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Fragen an die Apothekerin: Erkältung abwenden - geht das wirklich?

Apothekerin Diana Helfrich
© Stephanie Brinkkötter / PR
Man räuspert sich und hustet, fühlt sich schlapp und weiß genau: Da ist eine Erkältung im Anmarsch. Was lässt sich jetzt noch tun, um das Ruder rumzureißen?

Kann man eine Erkältung, die im Anmarsch ist, noch abwenden?

Schnupfen, Husten, Abgeschlagenheit: Erkältungen sind einfach ätzend. Fast noch ätzender finde ich aber das miese Gefühl am Tag bevor die eigentlichen Symptome einsetzen. Weil so klar ist: Bald geht es los. Die Frage ist dann, was den Infekt vielleicht noch mildern kann. Ein paar Möglichkeiten gibt es da.

TEE TRINKEN

Und zwar am besten Salbeitee. Aber auch schwarzer Tee enthält Gerbstoffe, um die es mir hier geht. Solche Stoffe ziehen die oberste Schicht der entzündeten Schleimhaut ganz leicht zusammen und stärken so deren Widerstandskraft. Eine super Sache, denn jedes Räuspern und Husten strapaziert das Gewebe aufs Neue, sodass die Nervenfasern darin mehr oder weniger frei liegen. Zudem ist die gegerbte Oberfläche weniger einladend für weitere Erreger. Mit Tee gurgeln geht natürlich auch.

Salbei ist immer eine gute Idee

BONBONS LUTSCHEN

Noch besser finde ich Salbeibonbons oder -dragees. Denn schon ein wirkstofffreies Bonbon macht den Speichel etwas dickflüssiger, egal ob zuckerhaltig oder zuckerfrei. Ganz einfach, indem es sich beim Lutschen auflöst. Die zähere Spucke haftet besser an der gereizten Rachenschleimhaut, was das Halskratzen sofort lindert. Alternative: Kaugummis. Sie erhöhen den Speichelfluss, sodass mehr Flüssigkeit zum Abschirmen da ist. Mineralsalzpastillen sind auch gut und zusätzlich leicht entzündungshemmend. Schleimstoffe wie Hyaluronsäure bedecken die Oberfläche spürbar und effektiv, fühlen sich aber schleimig an im Mund. Und auch sogenannte Saponine, wie sie beispielsweise in der Primelwurzel stecken, legen sich schützend auf die Schleimhaut.

SCHMERZEN STILLEN

Wenn die Halsschmerzen richtig stark sind, kann man eine Lutschtablette mit einem Lokalanästhetikum wie Lidocain oder Benzocain nehmen. Sanfte Alternative ist ein Pfefferminzbonbon: Auch Menthol wirkt lokal anästhetisch (schmerzstillend). Und es gibt auch Halsschmerzsprays. Was ich am ehesten nehme: einfach eine Ibuprofen. Das fühlt sich zwar wie eine Übertherapie an - etwas schlucken, wenn man auch lokal behandeln kann. Aber zu Lokalanästhetika und Co. ist die Datenlage im Vergleich zu der von Schmerzmitteln recht bescheiden. Und Ibuprofen hat zusätzlich eine entzündungshemmende Komponente, was bei Halsweh natürlich guttut.

Die meisten Infekte stammen von Viren

Und was ist mit Antibiotika und Antiseptika?

Außerdem gibt es Lutschtabletten mit lokal wirksamen Antibiotika wie Tyrothricin. Weil sie in der Magensäure kaputtgehen, sind sie im Hinblick auf Resistenzen weniger problematisch. Doch rund 90 Prozent der Infekte sind viral bedingt, und gegen Viren können Antibiotika absolut gar nichts ausrichten.

Auch Antiseptika, sozusagen Desinfektionsmittel, wie Dichlorbenzylalkohol oder Chlorhexidin sollen den Erregern im Rachen zusetzen. Nur wirken auch sie kaum gegen Viren und schaden jenen guten Bakterien, die unsere Mundhöhle vor Eindringlingen schützen und wichtig für unsere Immunabwehr sind. Mit der Mundflora ist es wie mit der Darmflora: Wie wichtig sie für unsere Gesundheit ist, zeichnet sich erst seit Kurzem ab.

Diana Helfrich, BRIGITTE-Redakteurin und Apothekerin, bloggt über Gesundheit. Der Großteil dieses Textes ist ihrer Seite www.die-apothekerin-ihres-vertrauens.de entnommen.

Brigitte WIR 01/2019

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