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Der Body-IQ

Warum es falsch sein kann zu joggen. Und warum manchmal ein Schokoriegel oder faules Herumliegen genau richtig ist: Unser Körper weiß, was ihm gut tut. So lernen Sie, seine Signale zu verstehen.

Gibt es einen Gesundheitsinstinkt, der unseren Umgang mit dem eigenen Körper steuern will? Hella Thomas, Ernährungswissenschaftlerin bei der Gesundheitsberatung der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK), ist davon überzeugt: "Der Körper fordert seine Bedürfnisse ein, übermittelt dem Gehirn ständig die entsprechenden Befehle - ohne dass wir uns dessen bewusst sind."

Body-IQ: Körper-Intelligenz

"Erst wer zur Ruhe kommt, kann wahrnehmen, was ihm gerade fehlt - und diese Bedürfnisse dann auch befriedigen. Gut fürs Wohlbefinden und die Gesundheit", meint Hella Thomas. Allen, die sich der Signale des Körpers bewusster werden wollen, rät sie, Entspannungstechniken zu erlernen: Yoga, progressive Muskelrelaxation, autogenes Training oder Bewusstseinsübungen nach der Feldenkrais-Methode schärfen die Wahrnehmung für die eigenen Bedürfnisse und trainieren damit eine Art Körper-Intelligenz. So wie vom IQ könnte man auch von einem Body-IQ sprechen. Sobald dem Organismus irgendetwas fehlt, morst er uns sofort an. Ist eine Erkältung im Anmarsch, hat man Appetit auf Obst oder Gemüse (Vitamine!) und sehnt sich nach Ruhe. Wenn nachmittags Blutzuckerspiegel und Konzentrationsfähigkeit schlapp machen, sind Kaffee (fördert die Durchblutung im Gehirn) und Schokoriegel schnelle Energiebringer.

Widersprüchliche Signale

Der Körper holt sich, was er braucht - wenn wir auf ihn hören würden. "Die meisten Menschen haben verlernt, auf ihre Körpersignale zu achten. Deshalb deuten sie sie auch häufig falsch", sagt Hella Thomas. Schuld daran sei unter anderem unser straff organisierter Alltag: Im Job ist ein Spaziergang nach dem Mittagessen eben nicht immer drin. Und auch in der Freizeit hecheln wir zwischen Kindern, Kino und Kneipe hin und her. Schlechte Chancen, die Hinweise des Körpers zu befolgen. Zumal die widersprüchlich sein können.

Das Gehirn signalisiert: "Trinken, dein Blut wird zu konzentriert!", und weil Kollegen, Arbeitsberge auf dem Schreibtisch oder das Kind gerade SOS morsen, empfangen wir die Botschaft nicht. Abends spüren wir nur das Verlangen nach Sofa und Wein - selbst wenn wir aus eigener Erfahrung wissen, wie gut sich Sport anfühlt und wie wunderbar Bewegung entspannt.

Den Body-IQ trainieren lernen!

Wie aber kann man als Gesunder die Wohlfühlverbindung stärken, den Body-IQ trainieren? Eben durch mehr Aufmerksamkeit. Genauer hinhören hilft schon. Und dafür sorgen, dass die Störfrequenzen weniger werden. Das heißt, die Bedingungen schaffen, unter denen der Körper sich Gehör verschaffen kann.

Mit diesen Übungen können Sie Ihren Body-IQ verbessern und ein Frühwarnsystem für Unwohlsein entwickeln:

  1. Egal, was Sie gerade tun - überlegen Sie sich zwischendurch: Wie fühle ich mich? Sitze bzw. stehe ich gerade oder krumm? Bin ich hungrig oder satt, müde oder fit? Atme ich flach oder tief, schnell oder ruhig? Nutzen Sie langweilige Wartezeiten für Übungen, die den Spürsinn für das eigene Befinden trainieren:

An der Kasse oder auf dem Bahnsteig

Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit von außen nach innen und spüren Sie Ihre Füße auf dem Boden. Erkunden Sie systematisch Ihren Körper:

  • Wo berühren die Füße den Boden?
  • Hat der Ballen mehr Kontakt oder die Ferse?
  • Ruht auf beiden Füßen gleich viel Gewicht?
  • Sind die Knie locker, gebeugt, gestreckt?
  • Kippt das Becken zu einer Seite?
  • Ist die Wirbelsäule gestreckt?
  • Hängt eine Schulter?
  • Sind die Schultern nach oben gezogen?
  • Wo wäre ich gern entspannter?

Im Stau

Setzen Sie sich bequem und aufrecht hin, die Hände sind locker am Steuer. Schultern und Ellenbogen sinken lassen; die Gesichtsmuskeln entspannen und ganz bewusst durch die Nase atmen. Lassen Sie die Luft tief in den Bauch- und Beckenraum fließen und spüren Sie, wie sich der Körper beim Einatmen ausdehnt. Sagen Sie sich: "Ich lasse meinen Atem kommen und gehen und warte, bis er wiederkommt."

  • Deuten Sie Zipperlein und Ziehen als Signal, nicht als Übel. Wenn Sie z. B. im Schulter- und Nackenbereich verspannt sind, heißt das: Die Muskeln sind einseitig belastet und verlangen Entspannung. Wer dann kleine Bewegungspausen macht, fühlt sich sofort wohler und nimmt auch Verspannungen und Unwohlsein mit der Zeit immer früher wahr.
  • Wenn Sie Ihr Körperbewusstsein mit Anleitung bzw. in der Gruppe trainieren wollen, können Sie z. B. bei der Volkshochschule einen Feldenkrais-Kurs belegen. Die Bewegungsübungen schulen die Körperwahrnehmung.
Diana Helfrich

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