Leben ohne Brust
Die Fotografin Mirja Nicolussi aus Gladbeck hat die Fotos der Frauen gemacht. Was will sie damit erreichen?
BRIGITTE: Wie kamen Sie auf die Idee zu Ihrem Fotoprojekt?
Mirja Nicolussi: Meine Mutter starb vor über 25 Jahren an Brust- und Gebärmutterhalskrebs. Da begleitet einen das Thema natürlich immer irgendwie – auch die Angst, dass man selbst erkrankt. Und dann bekam meine Schwester Alice 2016 Brustkrebs, und alles kam wieder hoch.
Ihre Schwester hat sich gegen einen Brustaufbau entschieden?
Nach Chemo, Bestrahlung und noch vor der Brust-OP war für Alice ganz klar, dass sie keinen Aufbau will. Wir begannen, uns damit zu beschäftigen, warum man normalerweise überhaupt einen Brustaufbau bekommt. Heute findet es meine Schwester gar nicht störend, keine Brust zu haben, genauso wenig wie die anderen Frauen, die ich fotografiert habe. Mit meinem Fotoprojekt will ich zeigen, dass es auch ohne Brust geht und dass man sich nicht zwangsläufig weniger als Frau fühlt oder ein schlechteres Leben hat.
Sie möchten betroffenen Frauen Mut machen, ohne Brust weiterzuleben.
Genau. Natürlich soll eine Frau einen Aufbau machen, wenn sie sich damit besser fühlt und es wichtig für sie ist. Doch zumindest vor ein paar Jahren gab es noch eine Art Automatismus, da sind die Ärzt:innen davon ausgegangen, dass eine Frau einen Brustaufbau will. Aber es gibt Frauen, die das aus eigenem Antrieb gar nicht machen würden.
Wo haben Sie die Frauen getroffen, die Sie vor die Kamera geholt haben?
Meine Schwester hat vor ein paar Jahren den Verein AMSOB mitbegründet, darüber habe ich Gabi und Silke kennengelernt. Der Verein klärt darüber auf, dass man auch ohne Brust durchs Leben gehen kann oder dass das zumindest eine Alternative ist.
Tipp: Wer sich für das Projekt von Mirja Nicolussi fotografieren lassen möchte, kann sich unter der Email mirja@ruhrpottrodeo.de oder bei Instagram unter @mirja_nicolussi melden.