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Sehnenreizung: Anzeichen, Ursachen und Behandlung

Sehnenreizung: Anzeichen, Ursachen und Behandlung: Frau hält ihre linke Hand
© Monster e / Shutterstock
Ziehende Schmerzen an Arm, Bein oder Schulter? Oft sind es Sehnenreizungen. Und die lassen sich vermeiden.

Ein bisschen wie die Fäden einer Marionette wirken sie in unserem Körper und übertragen die Kraft der Muskeln fein dosiert auf die Knochen. Damit das klappt, bestehen Sehnen aus Bündeln von Kollagenfasern, eingebettet in eine gallertartige Substanz und umhüllt von lockerem Bindegewebe. Das macht sie sehr reißfest, dafür sind sie nur geringfügig dehnbar. Der Knochen soll ja dem Muskelzug schnell folgen können.

Dem Tennisarm vorbeugen

Sehnen sind kurz oder lang, flach und dünn oder rundlich und strangförmig – je nachdem, wo sie ihren Dienst tun. Und an kritischen Stellen sind lange Sehnen besonders gut verpackt: Um z. B. am Handgelenk die Reibung zu verringern, umgibt sie eine doppelwandige Sehnenscheide mit einer schmierenden Flüssigkeit. Überall dort, wo kurze, dicke Sehnen direkt dem Knochen aufliegen, sind dagegen Schleimbeutel eingebaut, um Druck und Reibung zu vermindern. Diese Schutzmaßnahmen sind wichtig, denn Sehnen regenerieren sich schlecht. Sie haben selbst nur wenige Nerven und Blutgefäße und werden vor allem aus der Umgebung mitversorgt.

Deswegen kümmern wir uns auch am besten um die Sehnen, bevor sie Probleme machen. Was sie gar nicht mögen, sind etwa monotone Bewegungen über längere Zeit oder Sport ohne vorheriges Aufwärmen. Außerdem können ihnen manche Medikamente zusetzen, bestimmte Antibiotika (Fluorchinolone) sollen deswegen nur noch stark eingeschränkt verordnet werden.

Wenn eine Sehne dann schmerzt, kann das viele Ursachen haben: eine Reizung, das Einsprossen schmerzleitender Nervenfasern, verschlechterte Durchblutung, Entzündungen, Mikrorisse, Kalkeinlagerungen, sogar ein Riss. Bei akuten Beschwerden helfen mehrmals täglich Kälteanwendungen und Schonung. Wer trotzdem nach zehn bis 14 Tagen keine Besserung spürt, sollte zu Ärztin oder Arzt gehen. Die häufigsten Probleme von Kopf bis Fuß:

Es brennt höllisch: Das Enge-Syndrom

Plötzlich fühlt der Griff nach oben sich an, als bohre sich ein Messer in die Schulter. Vorausgegangen sind meist häufige Überkopfbewegungen, die Muskeln überlasten, die das Schultergelenk eigentlich stabilisieren sollen. Als Folge steigt der Oberarmkopf etwas nach oben unter das Schulterdach, der Platz wird knapp. "Dabei kann eine Sehne einklemmen. Sie wird nach und nach verschlissen und kann reißen", erklärt Orthopäde PD Dr. Tomas Smith von der Medizinischen Hochschule Hannover.

Der wichtigste Therapieansatz ist Physiotherapie, um die Schultermuskulatur konsequent aufzubauen und das Gelenk zu stabilisieren. "Das nimmt Druck von der betroffenen Sehne", sagt Orthopäde Prof. Peter Müller vom Campus Großhadern, München. "Ist ein Sehnenansatz abgerissen, wird er operativ mit Ankern und Fäden am Knochen fixiert."

Was du vorbeugend tun kannst: Schultermuskeln trainieren und häufige Überkopfbewegungen vermeiden.

Im Bett länger liegen? Aua! Die Kalkschulter

Ist eine längere Armhaltung nach oben oder das Ruhen auf der Schulter schmerzhaft, kann eine Kalkschulter der Grund sein. Dann hat sich Kalk in winzige Sehnenrisse eingelagert, wodurch die Sehne verdickt und Schmerzen verursacht. Betroffen sind vor allem Frauen zwischen 40 und 50 Jahren. Bei mehr als 90 Prozent der Betroffenen heilt die Kalkschulter ohne OP aus, da die Kalkdepots sich mit der Zeit von selbst leeren. Die Stoßwellentherapie kann diesen Heilungsprozess unterstützen.

Was du vorbeugend tun kannst: Möglichst aufrecht sitzen. Schlecht für die Schultern ist z. B. langes vornübergebeugtes Sitzen am PC.

Fingerkribbeln & Co.: Die Maushand

Ein leichtes Ziehen, Kribbeln oder Kraftlosigkeit in den Fingern treten auf, wenn deren Strecksehnen durch ständige Mausklicks oder pausenloses Tippen auf der Tastatur überlastet sind. Die wichtigsten Maßnahmen dann: Schonung und eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes.

Was du vorbeugend tun kannst: Regelmäßig Pausen einlegen, Dehnübungen machen und die Körperhaltung am Computer verbessern. Der Arm sollte entspannt aufliegen, die Maus nicht dauerhaft festgehalten und näher am Körper platziert werden. Am besten verwendest du eine ergonomisch geformte Maus oder Vertikal-Maus, ein Mauspad und möglichst oft Shortcuts, also Tastenkombinationen statt Mausklicks.

Der Ellenbogen tut weh: Ein Tennisarm

Viel häufiger als durch Tennis wird die Unterarmstreckmuskulatur durch andere immer gleiche Bewegungen (etwa Fensterputzen) überbeansprucht. Das kann dazu führen, dass der Knochenvorsprung an der Außenseite des Ellenbogens schmerzt. Auch eine Maushand kann in einen Tennisarm übergehen. "Dann werden auch Nervenenden in der Knochenhaut des Ellenbogens gereizt", sagt Dr. Martin Lautenbach vom Berliner Krankenhaus Waldfriede. "Geeignete Therapiemaßnahmen sind Dehnungsübungen, Stoßwellentherapie sowie die Injektion von PRP, plättchenreichem Plasma, in ,erkrankte‘ Sehnenansätze", so Smith. Die Kosten betragen ca. 80 Euro pro Spritze; drei bis fünf Spritzen sind nötig. Weitere Möglichkeiten: die Behandlung mit schwachem Strom sowie eine Manschette zur Schonung.

Was du vorbeugend tun kannst: Regelmäßig Pausen bei der Computerarbeit und anderen monotonen Tätigkeiten und zwischendurch Gymnastik.

Jeder Schritt ist die Hölle: Der Fersensporn

Erst ist es wie ein kleiner Stein im Schuh, schließlich fühlt es sich an wie ein Dorn, der stechende Schmerzen am Fersenbein verursacht. Mögliche Gründe: "Fußfehlstellungen wie Spreizfüße und ein abgeflachtes Fußgewölbe, harte Schuhsohlen und Böden, schlecht gedämpfte Schuhe, starkes Übergewicht oder eine falsche Lauftechnik", sagt Lautenbach.

Der Übergang zwischen Sehnenplatte auf der Fußsohle und dem Fersenbein wird gereizt und entzündet sich, der Körper will diese Schwachstelle stabilisieren, indem er Kalksalze einlagert – ein Fersensporn entsteht. Die Schmerzursache ist jedoch die Entzündung der Sehnenplatte selbst. Linderung bringen angepasste Einlagen oder eine Schaumgummi-Unterfütterung im Bereich der Ferse. Weitere Optionen: Dehnübungen mit einem kleinen Gummiball und die Stoßwellentherapie.

Was du vorbeugend tun kannst: Viel Barfußlaufen. Der Zehenspitzengang trainiert die Sehnenplatte. "Ganz wichtig ist auch an Fehlstellungen angepasstes Schuhwerk mit geeigneter Schuhsohle, guter Dämpfung und gutem Fußbett", rät Lautenbach. 

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BRIGITTE 19/2019

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