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Wie werde ich meine Allergie wieder los?

Wie werde ich meine Allergie wieder los?
© Irina Bg/Shutterstock
Hartnäckig, unberechenbar und manchmal lebenslänglich: Eine Allergie ist schwer zu behandeln. Oder? 20 Fragen aus dem Alltag - mit Antworten und Erkenntnissen von Experten.

Ich bekomme komische Bläschen an den Händen - eine Allergie?

Wässerige, juckende "Pickel" an den Händen sind nur in einigen Fällen Symptome einer Allergie, so Prof. Uwe Gieler, Arzt für Psychosomatische Medizin, Hautarzt und Allergologe und an der Uniklinik Gießen. Diese so genannten "dyshidrosiformen Bläschen" können viele Auslöser haben, etwa Infektionen, Medikamente oder psychische Konflikte. Es ist aber sinnvoll, bei einem Hautarzt mit Spezialisierung in Allergologie (auf dem Praxisschild) testen zu lassen, ob eine Kontaktallergie im Spiel ist oder andere klare Verursacher zu finden sind. So kann man verhindern, dass sich ein chronisches Ekzem entwickelt.

Ich habe eine Hausstaub-Allergie. Soll ich ständig putzen, oder ist ein bisschen mehr Dreck sogar gesund?

Ein bisschen Dreck schadet niemandem. Ein Hausstaub-Allergiker reagiert aber speziell auf den Kot der Hausstaubmilben: Gegen deren Verbreitung, vor allem im Schlafzimmer, etwas zu tun, ist sinnvoll und nicht allzu schwierig. Denn wer ruhig und mit freien Atemwegen schläft, tut etwas für sein Immunsystem. Schutz vor Milben bieten spezielle Bettüberzüge aus Kunststoff (so genannte Encasings). Am effektivsten ist das Eintüten der Matratze. Ansonsten hilft eine textilarme Wohnungseinrichtung mit glatten Fußböden.

Ich möchte mich hyposensibilisieren lassen. Wie läuft das ab?

Je nach Art der Allergie gibt es verschiedene Wege der Immuntherapie. Wichtig ist in jedem Fall, die Behandlung ausreichend lange, das heißt über drei bis fünf Jahre, fortzusetzen. Zunächst gilt es, den tatsächlichen Allergie-Auslöser zu erkennen. Bei der Hyposensibilisierung mit Spritzen wird der allergieauslösende Stoff dann in steigenden Dosierungen unter die Haut gespritzt, am Anfang ein- bis mehrmals wöchentlich, später einmal im Monat.

Besonders effektiv ist die Behandlung gegen Gräserpollen und gegen Bienen- und Wespengifte. Bei Letzteren wird die Behandlung oft im Rahmen eines stationären Aufenthaltes begonnen. Nur ein allergologisch erfahrener Arzt darf die Spritzen geben, nach der Injektion bleibt man noch eine halbe Stunde unter Beobachtung. Denn schwere allergische Reaktionen bis hin zum allergischen Schock sind zwar selten, aber nicht auszuschließen.

Bei der so genannten SLIT (sublinguale Immuntherapie) wird das Allergen nicht gespritzt, sondern in Tropfenform unter die Zunge geträufelt. Die Behandlung wird beim Arzt begonnen und kann zu Hause fortgesetzt werden. Leichte allergische Reaktionen wie Jucken im Mund oder Rachen sind häufig, wirklich schwere Nebenwirkungen sehr selten. Die Tropfen sind sehr wirksam, aber noch ist nicht klar, ob der Langzeiterfolg genauso gut ist wie bei den Spritzen.

Auch die Therapie mit so genannten "Gräser-Impftabletten" kann zu Hause durchgeführt werden. Bisher gibt es die Tabletten, die man zum Auflösen unter die Zunge legt, nur gegen Allergien auf Gräserund Roggenpollen. Wirksamkeit und Risiko sind ähnlich wie bei den Tropfen.

Kann es sein, dass die Symptome heftiger sind, wenn man weiß, dass man eine Allergie hat?

Ja und nein. "Das Wissen um eine Allergie kann helfen, mit einer Allergie besser umzugehen und diese damit auch gut zu beherrschen", sagt Prof. Uwe Gieler, Experte für Psychodermatologie an der Uniklinik Gießen. Aber starke Angst vor allergischen Symptomen kann die Reaktionen auch verschlimmern. Allein der Hinweis im Allergietest durch den Allergologen, die Reaktion könnte schlimm sein, verstärkt diese bereits. Und wenn Menschen beginnen, aus Angst vor allergischen Reaktionen immer mehr Stoffe, etwa Nahrungsmittel, zu meiden, können sich daraus weitere gesundheitliche und psychische Probleme entwickeln. Deshalb ist es sinnvoll, sehr genau einzugrenzen, worauf man reagiert, und sollte nur diese Stoffe meiden.

Ich hatte vor kurzem einen anaphylaktischen Schock. Wie kann ich mich davor schützen?

Anaphylaxie ist eine allergische Reaktion, die den gesamten Körper betrifft. Sie reicht von leichten Symptomen, die gar nicht als solche wahrgenommen werden (etwa Hautreaktionen, Schwindel und Übelkeit) bis hin zum lebensbedrohlichen Schock, bei dem der Kreislauf zusammenbricht und Organe versagen. Wenn auch selten, so kommt es doch vor, dass Menschen ohne bekannte Allergien eine Anaphylaxie erleiden. Besonders gefährdet ist dagegen, wer schon einmal eine schwere allergische Reaktion hatte. Wichtig ist eine umfassende Diagnostik beim Allergologen, um die Ursache der Anaphylaxie herauszufinden.

Die häufigsten Auslöser sind Insektengifte oder Nahrungsmittel. "Manche Reaktionen treten auch nur in Kombination mit körperlicher Anstrengung auf", so Allergologin Erika von Mutius. Und in seltenen Fällen findet man gar keine Ursache. Umso wichtiger, jederzeit für den Notfall gewappnet zu sein. Der Arzt verschreibt hierfür ein Set mit Cortison-Präparat, Antihistaminikum und einem Adrenalin-Autoinjektor.

Ich reagiere allergisch auf Duftkerzen. Woran könnte das liegen?

Das muss keine Allergie sein. Duftkerzen strömen einen starken Geruch aus, auch wenn sie nicht brennen, und dieser reizt empfindliche Schleimhäute und löst unter anderem Husten aus. Wer schon einmal so eine Reaktion hatte, kann auch "konditioniert" werden, so dass die Schleimhautreizung dann als psychosomatische Reaktion auf den Geruch auftritt.

Warum machen mir Nüsse und andere Lebensmittel unverarbeitet Probleme, nicht aber, wenn sie Teil eines Gerichts sind?

"Vermutlich steckt hinter den unterschiedlichen Reaktionen keine Allergie, sondern eine Unverträglichkeit, bei der die Beschwerden von der Dosis abhängen", so Allergologin Prof. Erika von Mutius. Bei der Reaktion auf Nüsse handelt es sich eher um eine "echte" Allergie. Beim Erhitzen - etwa beim Backen - werden viele der allergenen Eigenschaften zerstört. Die Hitze durchtrennt die langen Molekülketten der Eiweiße, so dass das Immunsystem sie nicht mehr so gut erkennen kann. Aber Vorsicht: Bei schweren Allergien, wie zum Beispiel gegen Erdnüsse oder Fisch, reichen selbst winzige Spuren des Allergens, und zwar egal in welcher Form.

Ist mein Heuschnupfen psychisch?

Pollen, die Heuschnupfen auslösen, fliegen in unterschiedlicher Menge herum, je nach Wetterlage und Pflanzenwachstum, so dass dies bereits die Stärke der Symptome beeinflusst. Allergien können aber auch psychische Ursachen haben. In vielen Fällen werden die Symptome durch Stress verstärkt.

Uwe Gieler berichtet von Studien, bei denen in 30 bis 40 Prozent der Fälle psychische Konflikte die Hauptverursacher allergischer Reaktionen sind, und erklärt: "Psychotherapie ist insbesondere dann hilfreich, wenn man selbst bemerkt, dass sich die Allergiesymptome - seien es Hautreaktionen, Heuschnupfen oder Asthma - vor allem durch psychische Anspannung oder Stresssituationen bzw. chronische Konflikte verschlechtern."

Einen anderen Ansatz vertritt die Fachrichtung der Psycho-Allergologie. Sie geht davon aus, dass allergische Symptome eine im Gehirn falsch konditionierte körperliche Reaktion sind, die sich durch Autosuggestion korrigieren lassen. Dass die Methode, die auch als "psychische Impfung" oder als "Wegdenken von Allergiesymptomen" beschrieben wird, zumindest in manchen Fällen wirkt, konnte in einer Studie belegt werden. Mehr Infos unter http://www.psycho-allergologie.de.

Den Hund habe ich schon länger, die Hundehaar-Allergie erst jetzt. Die Hausärztin sagt, ich soll täglich mein Gesicht in sein Fell drücken. Ist das nicht gefährlich?

Doch, eine solche Konfrontation ist riskant. "So etwas kann den ersten Asthma-Anfall provozieren", so die Allergologin Prof. Susanne Lau. Zwar gibt es Beobachtungen, dass eine massive Belastung die Toleranz des Immunsystems hochfährt, aber verlässlich und vor allem dauerhaft sind solche Effekte nicht. Auch eine Hyposensibilisierung per Spritze hat bei Tierhaar-Allergien leider keine sehr gute Erfolgsaussicht. Wenn der Hund bleiben soll, hilft in manchen Fällen gründliche Hygiene. Da aber nicht nur die Haare allergen wirken, sondern auch Hautschuppen, Speichel, Urin und Kot der Tiere, lässt sich die Wohnung nie ganz frei davon halten.

Können Allergien auch von selber wieder verschwinden?

"Viele Allergien lassen zum Glück im Laufe des Lebens nach", weiß Uwe Gieler. Bei drei von vier Kindern mit einer Nahrungsmittel-Allergie verschwindet diese schon bis zum Schuleintritt. Auch körperliche Veränderungen können das Immunsystem umpolen. Manche Frauen verlieren zum Beispiel vorhandene Sensibilisierungen in der Schwangerschaft. Einen Wendepunkt in Sachen Allergie können auch Pubertät oder Menopause markieren. Vorhersagen, ob und wie Allergien sich im Laufe des Lebens verändern, sind leider nicht möglich.

Allergiemedikamente machen mich müde - muss das sein?

Moderne so genannte Antihistaminika sollen eigentlich nicht mehr müde machen. Der Wirkstoff Cetirizin gehört zur zweiten Generation der Antiallergiemittel, inzwischen gibt es auch eine dritte. Die "beruhigenden" Nebenwirkungen treten dennoch in bis zu zehn Prozent der Fälle auf. Es lohnt zu testen, ob man ein anderes Präparat besser verträgt. Wer ohne Antihistaminika auskommen will, sollte auf äußerlich anwendbare Medikamente wie Augentropfen und Nasensprays ausweichen. Nur im Extremfall sind Kortikosteroide ("Cortison") eine Alternative zu Antihistaminika.

Laut Test bin ich allergisch, aber ich merke davon nichts. Wie gehe ich jetzt damit um?

Ein Allergietest ist eigentlich ein Sensibilisierungstest. Insofern bedeutet ein positives Ergebnis auch nicht automatisch, dass man allergisch ist. Sondern nur, dass der Körper IgE-Antikörper gegen ein Allergen gebildet hat. Wie und unter welchen Umständen der Schritt von der Sensibilisierung zur echten Allergie erfolgt, ist noch weitgehend unbekannt. Es gibt demnach keine Empfehlungen zur Vorbeugung. Eine "echte" Allergiediagnose ist nur durch einen Provokationstest möglich, der von einem erfahrenen Allergologen durchgeführt werden sollte. Damit lässt sich ermitteln, welche Substanzen tatsächlich für die Beschwerden verantwortlich sind.

Muss ich mit Allergiesymptomen auf jeden Fall zum Arzt?

Ja, das ist auch bei leichteren Beschwerden besser, um Spätfolgen wie etwa ein allergisches Asthma zu vermeiden. Bei Erwachsenen ist dieser so genannte Etagenwechsel - von der Nase in die Bronchien - allerdings nicht sehr häufig. "Vor allem bei Kindern sollte man allergische Beschwerden auf jeden Fall abklären lassen", rät Prof. Albrecht Bufe. Bei 60 Prozent der Kinder mit Heuschnupfen lässt sich durch eine Hyposensibilisierung der Asthma-Entwicklung vorbeugen.

Stimmt es, dass ein Kaiserschnitt das Allergierisiko erhöht?

Ja. Im Mutterleib entwickelt sich das Kind in einer keimfreien Umwelt. Während der Geburt kommen seine Schleimhäute erstmals in Kontakt mit Bakterien aus Scheide und Darm der Mutter, die den Grundstein für die eigene Darmflora legen. Kinder, die per Kaiserschnitt geboren werden, haben dagegen andere bakterielle Erstkontakte, und das ist für das Immunsystem offensichtlich ungünstiger: Allergie- und Asthma-Risiko steigen. Trotzdem entwickelt kein Kind nur aufgrund seiner Entbindung einen Heuschnupfen. "Ein Kaiserschnitt ist nur ein Faktor von vielen, die zum Entstehen einer Allergie beitragen können", weiß Allergologin Susanne Lau.

Ich reagiere im Winter auf Schnittblumen. Hilft es, wenn ich sie abwasche?

Wahrscheinlich liegt die Reaktion weniger daran, dass die Blumen im Winter andere Eigenschaften haben. Vielmehr sind viele Innenräume schlecht belüftet, wenn es draußen kalt ist. Oft ist die Luft trocken, so dass die Empfindlichkeit der Schleimhäute zunehmen kann. Dagegen helfen eher Luftbefeuchter und regelmäßiges Lüften als das Abwaschen der Blumen.

Ich habe von neuen, aggressiven Blütenpollen gehört. Muss ich mir jetzt Sorgen machen?

Vor allem die Pollen der Pflanze Ambrosia artemisiifolia gelten als sehr aggressives Allergen. In seltenen Fällen können sie selbst bei Nicht-Allergikern Asthma auslösen, weil sie sehr klein sind und bis tief in die Atemwege gelangen. Die Pflanze blüht sehr spät im Jahr, so dass sich die Heuschnupfensaison bis in den Winter ausdehnt. Ambrosia stammt aus Nordamerika, hat sich aber in Süd- und Osteuropa ausgebreitet. Entgegen vieler Medienberichte ist Deutschland bisher weitgehend Ambrosia-frei. Dies wird vermutlich jedoch nicht so bleiben. Die gute Nachricht: Eine Ambrosia-Allergie ist durch eine Hyposensibilisierung gut zu behandeln.

Ich will meine Haare färben. Gibt es ein Allergierisiko?

Viele Haarfarbstoffe sind starke allergieauslösende Substanzen, vor allem für Frauen mit empfindlicher Haut. Besonders aggressiv ist der schwarze Farbstoff PPD (Paraphenylendiamin), der in allen dunklen und rötlichen Farbtönen enthalten ist. Pflanzenfarbstoffe sind generell weniger riskant, obwohl man auch auf Stoffe wie Henna allergisch reagieren kann.

Gibt es Allergien auf Waschmittel?

Selten gibt es echte Allergien, zum Beispiel gegen Enzyme, die im Waschmittel enthalten sind. Viel häufiger sind direkte Haut- und Schleimhautreizungen durch Duftstoffe, Enzyme und Waschpulverstaub. Wer schon eine Allergie oder Neurodermitis hat, reagiert oft empfindlicher auf Waschmittel und sollte eine Marke kaufen, die möglichst wenig Zusatzstoffe enthält.

Unverträglichkeit oder Allergie - wie finde ich das heraus?

Hinter manchen Symptomen, die wie eine Allergie aussehen, steckt tatsächlich gar keine. Bei Unverträglichkeiten, zum Beispiel gegen Milchzucker, mangelt es nur an bestimmten Verdauungsenzymen, und bei den so genannten Pseudoallergien spielt zwar der Botenstoff Histamin eine Rolle, das Immunsystem selbst ist aber nicht beteiligt. Pseudoallergische Reaktionen werden häufig durch Zusatzstoffe wie Farb- oder Konservierungsmittel ausgelöst.

Eine Möglichkeit, ihnen auf den Grund zu gehen, sind Diäten über drei oder vier Wochen, in denen die vermuteten Ursachen komplett vermieden werden. Doch Vorsicht: Selbst wenn sich die Beschwerden bessern oder verschwinden, ist das Rätsel noch nicht gelöst. "Manche Hauterkrankungen kommen und gehen, wie es ihnen passt", so die Allergologin Prof. Erika von Mutius. Der Auslöser ist darum erst gefunden, wenn die Reaktionen erneut und immer dann auftreten, wenn man sich dem Stoff wieder aussetzt.

Mein Mann und ich sind beide Allergiker. Was können wir tun, um unserem Neugeborenen die Krankheit zu ersparen?

Die Neigung zu Allergien beruht auf einer genetischen Veranlagung. 15 Prozent beträgt die Allergie-Wahrscheinlichkeit eines Kindes, dessen Eltern keine Allergiker sind. Sind dagegen Mutter und Vater betroffen, entwickelt mehr als jedes zweite Kind auch selbst eine Allergie. Für solche so genannten Risikokinder werden aber kaum noch besondere Vorsichtsmaßnahmen empfohlen: Alle Babys sollten in den ersten vier Monaten voll gestillt werden (falls dies nicht möglich ist: bei Risikokindern hypoallergene Nahrung geben), für die anschließende Beikost gibt es - anders als früher - keinerlei Verbote mehr.

Ein Artikel aus BRIGITTE Texte: Dr. Antje Kunstmann, Irene Stratenwerth, Dr. Sabine Thor-Wiedemann Fachliche Beratung: Dr. Kirsten Jung, Erfurt, Dr. Imke Reese

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