Die Diagnose Krebs ist für Patienten in aller Regel erst einmal ein Schock. Hoffnungslos und unheilbar – das ist es, was Betroffenen im ersten Moment häufig durch den Kopf geht. Zur Beruhigung hilft ein Blick in die Statistik: Wenn man berücksichtigt, dass wir heute durchschnittlich deutlich älter werden als noch vor 20 Jahren, geht die Krebssterblichkeit in Deutschland seit Jahren zurück. 1980 starben noch mehr als zwei Drittel aller Krebspatienten, heutzutage wird mehr als die Hälfte der Betroffenen dauerhaft geheilt.
Krebs ist nicht gleich Krebs
Ein Grund dafür: Die Krebsbehandlung wird mittlerweile an die Bedürfnisse des jeweiligen Patienten angepasst. Denn es gibt nicht nur "den einen“ Krebs, sondern verschiedene Tumorarten und auch der Verlauf der Krankheit kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Dafür gibt es verschiedene Ursachen – beispielsweise spielt die Genetik eine Rolle. Dadurch werden unter anderem Medikamente von jedem Körper unterschiedlich verarbeitet. Das ist aber eben auch der Grund dafür, dass generell nicht jede Therapie bei jedem Betroffenen gleich gut anschlägt.
Was passiert bei Krebs eigentlich im Körper?
Grundsätzlich basiert die Arbeit von gesunden körpereigenen Zellen darauf, dass bestimmte Botenstoffe an sogenannten Rezeptoren der Zelle andocken. So bekommen die Zellen ihre Befehle – beispielsweise sich zu vermehren oder abzusterben. Krebs sorgt dafür, dass die Zellen bösartig werden und gesundes Gewebe zerstören. Dazu kommt es, wenn sich das Erbmaterial einer Zelle verändert oder es falsch abgelesen wird.
Dadurch ändert sich das Verhalten der Zellen und sie befolgen ihre Befehle nicht mehr: Sie wachsen und teilen sich unkontrolliert und sterben nicht ab, auch wenn sie eigentlich absterben sollten. Außerdem vermehren sie sich überall im Körper. Dadurch können sich Geschwulste im Gewebe bilden – die Tumoren. Diese Tumoren können gutartig oder bösartig sein, nur letztere bezeichnet man als Krebs.
Bösartige Tumoren können größer werden, in umliegendes Gewebe wachsen und dieses zerstören. Außerdem können sich an anderen Stellen im Körper sogenannte Tochter Geschwulste bilden. Hier spricht man von Metastasen. Allerdings kommt es nicht bei jeder Krebsart zur Bildung von Tumoren. Stattdessen verbreiten sich die Krebszellen direkt im ganzen Körper, wie es beispielsweise bei Leukämie der Fall ist.
Moderne Krebstherapien machen Hoffnung
Während Behandlungsverfahren wie die Bestrahlung oder die Chemotherapie schon seit Jahren zur Anwendung bei Krebs kommen und daher den meisten Betroffenen bekannt sind, gibt es mittlerweile aber auch modernere Methoden, die Krankheit zu therapieren. Dazu zählen zum Beispiel die Immuntherapie und die Virustherapie. Hier bekommst du eine Übersicht aller möglichen Krebsbehandlungen:
Therapien im Überblick
Die zielgerichtete Therapie ist ein noch neues Behandlungsverfahren gegen Krebs, das nur bei bestimmten Krebszellen wirkt, die besondere Merkmale haben. Ein solches Merkmal kann beispielsweise ein verändertes Gen oder ein verändertes Eiweiß sein, das nicht oder nur wenig in den gesunden Zellen vorhanden ist. Ob die zielgerichtete Therapie für einen Patienten infrage kommt, lässt sich anhand spezieller Tests herausfinden.
Der Vorteil gegenüber einer Chemotherapie: Die Chemotherapie greift alle Zellen an, auch die gesunden. Bei der zielgerichteten Therapie werden lediglich die Rezeptoren und Botenstoffe der Krebszellen blockiert, wodurch diese sich nicht mehr so schnell teilen können. Die Therapie gilt als gut verträglich, Nebenwirkungen lassen sich aber nicht ausschließen. Welche Beschwerden auftreten können, hängt in erster Linie davon ab, welcher Wirkstoff bei der Therapie verwendet wurde und ob der Patient weitere Erkrankungen hat.
Verändern sich Zellen bösartig, sollten diese eigentlich vom Immunsystem erkannt und ausgeschaltet werden. Allerdings können einige der Krebszellen dem Immunsystem ausweichen und einen Tumor bilden. Mithilfe der Immuntherapie soll dieser Ausweismechanismus blockiert werden, damit das Immunsystem die Krebszellen wieder angreifen kann. Dafür gibt es verschiedene Wege:
Tumorimpfung: Das Immunsystem wird mit einer Tumorimpfung auf bestimmte Eigenschaften des Tumors aufmerksam gemacht. Das soll dem Immunsystem ermöglichen, den Tumor als solchen zu erkennen und ihn anzugreifen.
Immun-Checkpoint-Hemmer: Hierbei handelt es sich um Antikörper in Form eines Medikaments. Sie sollen die Funktion bestimmter Eiweiße ausschalten, die normalerweise das Immunsystem ausbremsen.
Vermehrung von Immunzellen: Das Immunsystem lässt sich auch stärken, indem man ihm mehr Immunzellen hinzufügt. Dafür werden dem Patienten entsprechende Zellen entnommen, in einem Reagenzglas vermehrt und schließlich mit einer Spritze wieder verabreicht.
CART-Zellen verabreichen: Sogenannte CART-Zellen sind künstlich hergestellte Immunzellen, die auf ein bestimmtes Merkmal von Tumorzellen reagieren und das Immunsystem so dazu bringen, den Tumor anzugreifen.
Nebenwirkungen treten bei der Immuntherapie in erster Linie dann auf, wenn das Immunsystem zu stark stimuliert wird. Dadurch kommt es zum Beispiel zu Lungen-oder Schilddrüsenentzündungen. Ob es zu Nebenwirkungen kommt und welche Beschwerden auftreten, ist individuell von Patient zu Patient sehr verschieden.
Eine ebenfalls noch recht neue Krebs-Behandlungsmethode ist die Virotherapie. Dabei kommen Viren zum Einsatz, die die Krebszellen befallen und zerstören sollen, ohne dass gesundes Gewebe beschädigt wird. Außerdem unterstützen sie das Immunsystem dabei, verbleibende Krebszellen zu bekämpfen. Die Viren sind so verändert, dass sie keine anderen Erkrankungen wie beispielsweise Schnupfen auslösen können. Allerdings kommt diese Therapie noch vergleichsweise selten zum Einsatz, weil an ihrer Wirksamkeit und Sicherheit noch gearbeitet wird.
Es gibt verschiedene Krebsarten, die eine gute Heilungschance haben, wenn der Tumor bei einer Operation vollständig entfernt werden kann. Dabei gilt: Wurde der Krebs früh entdeckt, ist die Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Heilung nach der OP höher. Oft wird die Operation aber auch in Kombination mit einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie eingesetzt. Zu den Krebsarten, die sich durch die Operation gut heilen lassen, gehören beispielsweise Brustkrebs und Hautkrebs.
Generell gilt beim Eingriff, dass so viel entfernt wird wie nötig, aber auf so schonende Art und Weise wie möglich. Bestenfalls lässt sich der Tumor vollständig entfernen, ohne dass das erkrankte Organ in Mitleidenschaft gezogen wird. Neben der klassischen offenen Operation kommen heute auch Eingriffe mit dem Laser oder minimalinvasive Eingriffe, zum Beispiel eine sogenannte Endoskopie, in Betracht.
Je nach Krebsart können laut Untersuchungen minimalinvasive Eingriffe die gleichen Erfolgsaussichten haben wie eine offene Operation. Außerdem erholen sich die Patienten nach derlei kleinen Eingriffen meist schneller, benötigen weniger Schmerzmittel und können die Klinik früher verlassen. Welche OP Methode für welchen Betroffenen die richtige ist, wird individuell in Absprache mit dem Arzt entschieden.
Die Chemotherapie ist ein sehr häufig verwendetes Behandlungsverfahren bei Krebs. Dabei werden chemische Substanzen, sogenannte Zytostatika, gegen die bösartigen Tumoren eingesetzt. Diese Medikamente stoppen die Teilung und Vermehrung von Tumorzellen. Die Behandlung erfolgt in Intervallen, wobei sich Behandlungsphasen mit Behandlungspausen abwechseln.
Ob eine Chemotherapie tatsächlich erfolgreich ist, hängt von sehr vielen verschiedenen Faktoren ab. Zwar belegen klinische Studien die Wirksamkeit bei vielen Betroffenen, aber es lässt sich nicht vorab sagen, wie ein Patient tatsächlich auf die Behandlung anspricht. Deshalb lässt sich keine allgemeingültige Aussage darüber treffen, wie wirksam eine Chemotherapie im Einzelfall ist.
Noch ein Nachteil der Chemotherapie: Sie greift nicht nur explizit die Krebszellen an, sondern auch die gesunden Zellen. Davon ist besonders schnell wachsendes Gewebe betroffen, beispielsweise Schleimhäute, Haut und Haare. In der Folge können beispielsweise die Haare während der Behandlung als Nebenwirkung ausfallen.
Anders als andere Verfahren kann die Chemotherapie bei weiter fortgeschrittenen Krebsstadien eingesetzt werden, auch wenn sich bereits Metastasen gebildet haben. Aber auch bei frühen Krebsstadien kommt sie zur Unterstützung der Behandlung zum Einsatz, zum Beispiel in Kombination mit einer Operation oder einer Bestrahlung.
Bei der Chemotherapie kommt es in vielen Fällen zu starken Nebenwirkungen. Besonders verbreitet sind Übelkeit und Erbrechen, aber auch schmerzhafte Schleimhautentzündungen (beispielsweise im Mund) und Hautveränderungen wie Rötungen und Trockenheit kommen oft vor. Nach Ende der Behandlung lassen die Nebenwirkungen häufig zeitnah nach.
Auch die Strahlentherapie zählt zu den häufig eingesetzten Behandlungsmethoden gegen Krebs. Sie wird entweder als einziges Mittel eingesetzt oder in Kombination mit einer Chemotherapie oder einer Operation. Bei der Strahlentherapie werden die Krebszellen durch sogenannte ionisierende Strahlung oder durch Teilchenstrahlung in mehreren Einzelsitzungen bestrahlt. Dadurch wird die Erbsubstanz der Zellen beschädigt, was die Zellteilung unterbindet und die Zellen zerstört. Tumore können mit der Methode verkleinert oder gar ganz zerstört werden.
Mithilfe der sogenannten palliativen Radiotherapie lassen sich außerdem Schmerzen und andere Beschwerden durch Tumore lindern. Dabei werden die Tumore oder Metastasen gezielt in wenigen Sitzungen und unter hohen Einzeldosen bestrahlt.
Der Vorteil gegenüber der Chemotherapie ist, dass die Strahlentherapie lokal wirkt. Das bedeutet, die Bestrahlung wirkt nur innerhalb des eingestellten Bestrahlungsfeldes. Aber die Strahlentherapie hat auch einen Nachteil: Sie beschränkt sich nicht auf Krebszellen, auch gesunde Zellen werden von der Bestrahlung angegriffen. Sind die entstandenen Schäden nicht so groß, können die gesunden Zellen ihr Erbgut aber teilweise selbst wieder reparieren. Die Krebszellen verfügen nur eingeschränkt über diese Fähigkeit und sterben daher durch die Bestrahlung eher ab.
Die Strahlentherapie kann im Rahmen des Bestrahlungsfeldes zu verschiedenen Nebenwirkungen wie Schleimhautentzündungen, Übelkeit und Erbrechen führen. Nach Ende der Therapie lassen diese Beschwerden aber schnell wieder nach.
Bei einer Leukämie oder einem Lymphom wird oft zunächst eine Strahlen- oder Chemotherapie zur Behandlung eingesetzt. Haben diese Methoden keinen ausreichenden Erfolg oder kommt es zu einem Rückfall, ist eine Knochenmark-oder Blutstammzellentransplantation oft die einzige Möglichkeit, die Krankheit noch zu heilen. Dafür muss zunächst ein geeigneter Spender gefunden werden.
Für die Knochenmark-oder Blutstammzellentransplantation wird der Patient zunächst einer hochdosierten Chemotherapie ausgesetzt, teilweise in Kombination mit einer Ganzkörperbestrahlung. Dadurch wird das gesamte Knochenmark zerstört, bestenfalls aber auch alle erkrankten Zellen. Dann werden dem Patienten gesundes Knochenmark oder gesunde Stammzellen vom Spender übertragen. Bis das neue Knochenmark angewachsen ist und die Blutbildung wieder in Gang kommt, dauert es nach einer erfolgreichen Transplantation durchschnittlich etwa drei Wochen. Wurden alle kranken Zellen bei der Vorbehandlung zerstört, geht der Patient nun als dauerhaft geheilt.
Aber nicht in jedem Fall ist die Knochenmark-oder Blutstammzelltransplantation erfolgreich. Es besteht zum Beispiel das Risiko, dass das transplantierte Knochenmark abgestoßen wird. Oder dass das Immunsystem des Patienten die Immunzellen, die mit dem Transplantat vom Spender übertragen werden, als fremd erkennt und sie angreift. Diese Komplikation kann schlimmstenfalls lebensbedrohlich werden. Wie hoch das Risiko dafür ist, ist individuell verschieden und muss in einem persönlichen Gespräch mit dem Arzt geklärt werden.
Durch die Vorab-Behandlung mit einer Chemotherapie liegt das Immunsystem des Patienten in der Regel praktisch brach, weshalb er über einige Zeit sehr infektionsgefährdet ist. Daher muss der Betroffene bestimmte Medikamente einnehmen, die solchen Infektionen vorbeugen. Bis sich das Immunsystem wieder vollständig erholt hat, dauert es in der Regel etwa ein Jahr. Nach der Behandlung kommen außerdem verschiedene Medikamente zum Einsatz, die verhindern sollen, dass das fremde Knochenmark abgestoßen wird.
Auch Spätfolgen treten bei einer Knochenmark-oder Blutstammzelltransplantation auf. Beispielsweise führt die Chemotherapie häufig zu Unfruchtbarkeit, Frauen kommen außerdem oft früher in die Wechseljahre. Eine Ganzkörperbestrahlung erhöhtes Risiko für einen grauen Star. Zudem kann sich Jahre nach der Behandlung ein Zweittumor bilden. Dennoch werden die Spätfolgen meist in Kauf genommen, da die Behandlung in vielen Fällen die einzige Möglichkeit ist, den Krebs zu heilen.