Anzeige

High-Heels: Belastung für Beine und Füße

Warum die hohen Hacken ungesund sind und wie Sie Beinen und Füßen Ausgleich verschaffen. Ein Gespräch mit der Physiotherapeutin Inga Langer.

image

BRIGITTE.de: Ist es grundsätzlich schädlich, Schuhe mit Absätzen zu tragen?

Inga Langer: Auf Dauer und auf lange Sicht gesehen, ja. Es macht nichts aus, hin und wieder abends zum Ausgehen Pumps zu tragen. Aber für den Alltag sind hohe Absätze nicht geeignet.

BRIGITTE.de: Warum?

Inga Langer: Durch das Tragen von Absatzschuhen flacht das Quergewölbe des Fußes ab, und das Fußgewölbe insgesamt wird instabil. Daraus kann zum Beispiel Hallux Valgus entstehen, das ist der medizinische Begriff für Gelenkverschleiß im Großzehengelenk, bei dem der große Zeh Richtung Fußaußenseite wegknickt. Hier lohnt sich übrigens ein Blick auf die Füße der Mutter und Großmutter: Haben die so einen Ballen, sollte man die eigenen Füße mit größerer Vorsicht in schicke Schuhe stecken.

BRIGITTE.de: Hat das Laufen auf hohen Absätzen auch gesundheitsschädliche Auswirkungen über den Fuß hinaus?

Inga Langer: Ja, durch die Überbelastung der Muskeln und Bänder im Fuß kann es zur Verkürzung der Achillessehne und der Wadenmuskulatur kommen; die Beinmuskulatur kann sich verspannen, und die Lendenwirbelsäule kann überlastet werden.

BRIGITTE.de: Bis zu welcher Höhe sind Absätze gesundheitlich vertretbar?

Inga Langer: Ein kleiner Absatz ist auch im Alltag durchaus erlaubt: Absätze mit bis zu drei Zentimetern Höhe sind in Ordnung, kritisch wird's spätestens ab fünf Zentimetern.

BRIGITTE.de: Macht es einen Unterschied, ob man auf einem Bleistift- oder Keilabsatz läuft?

Inga Langer: Ja, denn Keilabsätze bieten dem Fuß eine größere Unterstützungsfläche, und der Druck auf dem Vorfuß ist nicht so stark wie bei Schuhen mit Bleistiftabsätzen. Besser für die Füße sind Keilabsatz-Schuhe natürlich nur dann, wenn man sie sparsam nutzt und nicht lange Strecken auf ihnen läuft, weil sie scheinbar bequem sind.

BRIGITTE.de: Können sportliche Frauen eher High Heels tragen als Frauen, die sich wenig bewegen?

Inga Langer: Tendenziell schon, weil ihre Muskulatur besser trainiert ist. Deswegen treten bei ihnen Überlastungserscheinungen später auf.

BRIGITTE.de: Was, außer Absätzen, macht Schuhe noch ungesund?

Inga Langer: Alle Schuhe, die vorne spitz zulaufen, sind für regelmäßiges, dauerhaftes Tragen ungeeignet, weil sie den Fuß zu sehr einengen. Riemchen bieten dem Fuß zu wenig Stabilität, vor allem, wenn er zusätzlich auf einem dünnen Absatz balancieren muss. Auch wer im Sommer häufig Flip-Flops trägt, tut seinen Füßen keinen Gefallen: Um den Schuh beim Laufen am Fuß zu halten, müssen die Zehen eingekrallt werden. Dadurch kann die Fußmuskulatur verkürzen.

BRIGITTE.de: Wenn man berufsbedingt viel Absatz tragen muss oder es aus privaten Gründen gern möchte - wie gleicht man das am besten aus?

Inga Langer: Ziehen Sie in der Mittagspause Ihre Schuhe aus, und gehen Sie - wenn möglich - ein wenig barfuß herum. Auch abends zu Hause ist es besser, barfuß oder in Socken umherzulaufen, anstatt in Pantoffeln zu schlüpfen. Außerdem können Sie Ihre Fußmuskulatur durch ein wenig Gymnastik kräftigen: Zum Beispiel, indem Sie sich morgens beim Zähne putzen abwechselnd auf Ihre Zehenspitzen stellen. Machen Sie Dehnungsübungen für die Waden, und dehnen Sie die Füße mithilfe Ihrer Hände. Gut tut es den Füßen auch, sie regelmäßig zu massieren - und sie liebevoll zu pflegen.

BRIGITTE.de: Zu welchen Schuhen greife ich am besten, wenn ich morgens vor meinem Schuhschrank stehe?

Inga Langer: Ich plädiere für ein facettenreiches Schuhwerk, alles ist erlaubt! Es muss nicht jeden Tag der Schuh mit großartigem Fußbett sein, flache Sneakers sind zum Beispiel auch okay. Voraussetzung ist natürlich, dass Ihre Füße anatomisch gesund sind.

Foto: 1012716 Interview und Foto: Wiebke Peters

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel