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HPV-Test: Wie geht er und was kann er?

HPV-Test: Wie geht er und was kann er?
© Iryna Inshyna / Shutterstock
In der Gebärmutterhals-Krebsvorsorge tut sich was. Frauen ab 35 sollen ab 2020 nur noch alle drei Jahre zum Check beim Frauenarzt – und können trotzdem mehr Sicherheit erwarten. Der HPV-Test als Kassenleistung wird in anderen Ländern bereits erfolgreich eingesetzt

Seit fast 50 Jahren, genauer seit 1971, können Frauen jedes Jahr gratis zur Vorsorge beim Gynäkologen gehen. Dabei wird ein Abstrich vom Gebärmutterhals genommen, um Krebs oder Vorstufen unter dem Mikroskop möglichst früh zu erkennen. Eine Erfolgsgeschichte – mit dem Pap-Test (benannt nach seinem Erfinder George Papanicolaou) sank die Zahl der Gebärmutterhals-Krebsfälle in Deutschland um rund 70 Prozent auf etwa 4300 im Jahr.

Wird es noch weniger?

Nun deutet alles darauf hin, dass es künftig noch weniger sein könnten. Denn der sogenannte HPV-Test, den Frauenärzte bisher als Selbstzahler-Leistung anbieten, wird ab 2020 parallel zum Pap-Test von den Krankenkassen übernommen. Ersterer weist nach, ob die Gebärmutterzellen mit dem HP-Virus (Humanes Papillomvirus) infiziert sind. Der deutsche Arzt Harald zur Hausen hat bewiesen, dass ohne eine vorherige Infektion praktisch kein Gebärmutterhalskrebs entstehen kann – dafür wurde er sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Aus diesem Grund werden seit einigen Jahren HPV-Impfungen für Mädchen im Teenager-Alter zwischen 12 und 17 Jahren empfohlen. Dahinter steckt die Hoffnung, das Zervixkarzinom sowie andere Krebsarten, die ebenfalls von den Viren hervorgerufen werden, auf Dauer komplett auszurotten. Aber bis dahin brauchen wir die Vorsorge.

DER HPV-TEST IST GENAUER – UND MUSS VIEL SELTENER WIEDERHOLT WERDEN

Beim HPV-Test macht der Gynäkologe ebenfalls einen Abstrich. Der Test übersieht das Virus viel seltener als der Pap-Test die Krebsvorstufen: Er erkennt mögliche Anzeichen für eine Infektion in rund 95 Prozent der Fälle – mit einem einzigen Pap-Abstrich werden dagegen nur rund die Hälfte der verdächtigen Zellveränderungen entdeckt. Die Pap-Trefferquote steigt erst dann deutlich, wenn wiederholt getestet wird. Weil es für gewöhnlich einige Jahre dauert, bis sich eine Krebserkrankung entwickelt, erkennt man so sehr viele früh genug. Doch längst nicht alle Frauen gehen wirklich jährlich zur Vorsorge.

Der Nachteil des HPV-Tests ist dagegen, dass er mehr Irrläufer attestiert – also einen Krebsverdacht, der sich bei weiterführenden Untersuchungen als unbegründet herausstellt. Diese "Übereifrigkeit" wird allerdings durch die viel bessere Trefferquote mehr als wettgemacht. Fällt der Test negativ aus, wird also keine Virusinfektion nachgewiesen, bedeutet das: Das Risiko, in den nächsten Jahren an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, ist extrem gering. In etlichen Ländern wird der HPV-Test daher schon seit Jahren zur Krebsvorsorge angeboten. Oft wird dann nur noch alle fünf Jahre ein Termin beim Frauenarzt fällig. Die Analyse von vier großen Studien in Schweden, den Niederlanden, Italien und England zeigte, dass die Zahl von Karzinomen dank des HPV-Tests im Vergleich zum Pap-Test beträchtlich gesenkt werden konnte: pro 100 000 Frauen von 36 Krebsfällen auf lediglich neun.

Also gibt es künftig nur noch den Virus-Check? Nein, denn bei ganz jungen Frauen ist der HPV-Test nicht sinnvoll. Schließlich sind HPV-Infektionen gerade unter jungen Frauen sehr häufig, da diese oft sexuell aktiver sind. Weil die meisten Infektionen aber von selbst ausheilen, lässt der Virennachweis bei ihnen noch keinen Schluss auf ein erhöhtes Krebsrisiko zu. Erst wenn die Viren sich dauerhaft einnisten, droht die Entartung von Zellen.

KÜNFTIG BEKOMMT JEDE ALTERSGRUPPE EINE AUF SIE ABGESTIMMTE VORSORGE

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA), der darüber entscheidet, was die Kasse bezahlt, hat jüngst ein neues, organisiertes Programm für die Früherkennung von Zervixkarzinomen beschlossen. Es soll ab Januar 2020 umgesetzt werden. Neu ist zunächst, dass gesetzlich versicherte Frauen zwischen 20 und 65 regelmäßig schriftlich zur Vorsorge eingeladen werden. Das ist bisher so beim Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs für Frauen zwischen 50 und 69 geregelt; daran ändert sich auch nichts, ebenso wenig wie an der jährlichen Tastuntersuchung der Brüste, die empfohlen, wenn auch umstritten ist. Mit der Einladung muss verständlich über die Vor- und Nachteile der Untersuchung informiert werden. Das Recht, sich auf Kassenkosten untersuchen zu lassen, endet aber nicht mit 65; man bekommt dann nur keine Einladung mehr. Übrigens gibt es Studien, die nahelegen, dass die Entstehung eines Zervixkarzinoms ab einem Alter von 55 Jahren sehr unwahrscheinlich ist, wenn vorher der HPV-Test immer unauffällig war.

Für Frauen zwischen 20 und 34 bleibt alles beim Alten. Ihnen wird weiterhin jährlich eine Pap-Untersuchung angeboten, eben weil der HPV-Test für sie noch nicht aussagekräftig ist. Sollte das Ergebnis auffällig sein, wird zusätzlich ein HPV-Test oder eine Kolposkopie (eine Spiegelung des Gebärmutterhalses) durchgeführt. Frauen ab 35 dagegen können in Zukunft statt der jährlichen Pap-Untersuchung alle drei Jahre eine Kombination aus Pap- und HPV-Test in Anspruch nehmen.

Ein ersten Schritt ist gemacht

Das neue Früherkennungs-Programm wird sechs Jahre lang wissenschaftlich begleitet, danach wird entschieden, wie es weitergeht. Zur Diskussion steht unter anderem, nur noch alle fünf Jahre einen HPV-Test ohne zusätzlichen Pap-Test durchzuführen. Das empfiehlt zum Beispiel die United States Preventive Services Task Force Frauen ab 30, eine Organisation, die das US-Gesundheitsministerium berät. Bei jüngeren Frauen zwischen 21 und 30 befürworten die Amerikaner einen Pap-Test alle drei Jahre, also deutlich seltener als bei uns. Doch immerhin: Auch hierzulande ist ein Anfang gemacht. Ältere Frauen werden in Zukunft jedenfalls deutlich seltener auf den Gynäkologen-Stuhl müssen.

WANN IST MEIN RISIKO ERHÖHT?

Ohne die Infektion mit HP-Viren kommt es fast nie zu Gebärmutterhalskrebs. Dennoch sollte man zur Selbstüberprüfung weitere Faktoren berücksichtigen, die eine Erkrankung wahrscheinlicher machen:

• Sex schon im frühen Teenager-Alter

• Infektionen beispielsweise mit Herpesviren oder Chlamydien

• Viele verschiedene Sexualpartner

• Rauchen

• Viele Geburten

• Immunschwäche

Hast du Lust, mehr zum Thema zu lesen und dich mit anderen Frauen darüber auszutauschen? Dann schau im "Forum: Frauengesundheit" der BRIGITTE-Community vorbei!

Brigitte WOMAN 6/2019

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