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Gefälschte Medikamente: Gefahr aus dem Netz

Die EU-Kommission warnt: Die Zahl gefälschter Medikamente nimmt dramatisch zu. Unter den Plagiaten: Schmerzmittel, Antibiotika, Schlankheitspillen. Was Sie wissen müssen, um nicht auf gefälschte Medikamente hereinzufallen.

Welche Mittel sind betroffen?

Nach den neusten Erkenntnissen der EU-Zollämter sind vor allem gefälschte Krebs-, Malaria-, Schmerzmittel sowie Antibiotika im Umlauf; außerdem Lifestyle-Medikamente wie Potenzmittel, Anabolika und Schlankheitspillen.

All diese Medikamente werden nicht über ärztliche Verschreibungen und europäische Apotheken abgegeben, sondern auf anderen Wegen direkt an die Kunden vermarktet - vor allem über das Internet.

Wie kommen gefälschte Medikamente auf den Markt?

Anbieter aus dem nicht-europäischen Ausland versuchen, über das Internet Medikamente rezeptfrei und billig zu verkaufen, die den Originalen zum Teil täuschend ähnlich sehen.

In Deutschland werden medizinisch notwendige Medikamente in der Regel von den Krankenkassen (gegebenenfalls gegen Zuzahlung) übernommen, deshalb betrifft das hier vor allem Mittel, die man selbst bezahlen muss oder wegen derer ein Arztbesuch "peinlich" ist: zum Beispiel Potenzmittel ("Viagra"), die Antibabypille, Schlaf- und Beruhigungsmittel und Schlankheitspillen.

Welche Folgen können gefälschte Medikamente haben?

In den Fälschungen kann mehr, weniger oder gar kein Wirkstoff enthalten sein, und es kann gefährliche Beimengungen oder Verunreinigungen geben. Im schlimmsten Fall ist das lebensgefährlich.

Vermutlich hat es in Deutschland schon Todesfälle gegeben, diese sind aber nicht erfasst. Viele andere Folgewirkungen von wirkungslosen oder überdosierten Medikamenten werden als solche nicht bemerkt und nicht registriert.

Woran erkennt man Fälschungen?

Eine gut gemachte Fälschung erkennt man höchstens an der Verpackung. Wenn diese "irgendwie anders" aussieht, die Pillen in Plastiktütchen herumkullern, wenn der Beipackzettel fehlt oder voller Fehler ist, sollte man äußerst misstrauisch sein.

Aber noch wichtiger ist es, vorab zu prüfen, ob der Versender seriös ist. Denn nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind mehr als 50 Prozent der Medikamente, die im Internet von Apotheken ohne Adresse angeboten werden, gefälscht.

Vorsicht! Viele Internetapotheken haben deutschsprachige, recht seriöse wirkende Websites, auch wenn der Absender in Panama oder auf den Bahamas sitzt.

Video: Immer mehr gefälschte Medikamente

Woran erkennt man eine seriöse Internetapotheke?

Im Impressum der Website muss ein verantwortlicher Apotheker als Ansprechpartner genannt werden, mit Adresse, Telefonnummer und zuständiger Apothekerkammer.

Auch Versandapotheken sind verpflichtet, ihre Kunden zu beraten. Wenn nie jemand ans Telefon geht oder E-Mails tagelang unbeantwortet bleiben: Finger weg! Für einen guten Anbieter spricht eine - womöglich kostenfreie - Hotline, die lange erreichbar ist.

Wer ein rezeptpflichtiges Medikament bestellen will, muss zuvor das Originalrezept einschicken - leider etwas umständlich, aber ein deutlicher Hinwies darauf, dass die versendende Apotheke seriös ist.

Sind pflanzliche Mittel auch betroffen?

Ja, auch Mittel, die als "rein pflanzlich" angepriesen werden, können gefährlich sein. Zum Beispiel Schlankheitspillen aus China mit Namen wie LiDA, Darling, Miaozi, Meizitang oder Zhen de shou. In allen Präparaten wurden bei Analysen vom Zollfahndungsamt Frankfurt/Main gesundheitsschädliche Anteile des Wirkstoffs Sibutramin festgestellt.

Insgesamt gilt: Auch wenn ein Mittel nicht als Medikament, sondern als Nahrungsergänzungsmittel angepriesen wird, sollte man genau prüfen, ob der Hersteller an die deutsche Lebensmittelverordnung und die europäische Richtlinie für Nahrungsergänzungsmittel gebunden ist.

Und wie sicher sind so genannte Nachahmer-Präparate?

Nachahmer-Präparate - so genannte Generika - werden von Pharmaunternehmen hergestellt, wenn der Patentschutz für den "Erfinder" eines Präparates abgelaufen ist. Da diese keine Entwicklungskosten investieren müssen und mit anderen Anbietern konkurrieren, werden diese Medikamente sehr viel billiger angeboten.

Solange dies aber unter der Kontrolle der Arzneimittelbehörde passiert und über Apotheken vermarktet wird, sind Generika nicht unsicherer als die Originalpräparate.

Text: Irene Stratenwerth Foto: iStockphoto.com

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