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Krebsfrüherkennung: Welche Vorsorge die richtige ist

Krebsfrüherkennung: Ärztin mit Patientin
© RossHelen / Shutterstock
Jede Achte wird im Laufe ihres Lebens Brustkrebs bekommen. Die Chancen auf Heilung sind gut, vor allem wenn Tumore früh entdeckt werden. Wie das am besten gelingt, unterscheidet sich von Frau zu Frau. Ein Überblick.

Für alle: Selbstuntersuchung

Was wird gemacht?

Die Brüste werden alle vier Wochen (vor den Wechseljahren eine Woche nach Beginn der Regel, danach zyklusunabhängig) untersucht. Eine Anleitung zum Download gibt es z. B. über den Brustkrebs Deutschland e.V. (www.brustkrebsdeutschland.de).

Professor Jens-Uwe Blohmer, Direktor der Klinik für Gynäkologie mit Brustzentrum der Charité, rät außerdem zum Betrachten der Brüste vor dem Spiegel:

Sind Größe und Form verändert? Bewegen sie sich beim Anheben der Arme unterschiedlich? Zieht die Haut um die Brustwarze ein, ist sie ge­rötet oder empfindlicher? Sondert die Brustwarze Flüssigkeit ab?

Was ist zu finden?

Knotige Veränderungen bzw. größere Tumore, gutartige Veränderungen wie flüssigkeitsgefüllte Zysten und Fibroadenome (Geschwülste aus Binde- und Drüsengewebe).

Was sind die Vorteile?

Die Selbstuntersuchung führt zu einem besseren Gespür für den Körper.

Was die Nachteile?

Tastbare Tumore sind nicht mehr klein. Es gibt keine Studien, die beweisen, dass tatsächlich die Sterblichkeit sinkt.

Kosten:

Keine. Frauenärztin oder -arzt tasten die Brust ebenfalls ab: bei der jähr­lich empfohlenen Früherkennung für Frauen ab 30 Jahren.

Ab 50: Mammografie

Was wird gemacht?

Es werden zwei digitale Röntgenaufnahmen jeder Brust angefertigt.

Was ist zu sehen?

Das hängt stark von der Zusammensetzung des Brustdrüsengewebes ab (siehe Kasten). Bei sehr geringer Brustdichte sind alle bösartigen festen Tumore, also der "klassische" Krebs, erkennbar. Bei mitteldichtem Brustgewebe noch etwa 70 Prozent, bei sehr dichtem Brustgewebe nur noch 30 Prozent. Die Mammografie sieht außerdem Mikrokalk.

Welche Vorteile hat das Verfahren?

Es ist relativ billig und bei sehr geringer und weniger geringer Dichte des Brustgewebes (insgesamt etwa die Hälfte der Frauen) auch recht zuverlässig.

Und welche Nachteile?

"Dichtes Brustgewebe verringert die Aussagekraft deutlich", so Professor Felix Diekmann, Chefarzt für Radiologische Diagnostik am St. Joseph-Stift Bremen. Röntgen ist zudem mit Strahlenbelastung verbunden. Das Entdecken von Mikrokalk und Brustkrebsvorstufen (Ductales Carcinom in situ, DCIS) kann zu unnötigen Therapien führen.

Kosten:

Im Rahmen des Screenings zur Brustkrebs-Früherkennung übernehmen diese die Kassen für alle Frauen von 50 bis 69, jeweils alle zwei Jahre.

Bei dichtem Brustgewebe: Ultraschall

Was wird gemacht?

Bei der Sonografie wird der Schallkopf kontinuierlich über die Brust geführt.

Was ist zu sehen?

Veränderte Lymphknoten, bösartige solide Tumore und gutartige Papillome.

Welche Vorteile hat das Verfahren?

Die Empfindlichkeit bei dichtem Brustgewebe ist gut und es gibt keine Strahlenbelastung. Wird die Mammografie beim Screening durch Ultraschall ergänzt, werden rund 20 Prozent mehr bösartige Tumore entdeckt.

Und welche Nachteile?

Eine sehr fettreiche oder eine übergroße Brust können sehr schwierig zu beurteilen sein. "Die Qualität einer Ultraschall- untersuchung hängt stark von Kompetenz und Erfahrung des Untersuchers, vom Gerät und davon ab, ob die ganze Brust oder nur ein Teil davon dokumentiert wird", sagt Jens-Uwe Blohmer. Die zeitaufwendige Untersuchung kann zu falsch positiven Befunden führen.

Kosten:

Der Ultraschall gehört nicht zur Früherkennung, obwohl die Leitlinien ihn als Ergänzung zur Mammografie bei hoher Brustdichte empfehlen. Ohne Überweisung zahlen Frauen ca. 60 Euro.

Für Risikopatientinnen: Magnetresonanztomografie

Was wird gemacht?

Mittels Magnetfeld und Radiowellen werden Schichtaufnahmen angefertigt. Dafür wird ein Kontrastmittel injiziert, das sich insbesondere in den Gefäßen schnell wachsender Tumore anreichert.

Was ist zu sehen?

Grundsätzlich jeder Brustkrebs, auch von Drüsenläppchen ausgehende (lobuläre) Tumore sowie Hochrisiko-DCIS.

Welche Vorteile hat das Verfahren?

Es ist unabhängig von der Brustdichte und arbeitet ohne Strahlenbelastung. „Besonders gut und zuverlässig erkennt es die schnell wachsenden, das heißt sehr aggressiven Tumore“, sagt Professorin Christiane Kuhl, Direktorin der Radiologie des Uniklinikums Aachen.

Und welche Nachteile?

Sie ist teuer. Außerdem können auch gutartige Veränderungen das Kontrastmittel aufnehmen. Um eindeutig zwischen gut- und bösartig zu unterscheiden, ist viel Expertise nötig.

Kosten:

Die Kasse übernimmt diese nur bei Frauen ab 25 Jahren mit genetisch erhöhtem Brustkrebsrisiko und z. B. bei vorliegendem Brustkrebs. Ein MRT auf eigenen Wunsch kostet etwa 1000 Euro.

Jede Brust ist anders

Eine Brust besteht aus Drüsen-, Fett- und Bindegewebe. Ihre Zusammensetzung variiert von Frau zu Frau. Je nachdem, wie viel Drüsengewebe in der Brust vorhanden ist, wird eine Einteilung in vier Dichtegrade vorgenommen. Jene 10 Prozent der Frauen mit sehr dichter Brust haben ein höheres Risiko für Brustkrebs. Deshalb und weil sie die Diagnose­möglichkeiten beeinflusst, ist die Dichte des Brustgewebes eine sehr wichtige Größe, die jede Frau zumindest ab 50 Jahren kennen sollte. Sie wird beim Screening erfasst, den Frauen (und auch ihren Gynakolog*innen) allerdings meist nur auf Nachfrage mitgeteilt.

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