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EHEC: Der Keim ist zurück!

EHEC ist zurück: In Hamburg ist am Wochenende ein sechsjähriges Mädchen an den Folgen einer Infektion gestorben. Die wichtigsten Infos.

Was ist passiert?

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In der Nacht zu Sonntag, 19. Februar 2012, ist ein sechsjähriges Mädchen am so genannten hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) gestorben. Diese lebensgefährliche Komplikation kann sich aus einer EHEC-Infektion entwickeln.

Das Mädchen ging in die erste Klasse einer Grundschule im Hamburger Stadtteil Blankenese. Vor zehn Tagen wurden bei ihr erste Symptome einer Durchfallerkrankung festgestellt. Sie wurde ins Hamburger Klinikum UKE eingeliefert, doch auch die dort eingeleitete Dialyse konnte nicht helfen.

Handelt es sich um einen Einzelfall?

Ja. Bis jetzt sind im Umfeld des Mädchens keine weiteren Personen erkrankt. Auch ist weiterhin unklar, wie es sich angesteckt hat. Die getesteten Lebensmittel aus dem Haushalt der Familie waren alle negativ. Mittlerweile steht fest, dass es sich bei dem EHEC-Erreger, an dem das Mädchen erkrankte, nicht um die besonders aggressive Variante handelt, die für die Krankheitswelle im vergangenen Jahr verantwortlich war. Leider gibt es jedes Jahr vereinzelt EHEC-Fälle, die sehr selten auch tödlich enden.

Wie kann man sich mit EHEC infizieren?

Die Ursache für den EHEC-Ausbruch im vergangenen Jahr war mit hoher Wahrscheinlichkeit verunreinigter Bockshornkleesamen aus Ägypten, der zur Sprossenzucht verwendet wurde - zu diesem Schluss kam der Untersuchungsbericht, den das Bundesinstitut für Risikobewertung Anfang des Jahres vorlegte.

Die Sprossen könnten zum Beispiel durch Tiere oder den Regen mit dem Erreger verunreinigt worden sein. Denn das EHEC-Bakterium selbst stammt hauptsächlich von Wiederkäuern, also vor allem Rindern, Schafen oder Ziegen. Menschen können sich anstecken, indem sie mit dem Kot dieser Tiere in Kontakt kommen - etwa durch Lebensmittel, die mit Fäkaldünger behandelt wurden, durch kontaminierte Rohmilch oder durch Rindfleisch.

Die Bakterien sind übrigens auch direkt von Mensch zu Mensch übertragbar; dieser Infektionsweg ist vor allem bei Kindern im Kleinkind- und Grundschulalter häufig. Erwachsene stecken sich meist eher durch belastete Lebensmittel an.

Was ist EHEC für ein Erreger? Und welche Beschwerden löst er aus?

EHEC steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Dabei handelt es sich um Darmbakterien. Weil sie bestimmte Zellgifte produzieren, sind sie weitaus gefährlicher als andere Erreger aus der Familie der Koli-Bakterien. Trotzdem kann eine Infektion auch ohne Symptome verlaufen und daher unerkannt bleiben. Treten Beschwerden auf, betreffen diese den Magen-Darm-Trakt: wässriger Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen, seltener auch Fieber.

Daraus kann sich ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) entwickeln: Dann kommt es zu blutigen Durchfällen, heftigen Krämpfen und die Nieren versagen. Auch neurologische Ausfälle, wie Sprachstörungen, können auftreten. Wenn die Nieren nicht mehr funktionieren, muss das Blut durch eine Dialyse sozusagen künstlich gereinigt werden. Die Dialyse ist aber meist nur kurzzeitig erforderlich; nur selten versagt die Niere dauerhaft.

Wie kann ich mich schützen?

Vor allem durch Hygienemaßnahmen. Diese betreffen die Zubereitung von Lebensmitteln - Messer und Schneidebretter sollten immer sofort und gründlich gereinigt werden. Am sichersten ist es, alle Lebensmittel vor dem Verzehr ausreichend zu erhitzen: Dafür muss im Kern des Lebensmittels für mindestens zwei Minuten eine Temperatur von 70 Grad Celsius erreicht werden. Tiefgefrieren tötet EHEC-Bakterien dagegen nicht zuverlässig ab!

Auch die persönliche Hygiene ist wichtig - also häufiges Händewaschen: nach dem Gang zur Toilette ebenso wie vor dem Zubereiten oder dem Verzehr von Lebensmitteln. Eine regelmäßige Desinfektion von Händen, Gegenständen, Flächen usw. ist dagegen nur angezeigt, wenn auch wirklich infizierte Personen mit ihnen in Kontakt gekommen sind.

Text: Antje Kunstmann Foto: Fotolia

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