Dass man mit Vitamin C das Immunsystem stärken kann, glauben wohl fast alle. Dabei stimmt das gar nicht: Selbst wer täglich Vitamin C zu sich nimmt, kann dadurch keinen einzigen Infekt verhindern. Erst wenn man wirklich erkältet ist, lassen sich durch Vitamin C die Symptome geringfügig mildern. Auch Zink - darauf schwören ebenfalls viele Abwehrstrategen - hilft nicht bei Erkältungen und kann das Immunsystem nicht so deutlich stärken, wie viele denken.
Entscheidend ist ein anderer Stoff: Vitamin D. Das Sonnenvitamin - es wird vor allem in der Haut gebildet, wenn UV-Strahlen sie treffen - aktiviert die Killerzellen und ist für unser Immunsystem daher absolut unverzichtbar. Vielleicht sind wir genau deswegen in der kalten Jahreszeit besonders anfällig für Infekte: Die kurzen, dunklen Tage führen zu einen Mangel an Vitamin D und bremsen so unser Immunsystem aus. Besonders viel Vitamin D steckt übrigens in manchen Fischarten wie Sardinen oder Lachs und im guten alten Lebertran. Wer sein Immunsystem stärken will, sollte also statt Zitronen lieber Fisch auf den Tisch bringen und nach dem Essen einen langen Spaziergang machen.
Wer mit Geschwistern aufwächst, die allerlei Krankheitserreger anschleppen, oder im mikrobiellen Trainingslager eines Bauernhofs groß wird, leidet später deutlich seltener an Allergien als Einzelkinder aus ultra-hygienischen Etagenwohnungen. Besonders in der Kindheit braucht unser Immunsystem nämlich Herausforderungen - um einerseits stark zu werden gegenüber Krankheitserregern und andererseits tolerant gegenüber harmlosen Eindringlingen.
Dennoch sollte man nicht ganz auf Impfungen verzichten. Denn die wurden gegen Krankheiten entwickelt, die man zwar überstehen kann, die aber auch einen besonders schweren Verlauf nehmen können - zum Beispiel Tetanus, Masern oder Grippe. Und dass Impfungen Allergien fördern, wird zwar oft vermutet, ist aber wissenschaftlich nicht belegt. Völlig ohne Nebenwirkungen und Komplikationen ist der schützende Pieks zwar nicht. Die Risiken einer echten Infektion liegen laut Statistiken aber deutlich höher.
Wer mehrmals in der Woche joggt, wird seltener krank und leidet weniger, wenn ihn ein Virus dann doch mal erwischt. Denn die regelmäßige Bewegung macht den Killerzellen und anderen Helfern unseres Immunsystems Beine. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund erleiden auch Krebspatienten seltener einen Rückfall, wenn sie Sport treiben.
Viel hilft allerdings nicht viel. Im Gegenteil: Wer zu lange oder zu intensiv trainiert, schadet seinem Immunsystem. Wenn Sport für unseren Körper zum Stressfaktor wird - womöglich noch erhöht durch psychischen Druck wie Konkurrenzkampf oder übertriebenen Ehrgeiz -, sind wir sogar anfälliger für Infekte. So erkranken Profisportler häufiger als Gelegenheitssportler.
Und für alle gilt: Wer sich bereits einen Virus eingefangen hat, sollte eine Sport-Pause einlegen, bis es ihm wieder besser geht. Ansonsten kann eine eigentlich banale Erkältung zu ernsthaften Komplikationen führen, in seltenen Fällen zum Beispiel zu einer lebensbedrohlichen Herzmuskelentzündung. Sport ist also in jeder Hinsicht was für Gesunde.
Es stimmt: Viele Krankheiten entwickeln sich bei den meisten von uns nicht lebensbedrohlich. Eine Grippe ist zwar nicht angenehm, aber wer ein intaktes Immunsystem hat, wird sie in den allermeisten Fällen unbeschadet überstehen. Auch Keuchhusten oder Röteln verlaufen bei einem Erwachsenen insgesamt ziemlich harmlos.
Manche Menschen aber sind für bestimmte Krankheiten oder ihre Komplikationen besonders anfällig. Bei der saisonalen Grippe betrifft das ältere Leute oder chronisch Kranke. Keuchhusten kann vor allem sehr kleinen Kindern gefährlich werden, die noch nicht dagegen geimpft werden können, und eine Rötelninfektion gefährdet zwar nicht die Schwangere selbst, aber ihr ungeborenes Kind.
Wir sind eben nicht nur Ziel von Viren und anderen Krankheitserregern, sondern immer auch deren Überträger. Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts, die STIKO, empfiehlt manche Impfungen deshalb nicht nur für bestimmte Risikogruppen, sondern auch für Menschen, die in engem Kontakt zu diesen Risikogruppen arbeiten oder leben. Es schützt eben auch einen Säugling vor Keuchhusten, wenn die Menschen in seinem Umfeld geimpft sind.
Das hat man lange Zeit vermutet - und bei der echten Grippe ist es auch so: Je weniger wir dem Virus entgegenzusetzen haben, desto mehr leiden wir. Denn Influenza-Viren zerstören die Zellen der oberen Atemwege. Erkältungsviren allerdings - meist sind es so genannte Rhinoviren - gehen bei ihrer Invasion deutlich weniger aggressiv vor: Sie lassen unsere Zellen in Ruhe.
Trotzdem versucht unser Körper, die Viren loszuwerden - und reagiert mit einer Entzündungsreaktion. Dieser Gegenangriff fällt umso heftiger aus, je schlagkräftiger das Immunsystem ist. Wer besonders stark hustet und schnieft, hat also alles andere als eine schwache Abwehr. Ein solches starkes Immunsystem schützt uns besser vor den Komplikationen, die sich aus einer Virusinfektion ergeben können. Denn richtig unangenehm wird eine Erkältung oft erst durch eine anschließende Bakterieninvasion, die dann zum Beispiel eine Mittelohr- oder Nebenhöhlenentzündung verursacht.
Stimmt schon: Trifft uns ein Virus und unser Immunsystem überwindet den Eindringling, indem es ganz spezifische Abwehrwaffen gegen ihn bildet, können diese so genannten Antikörper den Erreger bei einem zweiten Kontakt sofort unschädlich machen - wir bleiben gesund. Die meisten Kinderkrankheiten, etwa Masern oder Mumps, bekommen wir deshalb nur einmal und sind dann ein Leben lang dagegen immun.
Doch für eine Krankheit ist nicht immer nur ein einziger Virus verantwortlich, sondern wie im Fall der Erkältung ein ganzes Arsenal von über 200 verschiedenen Viren. Und einen davon kennt unser Immunsystem garantiert noch nicht, so dass uns dann doch wieder mal die Nase läuft. Andere Viren, zum Beispiel die Erreger der echten Grippe, verändern sich so schnell, dass unser Immunsystem sie in der nächsten Grippesaison nicht mehr erkennt.
Und dann gibt es noch Viren - wie etwa den Herpes-Erreger -, die bleiben ein Leben lang in unserem Körper. Ist unser Immunsystem durch Stress, UV-Strahlung oder bestimmte Medikamente geschwächt, wird das Virus aktiv - die lästigen Bläschen am Mund tauchen wieder auf. Die vergehen irgendwann wieder, aber so richtig und endgültig Loswerden können wir den Herpes-Virus nicht.
Wenn unsere Körpertemperatur steigt, ist das erst einmal eine sinnvolle Maßnahme des Immunsystems: Es versucht, Viren und andere Krankheitserreger zu bekämpfen. Stoffwechselvorgänge werden beschleunigt und die Produktion von weißen Blutkörperchen angekurbelt. Manche Experten meinen deshalb, wer trotz Infekten nie Fieber entwickelt, leide an einer Abwehrschwäche. Und auch das Krebs-Risiko sinkt nachweislich, wenn wir öfter mal fiebern.
Dabei hat natürlich alles seine Grenzen: Hohes Fieber schwächt unseren Körper und kann sogar lebensgefährlich sein. Auch wenn man nicht gleich jeden Ausschlag des Fieberthermometers mit Medikamenten bekämpfen muss, sollte man also wachsam sein. Immerhin ist Fieber ein eindeutiges Zeichen dafür, dass wir krank sind. Am besten, man unterstützt den Körper dann bei der Infektabwehr, indem man viel trinkt und sich schont.