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So trainierst du dein Gehirn mit Computerspielen

ESport
© Antonio Guillem / Shutterstock
Wenn Jugendliche stundenlang abtauchen in die digitale Fantasy-Welt, ist das nicht gleich besorgniserregend. Denn viele Computerspiele trainieren Strategiedenken, Gedächtnis und Schnelligkeit.

Ragnaros, der Feuerlord mit dem hitzestrudelnden Unterleib, begräbt seine Gegner unter einer Lava-Welle. Lunara, eine grünmähnige Zentaurin, sendet Dornenranken aus, um sich gegen ihre Feinde zu verteidigen. Und wer genug Monsterschädel sammelt, kann damit einen ziemlich schlecht gelaunten Golem beschwören. Zugegeben, die Welt des Computerspiels "Heroes of the Storm" unterscheidet sich deutlich von der realen. Doch wer in seiner Freizeit in die Rollen von Feendrachen und Skelettkönigen schlüpft, um seine Kräfte und Fähigkeiten mit anderen Spielern zu messen, macht dabei trotz fantastischer Kulisse fast dasselbe wie ein hochkonzentrierter Schachspieler. Bei komplexen Computerspielen geht es nämlich nicht um stumpfes Wegballern, sondern darum, clevere Strategiezüge auszutüfteln. Daher kann man es durchaus als Sport bezeichnen, wenn zwei Spielerteams in dieser virtuellen Welt gegeneinander antreten.

ESport - keine neue Erfindung!

ESport ist die Abkürzung für "elektronischer Sport" und der Sammelbegriff für alle Wettkämpfe, die Menschen nicht auf Sportplätzen oder in Turnhallen, sondern an Computern oder Spielkonsolen miteinander austragen. Wie bei klassischen Sportarten tritt man in manchen von ihnen als Einzelkämpfer und in anderen als Mannschaft an. Die meisten eSportler gibt es in Südkorea, China und den USA.

Klingt nach einer
ziemlich neuen Erfindung? Die Geschichte des elektrischen Spiele­-Sports reicht weiter
zurück, als man spontan denken würde. Schon in den Fünfzi
gerjahren gab es erste
Versionen von Dame
oder Schach, die auf einem Computer ge
geneinander gespielt
werden konnten. 1958
entwickelte William
Higinbotham "Tennis for Two", eine simple
Tennis­-Simulation. Ab
Ende der Siebzigerjahre konnte man sich in Spielhallen, an Heimcomputern und Konsolen nun losgelöst von einer gemeinsamen Spielsituation mit den Besten messen. Als immer mehr Menschen Zugang zum Internet bekamen, musste man schließlich nicht einmal mehr am selben Ort sein, um im eSport gegeneinander antreten zu können. Durch die weltumfassende Vernetzung waren nun auch globale Wettkämpfe möglich. 2000 wurden in Seoul die ersten "World Cyber Games" (WCG) ausgetragen. Heute gibt es weltweit unzählige Wettbewerbe, die meist von den Herstellern der jeweiligen Spiele ausgetragen werden.

Auch eSport erfordert regelmäßiges Training

Auch bei eSport kommt man nicht um regelmäßiges Training herum, wenn man erfolgreich sein will. Als Erstes muss man sich natürlich mit dem Computerspiel selbst vertraut machen, in dem man antreten will - und diese Spiele können sehr komplex und anspruchsvoll sein.

Daneben muss ein eSportler auch geistig flexibel sein: Bei anspruchsvollen Spielen hilft ein gutes räumliches Orientierungsvermögen und vorausschauendes Denken, um den Überblick über alle taktischen Manöver des eigenen und des gegnerischen Teams zu behalten. Sie müssen ihre Aufmerksamkeit immer voll auf dem Spiel halten – und dürfen sich keine Konzentrationsstörungen erlauben. Auch motorische Fähigkeiten sind wichtig, zum Beispiel eine schnelle Reaktionsfähigkeit. Profi­-eSportler wohnen oft auch als Team zusammen in einem Haus, haben feste Trainingszeiten, einen Kapitän, der den anderen Teammitgliedern über Headsets die nächsten Spielzüge an­sagt, und einen Manager. Diese professionellen Spieler finanzieren sich über Sponsoring und Werbung - und im besten Fall über Preisgelder, die bei den wichtigsten Wettbewerben auch schon mal eine Million Dollar betragen können.

ESport: Komplizierter als Schach

Bis heute ist eSport nur in wenigen Ländern wie den USA, China und Frankreich von den etablierten Sportverbänden als Sportart anerkannt. In Deutschland wird immer noch darüber diskutiert. Dass Spie­le wie "Heroes of the Storm" nichts mit stumpfer Daddelei zu tun haben, merkt jeder schnell, der versierten Spielern dabei zuschaut - man braucht alleine schon ein hervorragendes, trainiertes Gedächtnis, um sich die 70 unterschiedlichen Charaktere mit ihren speziellen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen einzuprägen, in deren Rolle man als Spieler schlüpfen kann. Die Zugregeln für die unterschiedlichen Schachfiguren sind da deutlich überschaubarer. 

Dieser Artikel erschien in der BRIGITTE wir 01/2018 

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