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"Ich rate jeder Frau ab 40 zur Mammographie"

Warum die Krebsvorsorge so wichtig ist, weiß die Hamburger Gynäkologin Dr. Karin Emmer aus ihrer Praxiserfahrung.

BRIGITTE: Die Experten disktutieren - aber was sollen denn nun die Frauen tun? Ab welchem Alter und wie oft sollten sie sich mammographieren lassen?

Dr. Emmer: Experten empfehlen eine Basismammographie zwischen 35 und 40 Jahren, ab 40 sollten Frauen sich jedes Jahr röntgen lassen. Das gilt besonders für Risikopatientinnen und Frauen mit einer sehr dichten, festen Brust. Ab 50 empfiehlt es sich, alle zwei Jahre eine Mammographie machen zu lassen.

BRIGITTE: Wer gehört zu den Risikopatientinnen?

Dr. Emmer: Frauen, die schon einmal an der Brust operiert worden sind, deren Mutter oder Schwester Brustkrebs hatte oder wenn ein unklarer Befund vorliegt. In diesen Fällen zahlt die Kasse.

BRIGITTE: Was aber sollen Frauen tun, die nicht zu den Risikopatientinnen gehören? Auf eine Mammographie verzichten?

Dr. Emmer: Diesen Patientinnen rate ich, aus eigener Tasche eine Mammographie zu bezahlen. Dafür müssen sie je nach Region zwischen 90 und 120 Mark hinlegen. Wenn allerdings eine Frau mit sehr wenig Geld auskommen muss, fällt ihr das natürlich schwer. Aber wenigstens ist der Betrag für die meisten nur alle zwei Jahre fällig.

BRIGITTE: Warum zahlen die Kassen nicht, obwohl Studien doch eindeutig belegen, dass frühzeitige Mammographien Leben retten können?

Dr. Emmer: Solange die Mammographie vom Gesundheitsministerium nicht als routinemäßige Krebsvorsorge anerkannt wird, handeln die Kassen formaljuristisch korrekt, wenn sie die Untersuchung nur für Risikopatientinnen oder bei unklaren Tastbefunden vorsehen.

BRIGITTE: Führt das Sparprogramm dazu, dass weniger Frauen zur Mammographie gehen?

Dr. Emmer: Leider ja. Viele Frauen schrecken ohnehin davor zurück. Sie sagen, das tut weh, macht Krebs, und sie fürchten sich vor den Strahlen. Von denjenigen, die überhaupt zur Vorsorge kommen, kann ich mit viel Aufklärung und eingehender Beratung höchstens drei Viertel zur Mammographie bewegen. Und das wird noch schwieriger werden, wenn sie selbst dafür bezahlen müssen.

BRIGITTE: Wo werden die besten Mammographien gemacht?

Dr. Emmer: Ich rate meinen Patientinnen, in große spezialisierte Röntgenpraxen zu gehen. Die sind zwar meist etwas unpersönlich, aber mit modernen, strahlenarmen Geräten ausgestattet und sehr erfahren in der Diagnostik.

BRIGITTE: Wie viel Sicherheit bringen regelmäßige Kontrollen?

Dr. Emmer: Nicht alle Karzinome können mit der Mammographie erfasst werden. Eine zusätzliche Sonographie ist oft empfehlenswert. Aber wenn eine Frau außerdem regelmäßig ihre Brust abtastet, ist die Sicherheit sehr hoch.

BRIGITTE: Wie untersucht man sich selbst?

Dr. Emmer: Am besten unter der Dusche oder in der Badewanne. Die Frauen sollten sich nur in der Woche nach der Periode abtasten, in der Zeit davor ist die Brust oft gespannt und dick, das verfälscht möglicherweise das Tastergebnis. Außerdem empfiehlt es sich, mit nacktem Oberkörper vor einem großen Spiegel die Arme zu heben und zu gucken, ob es eine Hautstelle gibt, die sich bei dieser Bewegung nicht verändert. Karzinome neigen dazu, die Haut etwas zu fixieren - und das kann man sehen. Dann zur Seite drehen und die Untersuchung von jeder Seite noch mal machen. Und wenn irgend etwas unklar oder irritierend ist, muss auf jeden Fall eine Frauenärztin aufgesucht werden.

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