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Was Hormone mit den Körper machen

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Akne und Krebsrisiko, Schilddrüse und Gewichtszunahme, Glücklichmachern und Wechseljahren.

Schön und jung aussehen durch Hormone?

Machen Hormone eine schöne Haut? Ja. Denn die elastischen Fasern des Bindegewebes brauchen unter anderem Östrogen und Progesteron. Sobald diese Hormone immer spärlicher produziert werden (in den Wechseljahren), schwinden jährlich bis zu fünf Prozent der straffenden Kollagen- und Elastinfasern. Die Folge: Die Haut kann nicht mehr genug Wasser binden und wird knittriger.

Helfen Hormoncremes gegen Falten und Cellulite? Zum Teil und nur mit Risiken. Es ist nicht erlaubt, Kosmetikprodukten Hormone zuzusetzen, denn die winzig kleinen Teilchen können durch die Haut in den Körper dringen. Nur Ärzte dürfen Hormoncremes verschreiben, sie werden in der Apotheke speziell gemischt und müssen selbst bezahlt werden: Östrogene gegen Falten, Androgene (männliche Hormone) gegen Cellulite und auch Melatonin, bei dem ein Anti-Age-Effekt bisher aber noch nicht nachgewiesen werden konnte. Bekannte Nebenwirkungen: Wer zu Pigmentstörungen neigt, bekommt von Östrogencremes braune Flecken, besonders bei Sonneneinwirkung. Androgene können Haarausfall und Akne verursachen. Und wie bei jeder Hormontherapie kann ein erhöhtes Krebsrisiko nicht ausgeschlossen werden.

Gibt es wirksame Anti-Age-Cremes, die unschädlich sind? Ja, es gibt neuerdings Produkte, in denen pflanzliche Östrogene stecken ("Phytohormone"). Dazu gehören zum Beispiel Hopfen, Frauenwurzel, Wanzenkraut und Soja. Die Wirkung der pflanzlichen Östrogene wird von Experten etwa hundertmal schwächer eingeschätzt als die der körpereigenen, und sie sollen angeblich nicht in den Organismus eingreifen. Dass Sojacreme die Haut fester und elastischer macht, ist bereits bewiesen. Im Übrigen: Statt zu Hormonen können Sie zum Beispiel auch zu Cremes mit Vitamin-A-Säure greifen.

Welche Hormone steuern was?

Gibt es ein Hormon, das den Appetit steuert und schuld am Übergewicht ist? Alle paar Jahre glauben die Forscher, das fürs Dicksein zuständige Hormon gefunden zu haben. 1994 war es das Leptin, 1998 Orexin, und ganz aktuell ist es Ghrelin. Doch keines dieser Hormone ist allein für die Steuerung von Hunger- und Sättigungsgefühl zuständig, es gibt noch weitere Substanzen. Hoffnungen, mit Hilfe von Leptin leicht abzunehmen, haben sich inzwischen zerschlagen: In einer Studie war die Gewichtsabnahme nicht überwältigend, die Nebenwirkungen dagegen heftig, zum Beispiel entzündeten sich häufig die Injektionsstellen.

Zu viel Insulin im Blut soll mehr Fett speichern, stimmt das? Das Hormon Insulin sorgt dafür, dass die Körperzellen den Zucker aus der Nahrung (Glukose) aufnehmen können, es versorgt Gehirn und Muskeln damit, die daraus Energie gewinnen. Gleichzeitig erhöht Insulin auch die Aufnahme von Glukose in die Fettzellen und hemmt dadurch den Fettabbau. Deshalb ist die Kombination "süß und fett" (z. B. Kuchen, Kekse, Eis, Cola plus Hamburger) besonders verheerend. Denn viel Zucker bedeutet viel Insulin im Blut, das dann das Fett aus der Nahrung verstärkt speichert. Dagegen hilft nicht nur, solche Nahrungsmittel zu meiden, sondern auch, sich viel zu bewegen, damit mehr Fett verbrannt und nur wenig deponiert wird.

Gibt es Hormone, die glücklich machen? Ja, es gibt Botenstoffe, die gute Laune machen. Serotonin zum Beispiel, das aus der Nahrung gebildet wird, Endorphine, die bei ausdauernder körperlicher Bewegung produziert werden und die auch Schmerzen blockieren. Und Oxytocin, das beim Orgasmus ausgeschüttet wird: Es sorgt für absolute Entspannung, weil es ein Gegenspieler des Stress-Hormons Kortisol ist, und fördert die Produktion von Östrogen und Progesteron - für gute Durchblutung und einen frischen Teint.

Die Pille

Ich nehme die Pille. Erhöht sich dadurch mein Krebsrisiko? Teils, teils. Weil die Pille den monatlichen Eisprung verhindert, sinkt das Risiko, Eierstockkrebs zu bekommen. Und auch Karzinome der Gebärmutter sind seltener, weil sich die Schleimhaut nicht in vollem Maße aufbaut und es deshalb zu weniger Zellteilungen kommt. Die Auswirkungen der Pille auf das Brustkrebsrisiko sind dagegen umstritten, auch wenn es durch die niedrigere Hormon-Dosierung in den heutigen Pillen gesunken sein dürfte. Bei einer neuen Untersuchung aus den USA wurden Töchter, Enkelinnen, Nichten und Schwestern von Frauen, die zwischen 1944 und 1952 Brustkrebs hatten, befragt. Das Ergebnis: Pillen-Präparate, die vor 1975 eingenommen wurden, erhöhten eindeutig das Brustkrebsrisiko. Größere Studien der letzten Jahre bestätigen, dass die Pille das Risiko für Brustkrebs erhöht, aber Eierstock- und Gebärmutterkrebs verhindert.

Machen Östrogen-Pillen dick? Östrogene fördern die Wassereinlagerung im Körper und regen den Appetit an. Das Essen können Sie kontrollieren. Aber egal, ob Sie die Anti-Baby-Pille oder ein Wechseljahrespräparat nehmen: Ein bis zwei Kilo mehr können es durch die Wassereinlagerungen leicht werden. Mit Vorliebe speichert der Körper das Wasser übrigens in den Beinen, was die Cellulitis fördert. Dagegen helfen regelmäßige Bewegung (vor allem Schwimmen, Joggen, Radfahren) und Lymphdrainage. Neue Pillen mit einem neuartigen Gestagen wirken der vermehrten Wassereinlagerung entgegen - damit soll die Gewichtszunahme verhindert werden.

Hilft die Pille gegen Akne? Ja. Bei Akne kommen meist drei Ursachen zusammen: zu viel männliche Hormone (Androgene), zu viel Talg und eine Verhornungsstörung der Haut. Es gibt Anti-Baby-Pillen, die eine Kombination von Östrogenen mit Anti-Androgenen (statt mit Gestagenen) enthalten und so die Talgproduktion und die Verhornungsstörung mildern. Wird die Pille abgesetzt, kommen die Pickel allerdings bei den meisten Frauen wieder.

Führt der Gewöhnungs-Effekt dazu, dass der Körper weniger eigene Hormone produziert? Ja, jedenfalls ist das bei der Anti-Baby-Pille so. Sie greift in den Regelkreis Gehirn - Eierstöcke ein und unterbindet den Eisprung. Wird sie abgesetzt, kann es manchmal dauern, bis er wieder stattfindet. Nach drei bis sechs Monaten können Frauen aber genauso schwanger werden wie nach anderen Verhütungsmitteln.

Wann kommt die Pille für den Mann? Daran wird seit Jahren gearbeitet. Das Problem: Um zu verhindern, dass Spermien produziert werden, müsste man die Ausschüttung des Hormons Testosteron stoppen - doch dabei ginge auch die Libido flöten. Weniger Spermien und trotzdem Lust auf Sex versprechen jetzt Forschungen an einem Hormonpflaster für den Mann. In wenigen Jahren könnte es marktreif sein. Aber werden Männer wirklich damit verhüten? Wer Kondome unbequem findet oder Angst davor hat, nach einer Sterilisation impotent zu werden, mag wahrscheinlich auch die hormonelle Verhütung nicht.

Lifestyle- und Designerhormone

Was sind Lifestyle-Hormone? Wie wirken sie, und was sind die Nebenwirkungen?

Unter die Lifestyle-Hormone fallen "Jungmacher" wie DHEA (eine Vorstufe der Sexualhormone) und das Wachstumshormon HGH (Human Growth Hormon), bei uns Somatotropin (STH) genannt. Lifestyle-Hormone bekommt man in den USA überall, bei uns nur vom Arzt. Doch Hormonkuren, die gegen den Libido-Verlust genauso helfen sollen wie gegen Cellulite und Falten, Altersflecken, Haarausfall und Gedächtnislücken, sind umstritten und teuer. Denn die meisten dieser Hormone haben bei unkontrollierter Anwendung starke Nebenwirkungen: Testosteron steht im Verdacht, Prostatakrebs zu fördern. Wachstumshormone mobilisieren unentdeckte Tumoren. STH lässt auch die Knochen wachsen, das Hormon kann überdies Diabetes oder sogar Blutkrebs auslösen. Zu viel Progesteron macht müde. DHEA schlägt auf die Leber, und Melatonin unterdrückt die Geschlechtshormone.

Was versteht man unter sogenannten Designer-Östrogenen? Das sind Östrogene aus dem Chemie-Labor, die nicht an den normalen Rezeptoren der Sexualhormone auf den Körperzellen andocken, sondern gezielter gesteuert sind. So sollen sie ihre schützende Wirkung in den Knochen entfalten können, ohne ins Brustdrüsengewebe oder die Gebärmutterschleimhaut einzugreifen, wie das bei normalen Östrogenpräparaten der Fall ist. Bisher sind nur zwei Mittel unter dem Namen Liviella (chemisch: Tibolon) und Raloxifen zugelassen. Erste Studien für Raloxifen zeigen, dass es das Gebärmutterkrebs-Risiko nicht erhöht und möglicherweise vor Brustkrebs schützen soll. Das Thrombose-Risiko bleibt allerdings bestehen.

Schwangerschaft

Ich möchte gern schwanger werden, aber es klappt nicht. Gibt es Risiken bei der Behandlung? Ja. Denn zunächst einmal wird versucht, das Reifen der Eibläschen (Follikel) hormonell zu stimulieren. Eine solche Hormonbehandlung kann das Risiko für Eierstock-, Gebärmutter- und Brustkrebs erhöhen. Gelingt die Befruchtung dann auf normalem Weg nicht, kann eine Befruchtung außerhalb des Körpers versucht werden - IVF (In-vitro-Fertilisation) genannt. Dabei werden der Frau, die vorher mit Hormonen behandelt wurde, reife Eizellen entnommen, die mit Samenflüssigkeit in Verbindung gebracht werden. So befruchtete Zellen werden meist am zweiten Tag nach der Ei-Entnahme mit einem dünnen Katheter durch die Scheide und den Muttermund in die Gebärmutter eingesetzt. Bei rund 20 bis 25 Prozent der Frauen hat die Behandlung Erfolg. Beide Methoden haben allerdings sehr häufig Mehrlingsschwangerschaften zur Folge. Die Bundesärztekammer empfiehlt, nur noch eine oder zwei Eizellen einzusetzen, denn Mehrlinge kommen meist zu früh und mit geringerem Gewicht auf die Welt. Und für die Mütter ist die Schwangerschaft sehr belastend. Sie haben vor allem mit Kreislauf-Problemen und Bluthochdruck zu kämpfen, der Stoffwechsel kann entgleisen, manchmal kommt es sogar zum Schlaganfall.

Liegt es an den Hormonen, wenn Schwangere plötzlich so zart besaitet sind? Nicht nur. Wenn der Hormonhaushalt plötzlich vollkommen durcheinander gerät, verunsichert das natürlich. Aber die Psyche spielt auch mit: Die Frau ist nicht nur happy, sie bereitet sich innerlich auf die neue Rolle vor, denkt über die kommende Verantwortung nach, ist manchmal sogar im Zweifel, ob sie das Kind wirklich will.

Sind die Hormone schuld am Baby-Blues nach der Entbindung? Ja und nein. In der Schwangerschaft ändert sich die Hormonmenge zum Teil erheblich, so ist zum Beispiel das Östriol (ein Hormon aus der Östrogen-Gruppe) etwa um das Tausendfache erhöht. Die Level von Östrogenen, Endorphinen und Progesteron stürzen aber nach der Geburt regelrecht in den Keller. Mindestens die Hälfte aller Wöchnerinnen erlebt deshalb eine depressive Verstimmung, die Stunden oder auch Tage dauern kann: den "Baby-Blues". Etwa zehn bis fünfzehn Prozent leiden sogar unter schweren postnatalen Depressionen, die mehrere Wochen anhalten können. Allerdings sind nicht nur Hormone schuld, denn die Depressionen treten auch bei Adoptivmüttern auf - und manchmal auch bei den Vätern.

Was passiert mit den Hormonen während der Schwangerschaft? Sobald es einem befruchteten Ei gelungen ist, sich in der Gebärmutter einzunisten, wird das Hormon HCG ausgeschüttet. Es lässt die Fruchtblase wachsen und scheint auch für die oft auftretende Übelkeit in der Schwangerschaft zuständig zu sein. Die hat aber durchaus Sinn, entdeckte jetzt Forscherin Rachel Huxley vom Institute of Health Sciences in Oxford. Denn Schwangere, denen ständig schlecht ist, essen weniger. Dadurch wird weniger Fett gespeichert, und die aufgenommene Nahrung wandert in die Plazenta - beste Chancen, ein gut entwickeltes und normalgewichtiges Kind zur Welt zu bringen. Auch wurde festgestellt, dass Schwangere, denen oft übel ist, seltener eine Fehlgeburt haben. Außerdem kurbelt der Körper jetzt die Produktion von Progesteron an, das Kontraktionen der Gebärmutter verhindert. Die Ruhe im Bauchraum hat allerdings häufig eine unangenehme Nebenwirkung: Verstopfung. Auch Östrogene werden jetzt vermehrt ausgeschüttet, dazu Endorphine, die bei der Geburt als Schmerzblocker gebraucht werden. Und schon während der Schwangerschaft beginnt der Körper, vermehrt die Hormone Prolaktin und Oxytocin zu bilden, die für den Milchfluss zuständig sind. Das Oxytocin sorgt außerdem dafür, dass rechtzeitig Prostaglandine zur Verfügung steht - für die Wehen und die Geburt.

Liegt es an den Hormonen, wenn Frauen nach der Geburt keine Lust auf Sex haben? Nach der Geburt des Kindes, während des Stillens, produzieren die Eierstöcke nur sehr wenig Östrogen. Außerdem kreisen nun zwei Hormone in großen Mengen im Körper, die Spezialaufgaben haben: Prolaktin, das die Milchbildung in Gang setzt, und Oxytocin, das für den Milchfluss zuständig ist. Die beiden Hormone polen die junge Mutter auch auf "Nestbau" und Zweisamkeit mit dem Kind. Für die Frau ändert sich das gesamte Körpergefühl: manche mögen nur noch Kuschelsex, bei einigen werden die Brüste zur Tabuzone, andere haben ihren Orgasmus schon beim Stillen. Der Bauch ist noch schlaff, die Dammnaht schmerzt. Hinzu kommt die unglaubliche Müdigkeit und Angespanntheit. Manche Männer sind jetzt eifersüchtig auf die enge Beziehung zwischen Mutter und Kind. Manche Frauen haben Angst, dass ihr Mann sie nicht mehr begehrenswert findet, nachdem er die Geburt miterlebt hat. Wichtig ist es, über diese Veränderungen und über veränderte sexuelle Wünsche miteinander zu sprechen.

Wechseljahre

Schützen Östrogene in den Wechseljahren vor Herz-Kreislauf-Krankheiten? Nein. Denn die weltweit größte Studie mit 27 000 Amerikanerinnen sorgte schon nach zwei Jahren für ein sensationelles Zwischenergebnis: Bei den Frauen, die Hormone nehmen, gab es "eine geringe Zunahme der Zahl der Herzinfarkte, Schlaganfälle und Thrombosen" im Vergleich zu den Frauen, die Placebos schlucken. Auch Gallenblasenerkrankungen können unter der Hormontherapie verstärkt auftreten. Was bleibt, ist möglicherweise der Schutz vor Osteoporose.

Ich will keine Hormone nehmen. Was hilft sonst gegen Hitzewallungen? Wenn Sie sehr starke Beschwerden und ständig heftige Schweißausbrüche haben, kann es sehr wirksam sein, eine Zeit lang (keinesfalls länger als fünf Jahre) künstliche Hormone zu nehmen. Ansonsten: Kleiden Sie sich nach der "Zwiebelmethode", damit Sie immer mal ein Kleidungsstück aus- und wieder anziehen können. Trainieren Sie eine langsame, tiefe Bauchatmung - das bringt bei einer Hitzewelle fast augenblicklich Entspannung. Außerdem sehr wirksam: täglich zwei Tassen frisch gebrühten Salbeitee trinken; bei Schlafstörungen einen Beruhigungstee aus Baldrian, Hopfen, Melisse, Pfefferminze und Pomeranzenschale brühen; gesundes Essen mit Phytoöstrogenen; als Nahrungsergänzung z. B. Pillen mit Vitamin E und B-Vitaminen; wenig Kaffee und Alkohol; viel Bewegung und Entspannung (Yoga, Meditation). Auch alternative Therapien wie Homöopathie, die Traditionelle Chinesische Medizin (Akupunktur, Kräuter) und Medikamente aus Cimicifuga racemosa (Traubensilberkerze) können helfen.

Erhöhen Östrogen-Präparate das Krebsrisiko? Ja, wenn man nur Östrogene nimmt, wie es früher der Fall war. Sie regen stark das Zellwachstum der Gebärmutterschleimhaut an, und es droht Krebs. Deshalb werden den Präparaten jetzt auch Gestagene beigemischt, die das Zellwachstum in der Gebärmutter bremsen, denn sie sorgen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut regelmäßig abgestoßen wird (wie bei der Menstruation). Gestagene stehen aber neuerdings im Verdacht, Brustkrebs zu fördern, vor allem schlanke Frauen haben ein erhöhtes Risiko. Ohne Hormonersatztherapie erkrankten bisher pro Jahr etwa vier von 1000 Frauen, mit Hormonen waren es fünf bis sechs. Über die Zahlen streiten sich die Experten zwar, einig sind sie sich aber, dass eine Einnahme von Wechseljahrshormonen, die länger als fünf Jahre dauert, das Brustkrebsrisiko beträchtlich erhöht. Setzt man die Präparate ab, sinkt es wieder.

Schützen Östrogene wirklich vor Osteoporose? Jein. Östrogen sorgt für das nötige Gleichgewicht zwischen Knochenauf- und -abbau. Sinkt der Östrogenspiegel (zum Beispiel in den Wechseljahren), wird vermehrt Knochensubstanz abgebaut. Im Alter können die Knochen deshalb porös und brüchig werden, besonders am Handgelenk und am Oberschenkelhals. Doch wann und wie dieser Abbau geschieht, ist individuell sehr verschieden. Und nicht jede Frau, die mit 50 eine geringe Knochendichte hat, braucht mit 70 ein neues Hüftgelenk. Nur etwa 25 Prozent der Frauen bekommen wirklich Osteoporose (schon jeder zehnte Osteoporose-kranke ist ein Mann). Wichtig ist vor allem Kalzium. Deshalb raten Experten unbedingt zu gesunder Ernährung. Professor Wilhelm Braendle von der Hamburger Universitätsklinik: "Hormone einzunehmen, ohne dem Körper genug Kalzium zuzuführen, ist nicht gerade sinnvoll." Kalzium steckt hauptsächlich in fettarmer Milch und Milchprodukten, aber auch in Mineralwasser und grünem Gemüse wie Brokkoli und Grünkohl. Kaffee, Cola, Alkohol und Salz dagegen sind Kalziumräuber. Wenn Sie zusätzliche Kalziumpräparate einnehmen möchten, ist eine Kombination aus Kalzium und Vitamin D3 ideal, denn das Vitamin fördert die Einlagerung von Kalzium im Knochen. Besonders Bewegung ist ein guter Osteoporoseschutz: Regelmäßiges Krafttraining hilft dem Knochenaufbau, verbessert die Gelenkigkeit und stärkt die Muskulatur. Die Einnahme von Östrogenpillen ist dagegen nur effektiv, wenn sie ein Leben lang beibehalten wird; Studien belegen, dass die Knochendichte zehn Jahre nach Absetzen der Behandlung wieder derjenigen von Frauen entspricht, die niemals Östrogen-Präparate eingenommen haben.

Es heißt, dass im Fettgewebe Östrogene produziert werden. Brauchen Übergewichtige in den Wechseljahren dann überhaupt Östrogene? Es ist korrekt: Nicht nur die Eierstöcke produzieren Östrogene, sondern auch das Fettgewebe, deshalb haben sehr schlanke Frauen meist mehr Probleme mit den Wechseljahren, leiden zum Beispiel stärker unter Hitzewallungen. Doch auch viel Körperfett kann nicht verhindern, dass die Östrogenmenge im Körper nach der Menopause erheblich absackt und eventuell Hormone genommen werden sollten. Dies ist aber wegen des erhöhten Brustkrebsrisikos gut abzuwägen.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen depressiven Stimmungen und Hormonen? Ja. Aber wer in den Wechseljahren unter Stimmungsschwankungen leidet, sollte - so bitter das ist - lieber zunächst einmal seine Lebensweise überdenken: Wie sieht es mit dem Genuss von Alkohol und Kaffee aus? Und wie mit der körperlichen Fitness? Mehr Obst und Gemüse und weniger Kaffee und Alkohol, regelmäßiges Walking oder Jogging, Entspannungstechniken gegen den Stress - das alles kann bei normalen Störungen Wunder wirken. Manche schwören auch auf Heilkräuter (z. B. Johanniskraut, Nachtkerze, Salbei) oder Akupunktur. Falls diese Maßnahmen nichts bringen, kann schließlich auch die Einnahme von Hormonen helfen. Das gilt aber nicht für Depressionen, wie Studien zeigen. Im Gegenteil: Eine Hormonersatztherapie kann sie sogar verursachen. Und manchmal kann auch zu viel Kortisol oder eine Fehlfunktion der Schilddrüse die Ursache sein ? in jedem Alter. Bei Stimmungsschwankungen können Hormonpräparate aber durchaus hilfreich sein.

Ist man im Alter gesünder, wenn man in der Menopause Östrogene nimmt? Nein, Östrogene sind kein Jungbrunnen. Wer Östrogenpillen schluckt und keinerlei Sport treibt, kann sehr viel schlechter drauf sein als eine sportlich aktive "Nicht-Schluckerin". Herzleiden, Arteriosklerose, Schlaganfälle, Krebs, Rheuma sind alles Erkrankungen, die sich eher mit Bewegung und gesunder Ernährung beeinflussen lassen als mit Östrogen-Präparaten. Das gilt auch für Osteoporose.

Sonstige Fragen und Antworten

Kann ich die Hormonproduktion in meinem Körper beeinflussen? Zum Teil ja: Wenn Ihnen der Adrenalin-Kick fehlt, können Sie Bungee-Springen. Wenn Sie im Glückshormon Endorphin baden möchten, sollten Sie joggen. Wenn Sie sich mit Oxytocin super entspannen woollen, hilft ein Orgasmus. Und wenn Sie verhindern möchten, dass Ihre Schilddrüse verrückt spielt, essen Sie viel jodhaltigen Seeefisch. Wir sollten uns aber nicht für allmächtig halten: Ein so komplizierter Apparat wie das Hormonsystem lässt sich nicht so einfach steuern. Deshalb müssen wir auch lernen, mit hormonellen Schwankungen und Veränderungen zu leben, die uns ein Leben lang begleiten. Pubertät, Wechseljahre, Schwangerschaft sind Beispiele dafür. Bei der Frau sorgt der monatliche Zyklus für rythmischae Veränderungen der Hormone, beim Mann schwankt der Testosteron-Spiegel im Blut sogar ständig, je nach Tageszeit. Was bringen pflanzliche Hormone? Können sie die Östrogene überhaupt ersetzen? Unter pflanzlichen Hormonen versteht man Substanzen wie Isoflavonoide und Lignane, die in Soja, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten und Beeren stecken. Sie werden bei der Verdauung zu Phytoöstrogenen umgewandelt und wirken im Körper wie Östrogene. Ob sie ein gleichwertiger Ersatz sind, weiß man noch nicht. Asiatinnen, die bekanntlich viel Soja essen, haben allerdings kaum Beschwerden in den Wechseljahren und viel seltener Brustkrebs. Wer also ein erhöhtes Risiko hat, an Brustkrebs zu erkranken, sollte es auf jeden Fall mit Soja & Co versuchen, denn Phytoöstrogene verhindern das Wachsen bösartiger Zellen im Brustgewebe (siehe auch Frage 42). Deshalb werden Einzelsubstanzen aus der Sojabohne bereits in der Krebstherapie getestet. Ingrid Gerhard, Professorin an der Universitäts-Frauenklinik in Heidelberg, empfiehlt ihren Patientinnen deshalb, täglich 50 bis 100 Gramm Tofu oder einen Viertelliter Sojamilch bzw. Sojajoghurt zu essen, außer-dem noch zwei Esslöffel Leinsamen. Prof. Ingrid Gerhard: "Die Ergebnisse sind vielversprechend."

Wie wirkt sich viel Bewegung oder Sport auf die Hormone aus? Ausdauersport ist sehr positiv für den gesamten Stoffwechsel und auch für das Zusammenspiel der Hormone. Wer's übertreibt, erreicht allerdings das Gegenteil: Dann bildet der Körper zu viel Endorphin, und in den Eierstöcken werden weniger Sexualhormone gebildet, so dass sich der Eisprung verzögern oder ganz ausbleiben kann. Das ist übrigens eine typische Reaktion bei Leistungssportlerinnen.

Warum leiden manche Frauen unter PMS (Prämenstruelles Syndrom) und andere nicht? Bei manchen Frauen geraten die Hormone Östrogen und Progesteron in der zweiten Zyklushälfte aus der Balance. Schmerzende Brüste, Blähbauch, Wassereinlagerung, Heißhunger auf Süßes, Kopfschmerzen und Hautprobleme sind die körperlichen Auswirkungen. Hinzu können Aggressivität, Nervosität, Angstgefühle und depressive Verstimmungen kommen. Was hilft? Zusätzliches Kalzium, Kalium, Magnesium und Vitamin B6, viel frisches Gemüse und Obst (Phytoöstrogene), ungesättigte Fettsäuren (Nachtkerze, Borretschsamen, Fischöl), wenig Kaffee, entspannende Massagen, Tees mit Heilkräutern wie Mönchspfeffer oder Traubensilberkerze. Stress mit Yoga, autogenem Training oder Ausdauersport abbauen. Muss ich regelmäßig beim Arzt meine Hormonsituation untersuchen lassen, und bezahlt das die Kasse? Nein, solange Sie sich gesund fühlen, müssen Sie nicht zur Untersuchung. Aber Nervosität und Luftnot, Heiserkeit und Depression können zum Beispiel mit den Hormonen der Schilddrüse zusammenhängen (siehe Frage 10). Ständiger Durst kann auf einen Diabetes hindeuten. Und ein hoher Cholesterinspiegel liegt vielleicht einmal nicht am fetten Essen, sondern am niedrigen Östrogen. Ist eine Krankheit hormonell bedingt, zahlt die Krankenkasse auch die nötigen Blutuntersuchungen.

Was passiert nach einer Sterilisation? Bei der Frau werden die Eileiter durchtrennt, um zu verhindern, dass ein reifes Ei in die Gebärmutter wandern kann. Normalerweise funktionieren die Eierstöcke wie gehabt, der Eisprung findet weiterhin statt. Häufig werden aber weniger Östrogene ausgeschüttet, weil die Blutzufuhr zu den Eierstöcken nach der Operation eingeschränkt ist. Das kann zur Folge haben, dass die Frau eher in die Wechseljahre kommt.

Was passiert, wenn Eierstöcke oder Gebärmutter entfernt werden? Das Entfernen allein der Gebärmutter ist schon ein sehr schwerer, oft überflüssiger Eingriff. Meistens kommen junge Frauen dann sehr viel früher in die Wechseljahre. Die Ursache dafür ist bisher nicht geklärt. Es wird vermutet, dass eine Rückkoppelung zwischen Gebärmutter und Eierstöcken besteht. Werden die Eierstöcke entfernt oder sogar Eierstöcke und Gebärmutter (Totaloperation), bricht die Versorgung des Körpers mit Sexualhormonen (Östrogen, Gestagen, Testosteron) von einem Moment auf den anderen zusammen. Herzprobleme, Osteoporose und verminderte Libido können die Folge sein. Weil hier eine normale Hormonersatztherapie (Östrogen/Gestagen) unter Umständen nicht weiterhilft, versucht man es inzwischen mit einem Hormoncocktail aus Östrogenen, Gestagenen und Testosteron.

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