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Nährstoffmangel durch Medikamente Wo stecken die Vitamine?

Nährstoffmangel durch Medikamente: Dose mit Medikamenten
© New Africa / Adobe Stock
Dauerhaft Medikamente nehmen zu müssen, bringt oft neue Probleme mit sich. Denn einige Mittel sind echte Nährstoffräuber. Wer sie kennt, kann Mangelerscheinungen aber rechtzeitig vorbeugen.

Manchmal lässt es sich einfach nicht verhindern, dass man nicht nur kurzfristig auf Arzneimittel angewiesen ist. Etwa wenn der Blutdruck unaufhaltsam durch die Decke geht oder der Magen ständig zu viel Säure produziert. Eine Langzeitmedikation ist dann nicht nur nervig, sondern kann auch noch ein ganz anderes Problem nach sich ziehen: "Einige Arzneimittel werden oft, manche sogar immer zu richtigen Nährstoffräubern. Dadurch kann es zu einem Mangel im Bereich Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente kommen, der häufig lange unentdeckt bleibt", erklärt Dr. Uwe Weidenauer, Fachapotheker für Pharmazeutische Technologie aus dem baden-württembergischen Weinheim.

Die Gründe für die Wechselwirkungen sind vielschichtig. "Bestimmte Medikamente blockieren oder stören die Aufnahme oder Verstoffwechselung von Nährstoffen. Andere sorgen dafür, dass diese zu stark oder schnell ausgeschieden werden", sagt Apotheker Weidenauer. Dann lassen zwar die Beschwerden nach, aber werden unter Umständen von Erschöpfung, Kopfschmerzen oder Herzrasen abgelöst, die durch das Defizit an Nährstoffen entstehen können. Bei einigen Medikamenten sollen deshalb automatisch entsprechende Ergänzungsmittel verschrieben werden, jedoch nicht bei allen. Insofern ist es wichtig, die Räuber aus der Pillenschachtel zu kennen. Das sind die üblichen Verdächtigen: 

Entwässerungsmittel (Diuretika)

Deswegen werden sie verordnet: bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und Ödemen 

So wirken sie: Diuretika erhöhen die Urinausscheidung. Durch den Abbau überschüssiger Flüssigkeit und Salze über die Nieren soll der Blutdruck gesenkt werden.

Diese Defizite können auftreten: Elektrolyte und wasserlösliche Vitamine, vor allem Vitamin B1 und B5, Magnesium und Vitamin B12 sowie Kalzium, Zink, Kalium.

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Brennen und Taubheitsgefühle, vor allem in den Füßen; Magnesiummangel kann zu Muskelkrämpfen führen.

Das rät der Experte: Laut der Leitlinie soll zu diesen Medikamenten ein Kalium-Präparat verschrieben werden, um Herzrhythmusstörungen zu verhindern. Auch ein Multivitaminpräparat ist empfehlenswert, da andere Defizite möglich sind. Auf keinen Fall sollte man weniger trinken!

Blutdrucksenker

Deswegen werden sie verordnet:

Betablocker und ACE-Hemmer kommen bei Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Einsatz.

So wirken sie: Betablocker senken den Herzschlag, indem sie die Wirkung von Stresshormonen hemmen. So verhindern sie eine hohe Muskelspannung und die Verengung von Gefäßen. ACE-Hemmer sorgen für eine Weitung der Gefäße, sodass das Herz weniger stark pumpen muss. 

Diese Defizite können auftreten: Es gibt Hinweise, dass Betablocker den Magnesiumhaushalt negativ beeinflussen können, bei ACE-Hemmern betrifft dies Zink.

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: Bei Betablockern können Muskelkrämpfe und Herzrasen auftreten, da einige Mittel den Kaliumspiegel im Blut erhöhen. Daher sollte dieser regelmäßig untersucht werden. Höhere Infektanfälligkeit durch ACE-Hemmer ist aufgrund des Zinkmangels denkbar.

Das rät der Experte: Liegt ein Mangel an Magnesium vor, sollte dieser durch ein entsprechendes Präparat behoben werden. Auch die Aufnahme von Vitamin D, C und Zink ist günstig.

Lipid- und Cholesterinsenker

Deswegen werden sie verordnet: bei Fettstoffwechselstörungen 

So wirken sie: senken überhöhte Cholesterin- und Triglycerid-Konzentrationen im Blut 

Diese Defizite können auftreten: Einige Lipid- und Cholesterinsenker hemmen die Coenzym-Q10-Bildung. 

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: Muskelschmerzen, Herzbeschwerden, Erschöpfung, Kopfschmerzen, bei längerfristigem Mangel auch Symptome wie Stoffwechselstörungen oder vorzeitige Hautalterung 

Das rät der Experte: Coenzym Q10 gezielt ersetzen.

Säureblocker (Protonenpumpenhemmer)

Deswegen werden sie verordnet: bei Sodbrennen und Magengeschwüren sowie als Magenschutz etwa bei Einnahme von Schmerzmitteln 

So wirken sie: Sie hemmen die Produktion von Magensäure. 

Diese Defizite können auftreten: Vitamin B12, Vitamin C, Kalium, Magnesium und Eisen 

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: schwierig zu erkennen, da so viele Nährstoffe betroffen sein können. Betroffene klagen oft über Abgeschlagenheit. 

Das rät der Experte: Sicherheitshalber alles substituieren, vor allem Eisen, Magnesium und Vitamin B12.

Antidiabetika

Deswegen werden sie verordnet: bei Typ-2-Diabetes

So wirken sie: Je nach Medikament wird der Blutzuckerspiegel auf unterschiedliche Weise gesenkt, zum Beispiel indem die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse erhöht oder mehr Glukose über den Urin ausgeschieden wird.

Diese Defizite können auftreten: Chrom, Kupfer, Mangan, Magnesium sowie Vitamin B12 und weitere Vitamine der B-Gruppe

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: Trotz der Medikamente kommt es zu starken Blutzuckerschwankungen oder es ist, wenn Insulin gespritzt wird, eine ständige Dosissteigerung Insulin notwendig. 

Das rät der Experte: Alle Vitamine der B-Familie ersetzen, besonders aber Vitamin B12, da Antidiabetika häufig die Aufnahme im Darm hemmen. Auch eine Ergänzung mit Magnesium und Coenzym Q10 ist sinnvoll.

Anti-Baby-Pille

Deswegen wird sie verordnet: zur Empfängnisverhütung, aber auch zur Linderung starker Menstruationsbeschwerden 

So wirkt sie: verhindert je nach Produkt auf unterschiedliche Weise eine Schwangerschaft, zum Beispiel durch die Hemmung des monatlichen Eisprung 

Diese Defizite können auftreten: Folsäure, Vitamin B6, Vitamin B12, Magnesium und Zink

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen 

Das rät der Experte: Sprechen Sie Ihre Frauen- oder Hausärztin auf mögliche Mangelerscheinungen an und bitten Sie um ein großes Blutbild. Diagnostizierte Defizite sollten rasch behoben werden.

Antirheumatika

Deswegen werden sie verordnet: zur Therapie von entzündlichen und rheumatischen Erkrankungen 

So wirken sie: Je nach Medikamentengruppe wird das Immunsystem unterdrückt oder die Produktion hormonähnlicher Stoffe (Prostaglandine) gehemmt, um die Entzündungen zu bremsen. 

Diese Defizite können auftreten: Folsäure, Vitamin D, Kalzium und Magnesium 

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: brüchige Knochen, das Osteoporose-Risiko steigt. 

Das rät der Experte: unbedingt hochdosiert Kalzium einnehmen (1000 Milligramm pro Tag). Lassen Sie regelmäßig den Nährstoffstatus von der Hausärztin checken und steuern Sie gegebenenfalls auch einem Mangel an Vitamin E, C, D sowie Folsäure und Vitamin B entgegen. 

Antiepileptika

Deswegen werden sie verordnet: bei Epilepsien 

So wirken sie: greifen in den Hirnstoffwechsel ein, um die übermäßige Aktivität zu hemmen, die die Anfälle auslöst 

Diese Defizite können auftreten: Vitamin D, Vitamin B7 (Biotin), Folsäure, B-Vitamine, Selen und Zink 

Das sind Warnzeichen für einen Mangel: Knochenabbau, Osteoporose, Haarausfall, Hautschäden 

Das rät der Experte: Die betreffenden Nährstoffe sollten alle ersetzt werden, vor allem Vitamin D als Knochenschutz.

Brigitte

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