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Dr. Matthias Manke im Gespräch Tipps vom Orthopäden: Was hilft gegen Rückenschmerzen?

Matthias Manke: Frau mit Rückenschmerzen
© Prostock-studio / Adobe Stock
Denn der Rücken wird nur gesund, wenn wir selbst was dafür tun. Orthopäde Matthias Manke weiß, was wirklich gegen Schmerzen hilft.

Rückenschmerzen stehen auf Platz eins der häufigsten Schmerzarten. Was läuft schief zwischen uns und unserem Rücken?

Dr. Matthias Manke: Wir gehen immer davon aus, dass unser Körper funktioniert und schon für uns arbeitet – egal, was wir tun. Aber wenn wir den ganzen Tag sitzen, gehen die Schultern und der Kopf nach vorn, die hintere Muskulatur überdehnt, verliert an Kraft und verspannt sich. Das heißt, wir müssen für einen Bewegungsausgleich sorgen, um die Muskulatur zu aktivieren und wieder in Balance zu bringen. Sonst kommt es zu Beschwerden.

Aber kann ich stundenlanges Sitzen denn überhaupt durch ein paar Übungen ausgleichen?

Sicher, man kann und man muss es. Sich stattdessen jeden Tag die Faszienrolle zu schnappen, ist immer nur eine symptomatische Therapie. Wer Übungen macht, die die Muskulatur gezielt stärken, braucht dafür nicht den ganzen Tag, sondern kann sein Defizit in 15 bis 30 Minuten ausgleichen und macht den Körper so stabiler, kräftiger und schmerzunempfindlicher.

Aber vorher sollte man schon mal in die Röntgen- oder MRT-Röhre, um zu checken, was da im Rücken los ist …

Von der ganzen Diagnostik, die bei Rückenschmerzen aufgefahren wird, halte ich wenig. Es gibt den spezifischen Rückenschmerz, da sieht man dann in der Bildgebung vielleicht einen Bandscheibenvorfall oder eine Verengung, und es gibt – und das viel häufiger – den nicht spezifischen, da sieht man nichts. Das Problem ist, dass auch gesunde Menschen einen Bandscheibenvorfall haben, der aber keine Beschwerden macht. Die Kunst des Orthopäden ist es herauszufiltern, wer überhaupt bildgebende Diagnostik braucht. Dafür muss ich den Patienten anfassen und untersuchen. Machen aber 80 Prozent der Orthopäden nicht mehr und so entstehen viele Falschdiagnosen.

Bis hin zu unnötigen Operationen.

Ganz klar. Für einen Patienten, den ich konservativ behandle, bekomme ich 25 bis 40 Euro von der Krankenkasse. Wenn ich ihn operiere, 4000 bis 10 000. Es gibt also finanzielle Anreize, dass in Deutschland immer mehr operiert wird. Dabei ist jede Operation am Rücken eine Operation zu viel. Denn jeder Eingriff schwächt das System. Man nimmt entweder Gewebe weg beim Bandscheibenvorfall oder man dreht Schrauben hinein, um Wirbel zu versteifen. Als Konsequenz wird sich allerdings die Wirbelsäule darüber und darunter lockern, sodass man ein paar Jahre später weitere Wirbel versteifen muss. Mit einer Operation sind die Schmerzen also nicht für immer weg. Um das zu erreichen, muss der Patient mitarbeiten.

Und welche Art von Übungen sind dafür die richtigen?

Unsere Wirbelsäule ist wie der Mast eines Segelbootes und die vordere und hintere Muskulatur wie die Segel. Damit der Mast gerade steht, muss er gut verankert sein. Das heißt, wir brauchen einen starken Beckenboden, eine gute Bauch- und Rücken- sowie eine gute seitliche Bauchmuskulatur. Wenn dieser Kern trainiert ist, haben wir eine Basisstabilität. Und die ist übrigens keine Frage des Gewichts: Auch übergewichtige Menschen können einen stabilen Kern haben und beschwerdefrei sein, vorausgesetzt ihnen werden die richtigen Übungen gezeigt.

Kennen Orthopäd:innen oder Physiotherapeut:innen die denn?

Sollten sie. Aber die Ärzte reden nicht drüber, sondern schreiben einfach dreimal sechs Einheiten Krankengymnastik auf und oft werden die Leute dort auch nicht mehr richtig therapiert, sondern nur noch massiert. Statt die Muskeln zu trainieren, entspannt man sie und es kommt keine Stärke ins System. Aber die Patientinnen und Patienten erwarten eben auch, dass sie massiert werden, und die Physiotherapeuten verdienen natürlich nur Geld, wenn die Leute zu ihnen kommen und bekommen, was sie erwarten. So schließt sich das System: Alle verdienen daran, dass es ihnen schlecht geht.

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Online-Kus mit Dr. Matthias Manke.
© HelloHealth

Rücken stärken und schmerzfrei bleiben mit der Manke-Methode

Dr. Mattias Manke ist Orthopäde in Bochum und Autor, unter anderem von "Wenn der Orthopäde Rücken hat" (ZS-Verlag). Zusammen mit dem Gesundheitsportal Hello Health hat er ein Onlineprogramm mit Informations- und Trainingsvideos entwickelt, um den Rücken zu stärken und schmerzfrei zu bleiben.

Weitere Infos zum Online-Programm, Preis und Anmeldung gibt es hier:

Goodie für Leserinnen: Rabattcode: RCKN30 (30% Rabatt auf den Rückenkurs von Dr. Manke)
Der Rabattcode ist gültig bis Donnerstag, 31.08.2023.

Wo sehen Sie den Ausweg?

Man muss den Leuten klarmachen: Rückengesundheit ist nicht etwas, das uns vom lieben Gott oder der Natur gegeben ist oder was der Arzt durch ein paar Spritzen oder ein bisschen Krankengymnastik herstellen kann, sondern etwas, an dem man täglich arbeiten muss. 

Man muss also aktiv werden.

Ja, und damit haben die meisten Leute Schwierigkeiten, denn es bedeutet Arbeit und eventuell kommt man sogar ins Schwitzen. Natürlich legen sich da viele lieber hin und lassen sich massieren. Oder kaufen sich spezielle Kopfkissen oder Akupunkturmatten, die die Durchblutung anregen. Das Geschäft mit solchen fragwürdigen Methoden boomt, aber langfristig bringen sie alle nichts. Mit dem Rücken ist es wie in einer Partnerschaft: Wenn Sie nichts für die Beziehung tun, ist sie irgendwann tot.

Wenn ich nun anfange mit den richtigen Übungen: Wie schnell merke ich eine Verbesserung?

Das braucht schon ein bisschen Zeit. Um die muskuläre Dysbalance umzuarbeiten, muss man mindestens 30 Tage dranbleiben. Nach etwa drei Monaten ist annähernd wieder ein Gleichgewicht hergestellt, das es dann zu stabilisieren gilt. 

Spätestens dann sind die Beschwerden also weg?

Wenn man lange Zeit Rückenschmerzen hatte, kann man keine Wunderheilung erwarten. Aber wenn man dranbleibt, merkt man Schritt für Schritt, dass es besser wird.

Brigitte

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