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Laktosefrei essen - die wichtigsten Infos

Milchprodukte
© pilipphoto / Shutterstock
Einfach essen, was mir schmeckt - das wünschen sich viele, die keinen Milchzucker vertragen. Doch wer laktosefrei essen muss, muss beim Einkauf einiges beachten.

Darf ich ab jetzt nur noch laktosefreie Produkte kaufen?

Eins vorweg: Laktosefrei heißt nicht, dass etwas wirklich keinerlei Milchzucker mehr enthält. Richtiger wäre der Begriff "laktosearm", denn laktosefrei darf sich alles nennen, was weniger als 0,1 Gramm Laktose auf 100 Milliliter enthält. Und für die allermeisten Betroffenen bereitet dieses bisschen Rest-Milchzucker auch keinerlei Probleme. Wer auch davon Bauchschmerzen bekommt, kann dann immer noch auf Sojamilch ausweichen.

Neben Milch werden auch immer mehr Milchprodukte ohne Laktose angeboten: zum Beispiel Joghurt, Käse oder Butter. Hier scheint die Lebensmittelindustrie einen neuen Markt entdeckt zu haben. "Da gibt es mehr, als sinnvoll ist", urteilt die Münchner Ernährungswissenschaftlerin Dr. Imke Reese. Schon normale Butter enthält nämlich so wenig Laktose, dass sie meist gut vertragen wird. Das gleiche gilt für Hart- und Schnittkäse: Wenn dieser reift, wird die Laktose in der Milch nämlich zu einem Großteil abgebaut. Die teurere laktosefreie Käsevariante muss es deswegen gar nicht immer sein.

Viele, die nach der Diagnose auf eigene Faust ihre Ernährung umstellen, verbieten sich tatsächlich mehr, als eigentlich notwendig wäre. Imke Reese rät Betroffenen darum dringend zu einer kompetenten Ernährungsberatung. Auch hier beginnt die Therapie erst einmal damit, für zwei Wochen Milch und Laktosehaltiges ganz vom Speiseplan zu streichen. Danach tastet man sich schrittweise an eine wiederum gemischte Ernährungsweise heran. "Es geht darum, wie Mahlzeiten zusammengesetzt sein müssen, dass sie keine Probleme machen", so Imke Reese. "Ein Gefühl dafür zu entwickeln, was ich mir zumuten kann."

Ist nicht inzwischen überall Laktose drin?

Es stimmt: Fertiggerichte wie Tiefkühlpizza oder Tütensuppen, manche Wurstsorten (besonders die mit reduziertem Fettanteil) und selbst Tabletten enthalten Milchzucker. In der Zutatenliste muss dies angegeben werden.

Doch nicht überall ist gleich so viel Laktose drin, dass deren Verdauung Probleme macht. "In Medikamenten etwa ist der Laktosegehalt in den allermeisten Fällen gar nicht relevant", so Imke Reese. Problematisch kann es dagegen beim Bäcker werden, wo bei Brot und Kuchen keine Inhaltsangaben aufgedruckt sind. Hier hilft es nur nachzufragen oder die Verträglichkeit selbst auszuprobieren.

Ist Milch nicht wichtig für die Gesundheit?

Viele Menschen, die keine Laktose vertragen, haben Angst, dass ihrem Körper etwas fehlt, wenn sie auf Milch verzichten. Zum Beispiel Calcium - ein Mangel an diesem Mineralstoff kann die Knochen schwächen. Laktosefreie Milch enthält jedoch genauso viel Calcium wie unbehandelte Milch.

Außerdem vertragen die meisten Betroffenen zumindest einige Milchprodukte, wie zum Beispiel Käse. "Darüber lässt sich die Calciumversorgung sichern", so Christine Behr-Völtzer, Oekotrophologin an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Denn eine Scheibe Emmentaler enthält so viel Calcium wie ein Glas Milch.

Wer allerdings komplett auf Milcherzeugnisse verzichtet, sollte wachsam sein, dass der Körper genügend Calcium bekommt. Viel davon steckt zum Beispiel in Brokkoli, Porree, Nüssen oder manchem Mineralwasser.

Gibt es nicht auch Tabletten, mit deren Hilfe ich Milchzucker vertrage?

Das fehlende Enzym Laktase künstlich über Tabletten zuzuführen, sieht Imke Reese nur für den Notfall als Alternative. Etwa wenn man bei der Hochzeit der Freundin einfach gedankenlos essen und feiern will. Wichtig dabei: Wem die Tabletten in welcher Dosis helfen, ist individuell sehr unterschiedlich und muss jeder selbst herausfinden.

Text: Antje Kunstmann

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