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Cortison

Cortison hat einen schlechten Ruf. Bei vielen Menschen löst es sogar regelrechte Horrorvisionen aus. Sie denken an ein aggressives Arzneimittel, das nicht nur hilft, sondern auf Dauer den Körper zerstört.

Nach einer Umfrage der Deutschen Haut- und Allergiehilfe setzen 84 Prozent der Befragten Cortison vor allem mit starken Nebenwirkungen gleich, 48 Prozent würden auch in akuten Fällen lieber auf das Mittel verzichten. Nicht selten verhindert blanke Cortison-Angst eine sinnvolle, manchmal sogar lebensrettende Therapie.

Das war nicht immer so. Als vor fast fünfzig Jahren die erste Patientin Cortison bekam, hielten es viele für ein Wundermittel. Das neue Medikament half schwer Rheumakranken scheinbar mühelos wieder auf die Beine. Es folgte eine regelrechte Cortison-Euphorie. Bald aber zeigte sich, dass Cortison auch viele Schäden verursachte. Wer von den positiven Eigenschaften profitieren wollte, mußte offenbar erhebliche Nebenwirkungen in Kauf nehmen.

Inzwischen werden die Methoden der Mediziner immer raffinierter. Sie können die Dosis fein auf die Patienten abstimmen und so die Nebenwirkungen zumindest verringern. Neue Behandlungskonzepte und Präparate ermöglichen zudem eine gezieltere Anwendung. In Cremes und Salben ist Cortison für kurzfristige Anwendungen inzwischen sogar rezeptfrei zu bekommen.

Was ist Cortison eigentlich?

Cortison ist ein lebenswichtiges körpereigenes Hormon, das in der Nebenniere produziert wird. Es regelt Teile des Stoffwechsels. Weil es vor allem als Antwort des Körpers auf äußere Belastungen benötigt wird, bezeichnet man Cortison auch als Streß-Hormon.

Wie wirkt Cortison?

Cortison bekämpft Entzündungen, egal, wo im Körper sie sich befinden. Allerdings heilt es nicht, sondern beruhigt die Symptome. Kein anderes Medikament lindert innere und äußere Entzündungserscheinungen wie Rötungen und Schmerzen so schnell wie dieses Mittel. Außerdem unterdrückt es überschießende Reaktionen des Immunsystems und macht Abwehraktivitäten des Körpers - die sich auch gegen eigenes Gewebe richten können - weniger aggressiv. Cortison vermindert die Zahl der Entzündungszellen am Ort des Geschehens. So werden Entzündungsherde eingedämmt, Beschwerden wie Juckreiz, Pusteln, Ekzeme lassen nach.

Bei welchen Krankheiten wird Cortison verschrieben?

Chronische Erkrankungen, die unter anderem mit Entzündungsreaktionen einhergehen, werden mit Cortison behandelt. Obwohl Entzündungen nicht Ursachen, sondern nur Begleiterscheinungen der Krankheiten sind, können sie Organe und Gewebe doch irreversibel schädigen. Davon sind Menschen betroffen, die an Allergien, Asthma, entzündlichen Rheuma-Erkrankungen, chronischen Darmentzündungen oder Neurodermitis leiden. Ausführliche Informationen zum Thema Cortison in der Rheuma-Behandlung bei Rheuma-Online.

Für viele chronische Erkrankungen sind die Ursachen nicht bekannt. Darum gibt es keine Therapien oder Medikamente, die das Übel an der Wurzel packen könnten. In solchen Fällen ist manchmal eine lebenslange Cortison-Therapie erforderlich, weil die gefährlichen Entzündungsreaktionen wieder aufflammen, sobald das Medikament abgesetzt wird.

Welche schädlichen Nebenwirkungen können auftreten?

Wer das Wort Cortison hört, denkt zunächst an Nebenwirkungen wie verquollene Mondgesichter. Sie treten manchmal bei Beginn einer Behandlung mit hochdosierten Tabletten oder Spritzen auf, verschwinden aber wieder, sobald man die Dosis weit genug herabsetzt.

Erst wenn man zu lange und zu viel Cortison anwendet, verursachen die dadurch in Gang gesetzten Stoffwechselreaktionen auch dauerhafte Schäden. Unter Einfluss von Cortison können sich zum Beispiel eine Osteoporose, der Fachausdruck für Knochenentkalkung, oder eine dünne Pergamenthaut entwickeln. Weitere mögliche unerwünschte Wirkungen sind Gewichtszunahme, erhöhter Blutdruck, bei Kindern kann Cortison das Längenwachstum hemmen. Auch eine Wirkung auf die Psyche ist möglich, besonders in höheren Konzentrationen können euphorische Stimmungen ebenso wie Depressionen auftreten. Das klingt zunächst erschreckend, trotzdem sollte man nicht in Panik geraten, wenn eine Cortison-Behandlung ansteht. Denn solche schweren Nebenwirkungen können heute meist weitgehend vermieden werden. Trotzdem sollte man es bei vielen Erkrankungen zunächst einmal mit den sanften Methoden der Naturheilkunde versuchen.

Warum sind die Nebenwirkungen heute nicht mehr so schlimm?

Frühere Cortison-Therapien glichen einem Kanonen-Bombardement. Inzwischen haben Mediziner hochpräzise Verfahren entwickelt, mit denen sie gezielter auf Entzündungsherde einwirken können. Nebenwirkungen lassen sich jetzt auf ein Minimum reduzieren:

  • In der Langzeittherapie wird die Dosierung individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmt.
  • Möglichst kurzwirksame Präparate werden - ebenfalls bei der Langzeittherapie - zur richtigen Tageszeit, am besten morgens vor acht Uhr, eingenommen. Dann gerät der Körperstoffwechsel nicht so leicht aus den Fugen.
  • Kindern wird eine doppelte Dosis nur jeden zweiten Tag verabreicht. So lässt sich eine Hemmung des Längenwachstums verhindern.
  • In der Stoßtherapie wird das Cortison immer nur über kurze Zeiträume eingenommen. Dauert nämlich die Behandlung nicht länger als fünf Tage, sind auch sehr hohe Cortison-Dosen in der Regel ohne Risiko

Kann man von Cortison abhängig werden?

Eine Abhängigkeit oder ein Gewöhnungseffekt kommt selbst nach jahrelanger Anwendung nur in seltenen Fällen vor. Wenn ein Patient über einen längeren Zeitraum ein Cortison-Medikament einnimmt, kann es sein, dass die Nebenniere ihre Hormonproduktivität vorübergehend einstellt. Deshalb darf man das Medikament nicht abrupt absetzen, sondern muß es über Wochen oder sogar Monate ausschleichen.

Innerliche und äußerliche Anwendung

Nicht immer muss Cortison gleich geschluckt oder gespritzt werden, oft hilft schon die örtliche Anwendung. Zur Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen wie zum Beispiel Neurodermitis empfehlen sich Salben, gegen Asthma und allergischen Schnupfen helfen Sprays zum Inhalieren oder Einatmen, und für die Augen gibt es cortisonhaltige Tropfen. Der Vorteil lokaler Anwendung: Cortison gelangt nicht über die Blutbahn, sondern auf direktem Weg dorthin, wo es im Körper brennt.

Wann helfen rezeptfreie Cortison-Cremes?

Die niedrigdosierten Cremes und Salben (Hauptwirkstoff: Hydrocortison) sind insgesamt weniger aggressiv, aber auch weniger wirksam und deshalb verträglicher als Tabletten oder Spritzen. Diese Präparate werden bei Nesselsucht, Ekzemen, gereizter juckender Haut, Wespenstichen und Sonnen- oder Nickelallergien empfohlen. Allerdings helfen sie - wie alle Cortison-Präparate - nicht bei bakteriellen Entzündungen oder bei Pilzerkrankungen. Obwohl sie frei verkäuflich sind, ist von einem Gebrauch über einen längeren Zeitraum abzuraten. Wer nicht genau weiß, welche Ursachen die Rötungen und Reizungen haben, sollte sie darum vom Hautarzt untersuchen lassen.

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