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Neuer Kaiserschnitt-Trend? Mutter holt ihr Baby selbst aus dem Bauch

Neuer Kaiserschnitt-Trend? Mutter holt ihr Baby selbst aus dem Bauch
© Hellestad/Corbis
In der Klinik Bad Oeynhausen hat eine Gebärende erstmalig beim Kaiserschnitt assistiert - und ihr Baby selbst aus dem Bauch geholt. Die Methode könnte Schule machen.

Es war eine Premiere in Deutschland: Oxana K. hat bei ihrem Kaiserschnitt assistiert und ihr Baby selbst aus dem Bauch gezogen. Nach dem Schnitt hatten die Ärzte das OP-Tuch gesenkt, das die Mutter vom OP-Geschehen abschirmt, dann griff Oxana K. nach ihrem Kind, zog es auf die Welt und legte es sich selbst auf die Brust: Eric Maximilian war geboren.

Die Geburt von Eric Maximilian im Video:

Die Methode kommt aus Australien

Die Idee, die Mutter beim Kaiserschnitt mithelfen zu lassen, ist relativ neu und kommt aus Australien. Nachdem Manfred Schmitt, Chefarzt im Krankenhaus Bad Oeynhausen, davon gehört hatte, war er zunächst skeptisch. Dann begann er darüber nachzudenken, die Methode selbst anzubieten. "Wir haben das im Kollegenkreis und mit unseren Hebammen einfach mal fachlich diskutiert und fanden außer einem gewissen unbehaglichen Gefühl keine nachhaltigen Gründe für unsere Skepsis", so der Leiter der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.

Es geht um das Geburtserlebnis

Viele Frauen, die ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt bringen, leiden darunter, von der Geburt ihres Babys wenig oder gar nichts mitzubekommen. "Besonders stark ist dieses Gefühl bei Frauen, die unter Vollnarkose entbinden", sagt Irina Wittemeier, Beleghebamme in Bad Oeynhausen. "Sie werden nach dem Eingriff wach und haben plötzlich ein Kind. Den ganzen Vorgang, wie das Kind auf die Welt kommt, haben sie nicht miterlebt. Viele Frauen empfinden das als belastend."

So war es auch bei der fünffachen Mutter Oxana K., die bereits ihr erstes Kind per Kaiserschnitt bekommen hatte: "Nach der Geburt meiner ältesten Tochter hatte ich zunächst immer einen kleinen Zweifel, ob das wirklich mein Kind ist. Bei meinen anderen Kindern hatte ich dieses sehr unangenehme Gefühl nicht", wird sie von der Klinik zitiert.

Welche Risiken gibt es?

Der mütterlich assistierte Kaiserschnitt stößt bei Fachleuten nicht nur auf Zustimmung. Der Geburtsmediziner Ekkehard Schleußner, Direktor der Abteilung für Geburtshilfe des Universitätsklinikums Jena, hält ihn für Ausdruck einer "Eventkultur". Und zweifelt daran, dass er die Bindung von Mutter und Kind erhöhen kann. "Schon heute wird Frauen mit einer lokalen Betäubung das Kind direkt nach der Entwicklung auf die Brust gelegt, wenn es denn fit ist", sagt er - und warnt davor, den Eingriff zu verharmlosen.

Bei einem Kaiserschnitt entsteht eine große Operationswunde, in die auf keinen Fall Erreger gelangen dürfen. Und das Infektionsrisiko steige, wenn die Mutter mit anfasst. "Die Sterilität des OP-Gebietes wird potenziell gefährdet", so Schleußner. Oxanas Hände und Arme waren zwar mit Handschuhen und steriler Kleidung geschützt - aber diese Vorkehrungen verhinderten auch, den gewünschten schnellen Hautkontakt zwischen Kind und Mutter herzustellen.

Trotzdem ist Oxana K., die den Kaiserschnitt aus medizinischen Gründen vornehmen ließ, wohlauf und zufrieden: "Für mich hat sich das fast angefühlt wie eine normale Geburt", wird sie zitiert.

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