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Gibt's noch jemanden ohne Allergie?

Jeder dritte Deutsche plagt sich inzwischen mit einer Allergie herum - in den 30er-Jahren war es lediglich jeder fünfzigste. Warum haben die Allergien so zugenommen? Und: Kann man vorbeugen?

Der Spitzenreiter unter den Allergien ist der Heuschnupfen - etwa jeder fünfte Deutsche ist betroffen. An zweiter Stelle steht die Hausstaubmilben-Allergie (jeder zehnte). Vor allem Kinder sind häufig von Neurodermitis betroffen (jedes fünfte bis zehnte). Weniger verbreitet sind Allergien gegen Insektengift (jeder zwanzigste), gegen Nahrungsmittel (jeder zwanzigste bis fünfzigste) und gegen Medikamente (jeder fünfzigste).

Warum hat die Zahl der Allergien so zugenommen? Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft werden hauptsächlich die verbesserten Hygienebedingungen und die verstärkte Feinstaubbelastung der Atemluft dafür verantwortlich gemacht. Eine Übersicht über die Gründe finden Sie hier:

Warum gibt es immer mehr Allergiker?

  • Zu viel Hygiene
  • Das Immunsystem wird auf lange Sicht "unterfordert", wenn die Umwelt zu steril ist. Kinder, die viel im Freien spielen und mit Dreck und Tieren in Berührung kommen, entwickeln seltener Allergien. Das gleiche gilt für Kinder, die früh in den Kindergarten kommen und dort mit unterschiedlichen Viren und Bakterien in Berührung kommen. Sie entwickeln mehr schützende Antikörper.
  • Überforderung des Immunsystems
  • Wir kommen heute mit viel mehr fremden Stoffen in Berührung als unsere Großeltern, zum Beispiel durch Lebensmittelzusätze oder exotische Früchte. Das Immunsystem ist überfordert, vor allem, wenn es in der Kindheit nicht entsprechend belastet wurde (siehe Punkt 1). Das Immunsystem erkennt diese Stoffe nicht als harmlos für den Körper und wehrt sich dagegen.
  • Höhere Belastung durch Feinstaub
  • Pollen scheinen das Immunsystem stärker zu belasten, wenn sie im Bereich stark befahrener Straßen fliegen. Sie sind dort an Staubpartikel aus Dieselruß gebunden. Die für die allergische Reaktion verantwortlichen Stoffe (die so genannten Allergene) treten vermehrt an die Oberfläche der Pollen.
  • Klimaveränderung
  • Durch die globale Erderwärmung hat sich die Pollensaison verstärkt und verlängert. Außerdem gibt es inzwischen Pflanzen bei uns, die sonst nur weiter im Süden zu finden waren, wie das Traubenkraut ("ragweed") das als starker Allergie-Auslöser gilt.

Kann man überhaupt etwas tun, um Allergien zu vermeiden?

Werdende Mütter haben verschiedene Möglichkeiten, das Allergie-Risiko bei ihren Kindern zumindest zu mindern:

  • Schwangere sollten nicht rauchen und verqualmte Räume meiden.
  • Mütter sollten mindestens vier Monate lang stillen.
  • Sind Mutter oder Vater Allergiker oder hat das Kind bereits eine Neurodermitis, so kann es sinnvoll sein, ab dem 4. Lebensmonat anstelle von Kuhmilch hydrolysierte Milch zu füttern, sowie häufige Allergie-Auslöser wie Fisch, Erdnüsse und Hühnerei zu meiden. Bei dieser "hypo-allergenen" Milch wird das Ausgangsprotein (z. B. Kuhmilch-Casein) teilweise gespalten und der Antigengehalt bis auf minimale Spuren reduziert.

Fachliche Beratung: Prof. Kristian Reich und Dr. Antonie Roll, Dermatologikum Hamburg.

Text: Monika Herbst

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