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Reisemedizin: Heute gebucht, morgen geimpft

Schnell mal zum Shoppen nach Istanbul oder an den Strand von Varadero? Kein Problem - wenn Sie geimpft sind. Der wichtigste Reiseschutz und was auch noch "last minute" geht.

Immer mehr Deutsche tun es: Sie buchen erst kurz vor dem Abflug. Blauer Himmel, fremde Gerüche, ungewohnte Farbenpracht - und schon schaltet die Psyche erfreut auf Urlaub. Unser Körper hingegen braucht etwas mehr Vorbereitung, um für die Begegnung mit anderen Kulturen gerüstet zu sein. Und oft die eine oder andere Impfung. Zum Glück sind die meisten Schutzimpfungen heute auch noch "last minute" - zwei Wochen bis zehn Tage vor der Abreise - möglich. Passionierte Fernreisende aber sollten besser schon außerhalb der Saison etwas für die Krankheitsabwehr zu tun.

Süd- und Osteuropa

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Ein Städtetrip nach St. Petersburg? Oder zum Baden nach Südspanien? Gut, wenn Sie darauf geachtet haben, die Grundimpfungen regelmäßig (alle zehn Jahre) aufzufrischen: Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diphtherie. Tetanus-Erreger finden sich überall in Staub und Erde: Sie können bei jeder kleinen Verletzung in die Blutbahn geraten, und die Infektion ist lebensgefährlich. Auch eine Diphtherie-Erkrankung kann gefährlich werden, wenn nicht sofort und konsequent therapiert wird. Der Erreger wird durch Husten und Niesen von Mensch zu Mensch übertragen - und ist in Süd- und Osteuropa sowie in den Tropen verbreitet.

Als Schutz gegen Polio (Kinderlähmung) reicht es in der Regel, wenn Sie entweder als Kind viermal geimpft wurden oder als Erwachsene mindestens eine Nachimpfung bekommen haben. Sie waren schon ewig nicht mehr zum Impfen? Eine Auffrischung ist auch noch wenige Tage vor der Abreise möglich.

Außerdem ist für viele Regionen Süd- und Osteuropas zu beachten: Die Hygienestandards sind dort nicht so streng wie bei uns. Das Hepatitis-A-Virus (Gelbsucht) kann deshalb leicht übertragen werden: etwa über Speiseeis oder über Salate, die mit verunreinigtem Wasser gewaschen wurden. Auch das kalte Buffet eines Vier-Sterne-Hotels oder der Pfirsich vom Markt ist in dieser Hinsicht nicht sicher, wie Prof. Thomas Löscher vom Tropeninstitut an der Universität München berichtet. Für die Hepatitis-A-Impfung gilt deshalb eine Faustregel: "Impfen südlich der Alpen und östlich der Oder" - und das sollte mindestens zehn Tage vor Abreise passieren. Der Impfschutz hält zehn bis zwanzig Jahre.

Wandern und Trekking

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Wer in Süddeutschland, Tschechien, Slowenien oder Ungarn wandern oder campen will, sollte sich gegen die Frühsommerencephalitis (FSME) impfen lassen. Die Erreger werden durch infizierte Zecken übertragen - in welchen Regionen eine Impfung empfehlenswert ist, zeigt z. B. eine Karte des Robert-Koch-Instituts.

Einen 80-prozentigen Schutz gibt es nach zwei Impfungen im Abstand von vier bis zwölf Wochen, sicher wird der Schutz erst nach der dritten Impfung etwa neun Monate später. Für Eilige kann die Impfung zweimal nach der Erstimpfung wiederholt werden, nach einer und nach drei Wochen. Dann ist nach einem Jahr eine Auffrischung nötig.

Vor allem für Trekking- und Rucksack-Reisende nach Indien, Mexiko und evtuell auch Osteuropa ist eine Tollwut-Schutzimpfung zu erwägen. In den mitteleuropäischen Ländern ist Tollwut selten oder völlig ausgerottet, so dass nur Personen geimpft werden, die viel Kontakt mit Wildtieren haben. Eine Tollwut-Grundimmunisierung wird fünf Wochen nach der ersten Impfung (oder zehn Tage nach der dritten Dosis) wirksam, insgesamt sind vier Spritzen nötig. Leider hält der Impfschutz nur etwa zwei Jahre.

Thailand und Tropen

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Aus der Winterkälte nach Thailand oder Madagaskar, per Last-Minute-Schnäppchen nach Kuba? Wer seinen Urlaub am Hotelstrand verbringt und auf Fahrten ins Landesinnere verzichtet, ist mit einer Impfung gegen Tetanus, Diphtherie und Hepatitis A schon ganz gut geschützt. Wer aber in tropischen oder subtropischen Regionen auch gern mal auf Erkundungstour geht, sollte sich zumindest informieren, ob auch eine Typhus-Impfung für sein Reiseziel sinnvoll ist (auch in Kombination mit Hepatitis A bis zehn Tage vor der Abreise möglich). Allerdings ist der Schutz begrenzt: Die Impfung verhindert nur etwa 60 Prozent der Infektionen.

Nach Süden auf eigene Faust

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Reisen Sie am liebsten mit viel Kontakt zu Land und Leuten, auch außerhalb von Europa? Dann ist eventuell eine Hepatitis-B-Impfung ratsam. Das B-Virus wird durch Blut übertragen, zum Beispiel bei Mikroverletzungen beim Sexualverkehr, bei Unfällen und medizinischen Eingriffen. Die Infektion wird bei Erwachsenen in fünf bis zehn Prozent der Fälle chronisch, mit der Gefahr von Leberzirrhose und Leberkrebs. Die Impfserie sollte etwa sechs Wochen vor der Abreise beginnen. Erst nach der zweiten Dosis besteht ein 85-prozentiger Schutz. In einem Schnellimpfschema kann noch bis drei Wochen vor Reisebeginn gegen Hepatitis A und B gemeinsam geimpft werden.

Wer ins tropische oder subtropische Afrika oder Südamerika reist, sollte sich außerdem vor Gelbfieber schützen: Die lebensbedrohliche Viruserkrankung wird durch Mücken übertragen. Die Gelbfieber-Impfung wird nur bei zugelassenen Impfstellen und spätestens zehn Tage vor Reiseantritt durchgeführt.

Reisende, die im so genannten "Meningitisgürtel " (Länder der Sahelzone und tropisches Afrika) auf Märkten und in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein werden, sollten sich gegen Meningitis (Hirnhautentzündung) impfen lassen, denn das Erkrankungsrisiko durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch ist vor allem in der Trockenzeit sehr groß. Diese Impfung erfolgt spätestens zehn Tage vor Reisebeginn.

Gegen Malaria kann man sich leider noch nicht impfen lassen. Je nach Reiseziel ist eine medikamentöse Prophylaxe oder auch die Mitnahme von Notfall-Medikamenten sinnvoll. Informieren Sie sich vor Reiseantritt über die Situation im Reiseland und entsprechend sinnvolle Schutzmaßnahmen.

Grundsätzlich gilt

Impfungen haben meist nur geringe Nebenwirkungen. Dennoch belasten sie den Organismus - schließlich macht der Körper eine Mini-Infektion durch. Nicht ideal, wenn man ohnehin urlaubsreif und im Abreisestress ist. Also lieber doch etwas langfristiger planen. Außerdem wichtig: Keine Impfung schützt zu 100 Prozent. Auch nach einer Impfung sind die gängigen Hygieneregeln und Schutzmaßnahmen - z. B. vor Insektenstichen - unbedingt zu beachten! Eine gute Nachricht für alle Reisenden: Die meisten Krankenkassen zahlen mittlerweile Reiseimpfungen. Nachfragen lohnt sich.

Ausführliche Informationen über Reiseimpfungen gibt es auf:www.gesundes-reisen.de, Tel. 0900/123 49 99 (1,86 Euro/ Min. aus dem dt. Festnetz, abweichender Mobilfunktarif); www.tropenmedizin.de: Bei den Tropenmedizinern in Freiburg gibt es gegen Gebühr (ab 20 Euro) auch eine schriftliche oder telefonische Beratung, Tel. 0761/34 100.

Text: Regina Naumann Foto: iStockphoto Ein Artikel aus der BRIGITTE BALANCE 04/08

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