Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland nicht.

Und was ist, wenn mein Kind jünger als sechs Monate ist?

Für Babys bis zu einem Alter von einem halben Jahr ist der verfügbare Impfstoff nicht zugelassen. Manche Experten raten dazu, dann zumindest enge Kontaktpersonen des Säuglings, wie Mutter, Vater oder Geschwister, impfen zu lassen. So könne eine Infektion des ungeimpften Babys vermieden werden. Wichtig zur Vorbeugung sind natürlich auch die allgemein empfohlenen Hygienemaßnahmen.

Von der saisonalen Grippe weiß man: Wer sich in der Schwangerschaft impfen lässt, gibt auch seinem Kind für die ersten Lebensmonate einen Grippe-Schutz mit. Denn die Antikörper der Mutter gehen durch die Plazenta auf das ungeborene Baby über. Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen die Schweinegrippe für Schwangere aber vor allem darum, weil die werdende Mutter selbst im Falle einer Infektion besonders gefährdet ist. Allerdings gilt der bisher in Deutschland verfügbare Impfstoff Pandemrix wegen der enthaltenen Wirkstoffverstärker für Schwangere nicht als völlig unbedenklich. Deshalb soll ein verstärker-freier Impfstoff im Ausland bestellt werden; die ersten Dosen werden wahrscheinlich im Dezember zur Verfügung stehen.

Text: Antje Kunstmann Foto: iStockphoto.com

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