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Tod durch Hitze Experte: Schwitzen können und sollten wir trainieren!

Tod durch Hitze: Frau liegt schwitzend auf dem Sofa
© DimaBerlin / Adobe Stock
Deutschland ächzt unter der Hitzewelle. Aber wie können wir am besten mit den hohen Temperaturen umgehen? Ein Experte verrät, warum wir explizit deshalb das Schwitzen trainieren sollten.

Viel Wasser trinken, im Schatten bleiben, körperlich möglichst wenig aktiv sein: Während der aktuellen Hitzewelle in Deutschland gibt es jede Menge Tipps, um mit den hohen Temperaturen gut klarzukommen. Trotzdem ist es auffällig, dass es auch hierzulande immer mehr Hitzetote gibt: Allein im letzten Jahr sind etwa 4500 Menschen hitzebedingt verstorben. Um das zu vermeiden, ist nicht nur eine erhöhte Flüssigkeitsaufnahme wichtig, sondern auch, dass unsere körpereigene Temperaturregulation funktioniert. Dass wir diese sogar trainieren können und sollten, hat Professor Hanns-Christian Gunga von der Berliner Charité in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) deutlich gemacht.

Warum Schwitzen lebenswichtig für den Körper ist

Auch wenn die meisten von uns es wohl eher unangenehm finden, ist Schwitzen für den Körper doch unerlässlich. Um die Temperatur zu regulieren, erhöht der Körper die Durchblutung der Haut, wodurch diese rot wird. Zusätzlich wird Schweiß produziert. Denn wenn Schweiß auf der Haut verdunstet, kühlen dadurch sowohl die Haut selbst als auch das Blut darin ab. Das Blut wiederum fließt zurück zum Herzen und kühlt dabei die Organe. Das Herz schlägt zusätzlich schneller, um den Prozess zu beschleunigen.

Allerdings funktioniert dieser nur, wenn wir ausreichend trinken. Denn der Körper verliert durch das Schwitzen Flüssigkeit – wird diese nicht durch ausreichendes Trinken nachgefüllt, verdickt das Blut. Und das wiederum kann laut Professor Gunga schlimmstenfalls tödliche Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Thrombosen begünstigen. Es handelt sich also um einen indirekten Hitzetod.

Welche Temperaturen sind für uns gefährlich?

Kann der Körper die eigene Temperatur nicht absenken, ist das laut dem Experten "lebensgefährlich". Schon ab 38 bis 39 Grad "geraten auf molekularer Ebene Prozesse aus dem Takt", so Gunga im Interview. Beispielsweise können Stoffwechselprozesse nicht mehr richtig ablaufen. Eine Körpertemperatur von 43 bis 44 Grad sei demnach die "Obergrenze". Allerdings spielt dabei nicht nur die Umgebungstemperatur eine Rolle, sondern auch der Wind, Luftfeuchtigkeit und die Strahlungstemperatur.

Die eigene gesundheitliche Verfassung muss ebenfalls berücksichtigt werden: Ältere Menschen beispielsweise leiden häufig mehr unter Hitze. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt dazu in einer Broschüre: "Sie sind oft in ihrer Mobilität eingeschränkt, empfinden weniger Durst, registrieren negative Folgen von Hitze nicht immer und fühlen sich oft gar nicht von der Hitze betroffen. Gerade die eingeschränkte Wahrnehmung der Hitze als mögliche Gefahr kann für ältere Menschen fatal enden."

Woran erkenne ich, dass ich zu wenig trinke?

Eine mögliche Überhitzung oder Flüssigkeitsmangel können wir laut Professor Gunga beispielsweise durch Schwindel, Ohrensausen, generelles Unwohlsein oder Bewusstseinstrübung erkennen. Bei diesen Symptomen setzen oder legen wir uns am besten in den Schatten und trinken erst einmal ein großes Glas Wasser. Wer die Anzeichen ignoriert, riskiert Stürze – einige Menschen erleiden demnach auch dadurch tatsächlich einen indirekten Hitzetod.

Schwitzen lernen – Risiko reduzieren

Was viele Menschen nicht wissen: Auch wenn das Schwitzen generell automatisch geschieht, können wir den Prozess laut Professor Gunga verbessern. "Man kann rechtzeitig das Schwitzen trainieren,etwa durch regelmäßige Saunagänge und viel Bewegung oder Sport." Ist die Hitzewelle schon da, ist es dafür allerdings schon ein wenig zu spät. Jetzt hilft es nur, wirklich viel zu trinken und das Schwitzen des Körpers so zu unterstützen. Wichtig dabei: Unser Durstgefühl ist nicht unbedingt verlässlich, denn dieses setzt laut dem Experten "sehr spät ein". Stattdessen sollten wir "bewusst viel trinken, auch ohne Durst."

Quellen: FAZ.de. Bundesgesundheitsministerium.de

Brigitte

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