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Wie ich den schwarzen Hund an die Leine legte

In seinem Bilderbuch "Mein schwarzer Hund" erzählt der Autor und Illustrator Matthew Johnstone einfühlsam und prägnant von seinem Leben mit Depressionen.

"Ich hatte einen schwarzen Hund, sein Name war Depression. Immer, wenn der schwarze Hund auftauchte, fühlte ich mich plötzlich leer und mein Leben schien sich zu verlangsamen", erzählt Matthew Johnstone in einem Video, das der Autor und Illustrator in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation produziert hat. Die Bilder stammen aus seinem Buch "Mein schwarzer Hund", in dem er sein Leben mit Depressionen beschreibt.

Weltweit erleben rund 350 Millionen Menschen - darunter vier Millionen Deutsche - mindestens einmal im Leben das, was Psychiater eine klinische Depression nennen. Wochen oder gar Monate und Jahre lang sind die Betroffenen deprimiert, fühlen sich unerklärlich traurig, verzweifelt, antriebslos, können nicht schlafen oder sich konzentrieren. Doch noch immer ist die Krankheit ein Tabu, denn viele Depressive fürchten den Makel, "irgendwie krank im Kopf" zu sein. Nicht zuletzt deswegen, weil viele Gesunde sich nicht vorstellen können, was in den Betroffenen vorgeht.

"Mein schwarzer Hund" erzählt mehr über Depressionen als viele dicke Ratgeber - und das, obwohl das Wort "Depression" nur im Vor- und im Nachwort des Buches auftaucht. Johnstone hat mit seinen Illustrationen treffende Metaphern geschaffen für die Gefühle und Erfahrungen, die depressive Menschen machen. Ein Mann schaut in den Spiegel - und statt seines Spiegelbilds blickt ihm der schwarze Hund entgegen. Der schwarze Hund sitzt auf dem Teller des Mannes und verdirbt ihm den Appetit, er setzt sich nachts auf ihn und raubt ihm den Schlaf. Er sitzt neben ihm auf dem Barhocker, wenn er sich betrinkt, er beißt ihn in die Hand und macht ihn reizbar.

Die schönsten Illustrationen aus "Mein schwarzer Hund"

Die Bilder sind ebenso simpel wie eingängig. Kein Wunder: Johnstone hat selbst erlebt, was es heißt, an einer Depression zu leiden. Viele Jahre lang lebte er selbst mit seinem schwarzen Hund, bis dieser ihn ganz ausfüllte. "Irgendwann hatte der schwarze Hund geschafft, mein Leben voll und ganz zu beherrschen", schreibt er, und die Illustration dazu zeigt, wie Mann und Hund eins werden. "Er zwang mich in die Knie. Mein Lebenswille hatte mich verlassen." Doch Johnstone erzählt auch, wie er wieder herauskam aus dem Loch. Er zeigt sich selbst auf der Couch des Psychiaters, zeigt die "Schwarzer-Hund-Blocker" und wie er dem schwarzen Hund beim Sport davonlief.

Ein berührendes Buch, das das Verständnis für die Krankheit mehrt, Betroffenen Mut macht - und dennoch nichts beschönigt. Die letzte Illustration zeigt den Autor mit dem schwarzen Hund an der Leine - die Depression ist gezähmt. "Wahrscheinlich wird der schwarze Hund immer ein Teil meines Lebens bleiben", steht daneben. "Aber ich habe gelernt, dass man mit Geduld, Humor, Verständnis und Disziplin sogar den schlimmsten schwarzen Hund an die Leine legen kann."

Matthew Johnstone: "Mein schwarzer Hund". Übersetzt von Thomas Lindquist. Kunstmann Verlag. 14,90 Euro. Sie können das Buch

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Ebenfalls von Matthew Johnstone im Kunstmann Verlag erschienen ist das Buch "Mit dem schwarzen Hund leben - Wie Angehörige und Freunde depressiven Menschen helfen können, ohne sich dabei selbst zu verlieren",

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