Anzeige

Crispr: Wird das genmanipulierte Baby bald zur Realität?

Eizelle
© Shutterstock/ Christoph Burgstedt
Erstmals in der Geschichte ist es Forschern gelungen, einen Gendefekt bei einem Embryo zu korrigieren. Ein bedeutender (und umstrittener) Schritt im Kampf gegen Erbkrankheiten.

Forscherteam entfernt Erbkrankheit aus Embryonen

Forschern aus den USA ist es erstmals mithilfe des neuen Crispr-Verfahrens gelungen, einen Fehler im Erbgut bei menschlichen Embryonen zu beheben. Bei dem Gendefekt handelte es sich um eine erbliche Herzmuskelverdickung, die mittels Crispr-Technologie ausgeschnitten wurde, sodass sich die künstlich befruchteten Eizellen im Labor normal entwickelten. Den Embryonen fehlt am Ende nur eines – eine Mutter, die sie austrägt. Soweit sind die Experten jedoch nicht gegangen. Sie zerstörten die Embryonen wenige Tage nach den Untersuchungen, erklären sie im "Nature"-Magazin.

Wie das funktioniert hat? Das Team um Shouhkrath Mitalipov von der Oregon Science and Health University in Portland hatte dafür Spermien eines Mannes mit einem Erbgutfehler in Eizellen gegeben. Unter normalen Umständen hätte sich der Gendefekt in etwa der Hälfte der Embryonen angesiedelt, die andere Hälfte hätte ihn nicht in sich getragen. Indem die Forscher eine weitere Substanz (Crispr) in die Eizelle gaben, die exakt diesen Fehler entfernte, erhöhte sich die Quote gesunder Embryonen auf knapp drei Viertel. Wie Mitalipov betont, seien keine anderen Teile des Erbguts dadurch geschädigt worden.

Kommt nun das Designerbaby?

Mit dem Verfahren, das die Forscher angewandt haben, könnte man eines Tages tausende Erbkrankheiten verhindern, ist sich das Team im Mitalipov sicher. Was an sich ganz vielversprechend klingt, trifft auf ein geteiltes Echo. Ethiker kritisieren den Eingriff ins menschliche Erbgut, Gentechniker feiern den Fortschritt. Sollte man das Erbgut vor der Geburt so zurechtschneiden können, wie es Medizinern oder Eltern passt? Und ist die Untersuchung überhaupt seriös, weil sie das Heilsversprechen womöglich nicht halten kann? So oder so greift der Mensch radikal in die Evolution ein.

"Wenn man einen Embryo verändert, und diese Veränderung dann über Generationen weitergegeben wird, müsse es sehr gute Gründe für den Eingriff geben: 'Es kann nur der letzte Ausweg sein'", betont Heidi Ledford gegenüber "Nature". In Deutschland sind solche Versuche bislang verboten, in den USA dürfen genmanipulierte Embryonen nicht ausgetragen werden. Zumindest noch nicht.

jg

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel