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Sind beschnittene Männer gesündere Sexpartner?

Sind beschnittene Männer gesündere Sexpartner?
© iStock/Thinkstock
Beschnittene Männer sollen nicht nur weniger anfällig für Blaseninfektionen sein, sondern auch für andere Geschlechtskrankheiten, sagt eine US-Studie. Was ist dran?

Birgt die Vorhaut des Mannes mehr Gesundheitsrisiken als gedacht? Die amerikanische Gesundheitsbehörde veröffentlichte im Dezember 2014 neue Richtlinien zur freiwilligen Beschneidung von Männern - einer Praxis, die in den USA auch unabhängig von religiösen Gründen weit verbreitet ist. Darin heißt es, Ärzte sollten Eltern und Männer über die gesundheitlichen Vorteile einer sogenannten Zirkumzision aufklären.

Den drei durchgeführten randomisierten Studien zufolge senke eine Beschneidung nicht nur das Risiko von Blaseninfektionen, sondern verringere auch das HIV-Risiko um bis zu 60 Prozent. Zudem erkrankten beschnittene Männer um 30 Prozent seltener an zwei weit verbreiteten Geschlechtskrankheiten, Herpes und HP-Viren, die auch Krebs verursachen können.

"Unter der Vorhaut können sich Viren in der Tat leichter halten", sagt die Urologin Dr. Simone Maier aus Reutlingen. Die Studienergebnisse hält sie für realistisch. Bei einer gründlichen Hygiene (bedeutet: beim Waschen der Genitalien auch die Vorhaut zurückziehen und reinigen) sei die Gefahr für unbeschnittene Männer, eine Geschlechtskrankheit zu bekommen und diese auf andere zu übertragen, jedoch nicht größer als für Männer ohne Vorhaut.

In Deutschland werden etwa 15 Prozent aller Jungen und Männer beschnitten - meist aufgrund einer Vorhautverengung, Phimose genannt. "Meiner Erfahrung nach ist die Tendenz zur Beschneidung eher rückläufig", sagt Maier. Bei Kindern könne eine verengte Vorhaut auch konservativ, also ohne OP, mithilfe einer milden Kortisoncreme geweitet werden.

Grundsätzlich hätten Geschlechtskrankheiten in den vergangenen Jahren jedoch zugenommen. "Das hängt auch mit der Promiskuität vieler Menschen zusammen. Heute wechseln sie häufiger die Geschlechtspartner als früher", so Maier. Ein Problem sei vor allem, dass Erkrankungen wie Chlamydien oder Tripper oft erst spät bemerkt werden - wenn bereits ungeschützter Geschlechtsverkehr stattgefunden hat. "Vielen ist außerdem nicht bewusst, dass Geschlechtskrankheiten auch durch Oralverkehr übertragen werden können", erklärt Maier.

Ob beschnitten oder unbeschnitten: Der sicherste Weg, sich beim Sex mit einem neuen Partner vor Geschlechtskrankheiten zu schützen, ist und bleibt das Kondom. Erst wenn sich beide Partner untersucht haben lassen und sie in einer monogamen Beziehung leben, sind auch andere Verhütungsmethoden unbedenklich.

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