Sport macht Spaß - und gelegentlich leider auch Ärger. Mal sind es nur Kleinigkeiten wie ein Bluterguss oder eine Schürfwunde, mal kommen wir nach einer Bewegung unglücklich auf und ziehen uns einen Muskelfaserriss oder eine Bänderdehnung zu. Damit Sie wissen, was im Ernstfall zu tun ist, haben wir für Sie die häufigsten Sportverletzungen inklusive Erste-Hilfe-Tipps zusammengestellt.
Meist passiert es durch Umknicken: Die Bänder, die das Gelenk stabilisieren, werden überdehnt und können sogar reißen. Der verstauchte Fuß tut schon in Ruhestellung weh, der Knöchel schwillt an. Lagern Sie den Fuß sofort hoch und kühlen Sie ihn. Ein fester (aber nicht einschnürender) Verband hält die Schwellung in Grenzen. Dazu eine elastische Binde von den Zehen ausgehend erst um den Spann und dann kreuzweise um den Knöchel wickeln, damit ein gleichmäßiger Druck und möglichst wenig Falten entstehen.
Tipp zum schnellen Kühlen: Eiswürfel in eine Socke füllen, zu Brei schlagen und auflegen. Niemals Eis direkt auf die Haut bringen, das könnte Kälteschäden hervorrufen! Zum Arzt sollten Sie gehen, wenn der Fuß nach einer halben Stunde noch nicht wieder belastbar ist.
Auch wenn bei Stürzen meist nichts Schlimmes passiert - ein paar Schrammen behält man fast immer zurück. Blutende Stellen sofort unter lauwarmem Trinkwasser säubern, ohne zu reiben. Nur sichtbar verschmutzte Wunden müssen danach desinfiziert werden, am besten mit einem jodfreien Desinfektions-Spray. Bei Schnittwunden die Haut zum Pflastern leicht zusammenschieben, damit die Wundränder etwas zueinander gezogen werden. Blutet es weiter, sollte man einige Minuten lang eine Mullbinde auf das Pflaster drücken. Kleine Schürfwunden mit einem normalen Pflaster abdecken, größere an der Luft trocknen lassen.
Wichtig: Auf offene Wunden gehören weder Salben noch Puder, beides stört die Wundheilung. Noch wichtiger: Keine Wundversorgung schützt vor Wundstarrkrampf (Tetanus). Auch wer als Kind geimpft wurde, braucht alle zehn Jahre neuen Schutz. Wenn Ihre Haut zur Narbenbildung neigt oder die Wunde im Gesicht liegt, kann es sinnvoll sein, sie später mit einem speziellen Pflaster abzudecken, das die Narbenbildung reduziert. Solche Pflaster dürfen aber erst dann angewendet werden, wenn die Wunde vollständig geschlossen ist. Sofort zum Arzt sollten Sie gehen, falls eine Schnittwunde länger als einen Zentimeter ist, außerdem bei allen Wunden, die sich entzünden, pochen, nicht von selbst heilen und/oder eitern.
Richtig fallen ist gar nicht so einfach, mitunter landet man unsanft und mit verdrehtem Knie. Ähnlich wie beim verstauchten Knöchel gilt: Legen Sie das Knie hoch und kühlen Sie es. Eine Salbe kann den Schmerz lindern. Zum Arzt sollten Sie gehen, wenn die Schwellung sehr stark ist, plötzlich einsetzt oder über 48 Stunden andauert.
Manchmal erwischt einen ein Ball - aber auch Tritte und Stöße können große blaue Flecken produzieren. Soforthilfe: Bandagen in Eiswasser tauchen und als Druckverband anlegen. Zwanzig Minuten wirken lassen und die Prozedur einige Male wiederholen. Zum Arzt sollten Sie gehen, falls der Bluterguss ungewöhnlich heftig schmerzt - tief im Gewebe könnte eine stärkere Blutung liegen.
Wenn die Nase anfängt zu bluten, erschreckt man sich gehörig. Schuld sind die oberflächlichen Blutgefäße der Nasenschleimhaut, die bei Stößen leicht platzen können. Als Erste Hilfe einen nassen Lappen in den Nacken legen: Die Kälte zieht die Gefäße zusammen, so dass die Blutung zurückgeht. Dabei die Nasenflügel gegeneinander drücken und den Kopf entspannt zurücklegen (z. B. an eine Wand lehnen), etwa eine Viertelstunde lang. Zum Arzt sollten Sie gehen, wenn die Nase nach einem Schlag stark anschwillt: Möglicherweise ist das Nasenbein gebrochen.
Eine Blase kann die schönste Wanderung vermasseln. Damit Sie weiterlaufen können: Die Blase nicht öffnen - sie polstert die gereizte Stelle ganz natürlich ab. Vielmehr die betroffene Hautpartie mit einem normalen Pflaster, am besten aber mit einem speziellen Blasenpflaster abdecken. Es besteht aus einer Art Gel und schmiegt sich nach dem Anwärmen zwischen den Händen an die Haut. Zum Arzt müssen Sie mit Blasen normalerweise nicht.
Ein Stopp beim Joggen, ein Zusammenstoß beim Fußball, ein ungewohnter Kraftakt beim Fitnesstraining - und dann ist da plötzlich etwas im Muskel: ein Krampf oder ein plötzliches Gefühl von Kälte. Der Schmerz kommt und nimmt zu, wenn man versucht, die Bewegung weiter auszuführen. Denn die Muskelfasern, die überdehnt worden sind, reagieren auf die Belastung, indem sie sich krampfartig zusammenziehen. Wenn ein Bluterguss sichtbar wird und Schwellungen auftreten, muss man davon ausgehen, dass auch Muskelfasern gerissen sind. Erste Hilfe: Bloß nicht tapfer darüber hinweggehen! Der Muskel darf auf keinen Fall weiter strapaziert werden, sonst können weitere Muskelfasern reißen. Es gilt die PECH-Regel: Pause - Eis - Compression - Hochlagern. Das heißt: die sportliche Betätigung abbrechen und die betroffene Stelle möglichst bald kühlen. Profis haben dafür Coldpacks dabei, auch Eiswasser hilft. Aber Vorsicht: Eis oder Packs niemals direkt auf die Haut legen, das kann zu weiteren Gewebeschäden führen. Kompressionsverbände sind nur sinnvoll, wenn Schwellungen auftreten. Wer schon in den ersten Minuten nach der Verletzung mit einem vorsichtigen Wechselspiel zwischen Kühlung und Bewegung beginnt, kann den Heilungsprozess deutlich verkürzen.
Ab zum Arzt? Ja, denn der kann eine Muskelzerrung meist schon durch äußeres Betrachten und Abtasten des Muskels diagnostizieren. Wenn der Verdacht auf einen Muskelfaserriss besteht, kann eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll sein. In manchen Fällen hilft eine Physiotherapie, die Muskeln schnell wieder einsatzbereit zu machen; manchmal sind auch Tapes (spezielle Klebeverbände) sinnvoll. Operiert wird nur in schweren Fällen von Muskelabrissen, wie sie eher bei Profi sportlern vorkommen. Vorsichtig wieder loslegen: Die Therapie besteht im Wesentlichen in Schonung und behutsamer Wiederbelastung des Muskels. Wo notwendig, helfen abschwellende und entzündungshemmende Schmerzmittel; diese sollten aber niemals eingesetzt werden, damit man weiter Sport treiben kann. Sobald die Beschwerden nachlassen - oft schon nach wenigen Tagen -, beginnt man mit einem muskelschonenden Bewegungsprogramm, z. B. mit Radfahren. Nach einer leichten Zerrung ist die entsprechende Körperpartie schon nach ein bis drei Tagen wieder voll belastbar, bei Muskelfaserrissen kann es sechs Wochen oder länger dauern.
Immer schön dehnen? Vom Stretching schon vor dem Sport rät Sportärztin Dr. Margrit Lock eher ab. Auf jeden Fall wichtig ist aber eine langsame Steigerung der Belastung, damit die Blutgefäße erweitert und die Muskeln mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Und nach dem Sport, so Margrit Lock, "tragen Dehnungs- und Kräftigungsübungen dazu bei, muskuläre Dysbalancen auszugleichen und die Muskeln beweglicher und stabiler zu machen, was Verletzungen vorbeugt".
Außerdem wichtig Immer ausreichend trinken, um den Flüssigkeitsverlust während des Trainings auszugleichen, die Muskeln geschmeidig zu halten und mit Elektrolyten zu versorgen.
Kurz verdreht, lange Ärger: Die halbmondförmigen Menisken, die "Stoßdämpfer" aus Knorpelmasse im Knie, werden oft bei Rempeleien im Ballsport, beim Skaten oder Wintersport verletzt, wenn das Knie verdreht wird. Manchmal passiert es auch schon beim Stolpern. Fast immer erwischt es den Innenmeniskus. Typisch sind daher stechende Schmerzen an der Innenseite des Knies, häufig schwillt das Knie auch an.
Kühlen, bis der Arzt kommt Möglichst schnell in die Praxis mit dem lädierten Knie! Die Diagnose wird durch Abtasten und Bewegen des Gelenks gestellt. Letzte Sicherheit gibt ein MRT (Kernspin). Fast immer muss operiert werden (minimalinvasiv, also per Gelenkspiegelung). Dabei wird entweder der abgerissene Teil des Meniskus entfernt (Teilresektion) oder der Riss genäht. Ist der Meniskus völlig kaputt, gibt es seit Neuestem auch die Möglichkeit der Transplantation von künstlichem oder Spendergewebe.
Am Stock gehen Nach einer Teilresektion wird das Bein drei bis fünf Tage mit Gehstöcken entlastet, parallel dazu ist Krankengymnastik wichtig. Je nach Sportart kann das Training nach vier bis acht Wochen wieder losgehen. Wenn der Meniskus genäht wurde, dauert die Reha länger. Man muss drei Wochen an Gehhilfen humpeln, gleichzeitig werden in der Physiotherapie gezielt Muskeln aufgebaut. Fit für alle Sportarten ist man frühestens nach einem Vierteljahr.
Stop and go mit schnellen Richtungswechseln (Tennis, Handball, Fußball, Volleyball) und Drehungen mit fixiertem Fuß (Skifahren) sind besonders riskant für die Kreuzbänder, die Ober- und Unterschenkel im Kniegelenk verbinden. Meistens reißt (oft mit einem hörbaren Knall) das vordere Kreuzband, das verhindert, dass der Unterschenkel im Knie nach vorn rutscht. Typisch ist neben akuten Schmerzen und Schwellung ein Wackelgefühl im Knie, bei gebeugtem Knie lässt sich der Unterschenkel abnorm weit nach vorn ziehen.
Wackelpudding im Gelenk? Das Knie leicht gebeugt halten, kühlen, möglichst hochlegen. Die abnorme Beweglichkeit im Knie kann bei einer körperlichen Untersuchung festgestellt und gemessen werden. Zur Sicherung der Diagnose dient eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Training statt OP Nicht immer muss operiert werden. Wenn das Knie nicht sehr wackelig ist und man keine großen sportlichen Ambitionen hat, kann gezieltes Beinmuskeltraining das Kniegelenk wieder stabilisieren. Sportliche Frauen sollten sich dagegen eher für eine Operation entscheiden, bei der das Kreuzband durch ein körpereigenes Sehnentransplantat (z. B. aus der Kniescheibensehne) ersetzt wird. Mit einem neuen Verfahren ist es auch möglich, kurz nach der Verletzung das gerissene Kreuzband wieder zusammenzunähen.
Schienen, walken, steigern Nach der OP muss man circa zwei bis drei Wochen an Gehhilfen gehen und parallel Physiotherapie machen. Ungefähr sechs Wochen lang wird das Gelenk mit einer beweglichen Schiene geschützt. Das Training wird schrittweise gesteigert: nach acht Wochen Walken, nach zwölf Wochen leichtes Joggen; Ballsport und Skifahren frühestens nach einem halben Jahr.
Umknicken kann man sogar beim Spazierengehen - schon ist der Fuß verstaucht. Beim Joggen und bei Ballsportarten passiert es auch häufig: Die Bänder an der Außenseite werden überdehnt oder sie reißen. Der Knöchel tut weh, schwillt an und wird blau. Im Gegensatz zu einem Knochenbruch kann man aber noch auftreten. Erste Hilfe: kühlen, Fuß hochlegen, bandagieren.
Ist es was Ernstes? Der Arzt prüft die Beweglichkeit des Gelenks, ergänzend kommen Ultraschall, Röntgen und MRT in Frage. Bei leichten Zerrungen reichen Sportsalbe und elastische Binde für ein bis zwei Wochen, der Knöchel wird drei bis vier Tage lang möglichst oft gekühlt. Danach regen Wechselbäder oder Eisabreibungen die Selbstheilung an. Auch komplett gerissene Bänder werden im Gegensatz zu früher nur noch selten operiert. Der Riss heilt mit einer Spezialschiene in ungefähr sechs Wochen. Sobald Schwellung und Schmerzen zurückgehen, beginnt die Krankengymnastik. Voll belastbar ist der Knöchel meist nach sechs bis acht Wochen. Operiert wird in der Regel nur noch bei zusätzlichen Knochenverletzungen.
Starke Bandagen Zur Vorbeugung von Verstauchungen und Bänderrissen sind sorgfältiges Aufwärmen vor dem Sport und adäquate Sportschuhe wichtig. Wer zum Umknicken neigt, sollte den Knöchel vor dem Sport bandagieren oder tapen.
Intensives Lauftraining oder ruckartige Stopps (Tennis, Squash) sowie zu harter, zu weicher oder schiefer Untergrund reizen die Achillessehne durch erhöhte Reibung. Typisch ist, dass die Sehne weniger schmerzt, wenn man erst mal in Gang gekommen ist, nach längerer Belastung kommen die Schmerzen aber wieder.
Sehnenknirschen Oft fühlt oder hört der Arzt bei der Untersuchung ein Knirschen in der Sehne, wenn er den Fuß auf und ab bewegt, oft kann er auch eine Verdickung tasten. Zusätzlich können Ultraschall und MRT bei der Diagnose zum Einsatz kommen.
Sanfte Hilfen Bei akuten Schmerzen erst einmal kühlen. Um die Sehne zu schonen, kann man vom Joggen vorübergehend auf Radfahren, Skaten oder Aquajogging umsteigen. Wichtig sind die richtigen Schuhe, denn wenn der Fuß falsch abrollt, reizt das die Sehne. Spezielle Einlagen können die Sehne entlasten. Warme Strümpfe tragen, damit die Sehne nicht auskühlt. Auch eine stärkere Durchblutung fördert die Heilung, sinnvoll sind z. B. Wechselbäder, Wärmepackungen oder Reizstrom.
Häufig reißt die Achillessehne beim plötzlichen Abstoppen, etwa beim Springen. Es gibt einen peitschenartigen Knall, danach kann man sich nicht mehr auf die Zehenspitzen stellen. Die Schmerzen sind oft nicht besonders stark. Funktionstests und eine tastbare Delle in der Sehne reichen meist für die Diagnose.
Heilender Schuh Die gerissene Sehne muss nicht unbedingt operiert werden, sofern man keine großen sportlichen Ambitionen hat. Sie heilt in einem Spezialschuh, der Tag und Nacht getragen wird, innerhalb von sechs bis acht Wochen. Die Langzeitergebnisse sind allerdings mit einer OP besser.
Lange Laufpause Ohne OP wird nach etwa sechs Wochen die Wadenmuskulatur gezielt auftrainiert. Drei Monate später kann man wieder auf ebenem Boden joggen. Nach einer OP gibt es kurz Gehstöcke und Gipsschiene, dann sechs Wochen lang einen Spezialschuh. Sechs Wochen nach der OP kann man Rad fahren, nach zehn Wochen auf ebenem Boden laufen und nach etwa einem halben Jahr wieder jeden Sport machen.
Besonders Überkopfsportlerinnen, wie Schwimmerinnen, Handball-, Volleyball- oder Tennisspielerinnen, leiden oft unter Schulterschmerzen, auch wenn sie keinen akuten Unfall hatten. Denn der Spalt zwischen Oberarm und Schulterdach, in dem Muskeln und Sehnen verlaufen, kann sich durch Überlastung verengen. Die Folge: Gewebe wird gequetscht und kann sich entzünden. Das gilt für den Schleimbeutel, der eigentlich als natürlicher Puffer dient, aber auch für Sehnen, die bis zum Zerreißen aufgerieben werden können.
Schnell gegen Schmerzen Kühlen beruhigt nach dem Training. Außerdem lindern diese Übungen die Beschwerden nach der Belastung: Im Stehen den Arm herabhängen lassen, in der Hand ein Gewicht, z. B. eine Wasserflasche. Den Arm leicht vor und zurück pendeln. Auf die Handfläche der betroffenen Körperseite setzen, Kopf und Körper zur gegenüberliegenden Seite neigen. Einige Minuten halten.
Warnzeichen Nachtschmerz Schulterschmerzen vergehen oft von allein. Wer aber über mehr als einen Monat Beschwerden hat, sollte zum Arzt gehen. Das gilt vor allem, wenn die Schmerzen auch ohne Bewegung des Arms auftreten. Besonders nächtliche Schmerzen sind Zeichen für entzündetes oder zerstörtes Gewebe.
Beim Arzt Zusätzlich zur Untersuchung der Schulter und ihrer Beweglichkeit können zur Diagnose auch Kernspin- und Röntgenaufnahmen zum Einsatz kommen, damit man Schäden von Knochen und Weichteilen erkennen kann. Bei manchen Menschen ist der Knochenspalt zum Beispiel auch wegen einer stärkeren Schulterdachkrümmung verengt. Das Enge-Syndrom wird mit Injektionen, Physiotherapie und anderen Therapien, etwa mit Kälte oder Ultraschall, behandelt, kann aber auch operativ erweitert werden.
Vorbeugende Stärkung Das Schultergelenk erhält seine Stabilität durch die umliegende Muskulatur. "Wer diese trainiert, kann Schulterproblemen wie Enge-Syndrom, Ausrenken und Sehnenrissen wirksam vorbeugen", so Prof. Susanne Fuchs-Winkelmann, Direktorin der Klinik für Orthopädie und Rheumatologie im Universitätsklinikum Marburg. Besonders effektiv sind Übungen mit elastischen Gymnastikbändern, z. B. dem Thera-Band.