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Blinder sieht seine Frau erstmals nach 33 Jahren

Ein implantiertes bionisches Auge und eine Spezialbrille haben es dem blinden Larry Hester ermöglicht, nach mehr als 30 Jahren wieder Licht zu sehen - und seine Frau.



Wie fühlt es sich an, nach 33 Jahren erstmals wieder Licht zu sehen? Der 66-jährige Larry Hester aus North Carolina hat es erlebt: Dank eines im Auge implantierten, drahtlosen Sensors - ein sogenanntes bionisches Auge - und einer Spezialbrille kann der blinde US-Amerikaner nun wieder Umrisse und unterschiedliche Flächen erkennen.

Einige Tage nach der Operation aktivierte Chirurg Paul Hahn das Implantat. Die Ärzte am Duke Eye Center haben den Moment in einem Video festgehalten. "Oh mein Gott, ja!", ruft Larry, als er die ersten Lichtblitze wahrnimmt. "Darf ich ihn küssen?", fragt seine Frau Jerry die Mediziner, nicht minder aufgeregt. "Es war unglaublich, es war hell. Ich musste einen tiefen Atemzug nehmen", erzählt Larry im Rückblick. "Mir fiel es schwer, meine Gefühle in Worte zu fassen. Aber ich wollte sie teilen und alle umarmen, die in meiner Nähe waren."

Vor 33 Jahren wurde bei Larry eine Netzhautdegeneration diagnostiziert. Die Retinopathia pigmentosa, auch Retininitis pigmentosa genannt, entsteht durch Vererbung oder spontane Mutation und zerstört die Photorezeptoren im Auge. Damals war die fortschreitende, nicht therapierbare Erkrankung der Netzhaut noch kaum erforscht. Eine Krankheit, die Millionen Menschen weltweit das Augenlicht raubt.

Inzwischen sind die Mediziner ein ganzes Stück weiter: Als siebtem Patienten der USA wurde Larry ein bionisches Auge implantiert - eine Sehhilfe, die Lichtsignale an sein Gehirn sendet. Zwar gilt Hester aus medizinischer Sicht weiterhin als blind, doch durch das Implantat kann er sich in seiner Umgebung wesentlich besser orientieren.

Mithilfe eines Kamera-Sensors werden die Lichtsignale der Umgebung aufgenommen und auf das Retina-Implantat im Auge übertragen. Die sogenannte Argus II Netzhautprothese ist mit dem Sehnerv verbunden, der die empfangenen Signale an das Gehirn weiterleitet. Damit kann Larry Umrisse von Objekten sowie hellere und dunklere Flächen sehen - etwa eine weiße Ente im Teich, den Mond oder die gelben Chrysanthemen seiner Frau, wie er den Ärzten berichtete. Derzeit ermöglicht das bionische Auge nur eingeschränktes Sehen. Das Fernziel der Forscher ist es jedoch, Sehbehinderungen damit vollständig zu heilen.

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