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"Ich habe Halsweh!"

Frau mit Schal auf Sofa
© Image Point Fr / Shutterstock
Erkältung oder grippaler Infekt fangen oft mit einem Kratzen im Hals an. Was empfehlen Ärzte? Wie behandeln Homöopathen, welchen Rat geben Naturheilkundler?

Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt

Was ich meinen Patienten rate? Vor allem trinken, zwei bis drei Liter sollten es sein. Immer gut ist auch ein feucht-warmer Wickel. Dazu ein Tuch mit warmem Wasser tränken, um den Hals legen, mit einem trockenen Handtuch schützen und das alles mit einer Sicherheitsnadel befestigen. Und natürlich: Ruhe!

Für gewöhnlich reichen zwei Tage. Bloß keinen Sport treiben, man riskiert eine Herzmuskelentzündung, die sehr gefährlich werden kann. Ein Spaziergang ist erlaubt, aber nur solange das Fieber nicht über 38 Grad steigt. Ich bin auch ganz und gar überzeugt von Salbei, als Lösung, als Tee, als Bonbon... Von klassischen Schleimlösern wie ACC halte ich wenig, ihre Wirksamkeit ist umstritten. Auch Halstabletten, die desinfizierend wirken sollen, finde ich problematisch: Nimmt man sie länger als eine Woche, bringt das nicht selten den Geschmackssinn und vor allem die natürliche Mundflora durcheinander - Pilze haben es dann allzu leicht.

Wer nach mehreren Tagen immer noch das Gefühl hat, im Rachen sei alles ganz rau und wund, sollte lieber noch mal zum Arzt gehen. Denn womöglich hat sich zusätzlich zum Virus ein bakterieller Infekt entwickelt, so dass doch ein Antibiotikum nötig wird. Und bei hartnäckigen Viren kann der HNO-Arzt den Hals mit einer Tinktur einpinseln. Dadurch zieht sich das Gewebe stark zusammen und heilt schneller.

Info: Dr. Hans-Joachim Proescher, Hamburg

Die Allgemeinmedizinerin

Halsschmerzen? Das kommt in meiner Hausarztpraxis zur Zeit sehr oft vor. In neun von zehn Fällen sind Viren schuld, und gegen die helfen keine Antibiotika. Ich rate zu Paracetamol und Lutschtabletten mit einem schmerzstillenden Wirkstoff, solange die Schmerzen da sind. Mit Kopf- und Gliederschmerzen fühlt man sich schlecht - und wird allein deswegen langsamer gesund. Und mit Schluckbeschwerden mag man oft nicht ausreichend essen und trinken. Beides ist aber wichtig, um wieder zu Kräften zu gelangen - genau wie körperliche Schonung.

Ich bitte die Patientin, wiederzukommen, falls sie sich innerhalb von zwei bis drei Tagen nicht wesentlich besser fühlt. So lange braucht der Körper für gewöhnlich, um sich selbst zu helfen.

Info: Dr. Dorothea Hengstermann, Hamburg

Die Heilpraktikerin mit Schwerpunkt Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)

In der TCM geht es zunächst darum,herauszufinden, welche krank machenden Faktoren für die Beschwerden verantwortlich sind - und sie dann mit Hilfe von Akupunktur, Tees oder Kräutertabletten aus dem Körper auszuleiten. Eine Patientin mit Halsschmerzen frage ich deshalb als erstes: Haben Sie Zug bekommen? Waren Sie zu dünn angezogen, haben Sie gefroren? Das verrät mir schon viel über den schädlichen Einfluss, der die Schmerzen hervorgerufen haben könnte. Mit schädlichem Einfluss sind nicht Viren gemeint oder Bakterien, sondern Kälte, Wind oder Feuchtigkeit.

Bei einer Erkältung läuft es ja oft so ab: Erst dringt Kälte in den Körper ein. Daraufhin schließen sich die Poren, damit nicht noch mehr Energie verloren gehen kann. Aber auch die Kälte bleibt dann im Körper. Bei innerer Kälte zirkuliert die Energie - das Chi - langsamer. Und je langsamer es fließt, desto eher kann es sich stauen, das kann man sich vorstellen wie bei einem Bach. Dieser Energiestau führt dann innerhalb von zwei bis drei Tagen zu übermäßiger Hitze, die sich in den typischen Hitzesymptomen zeigt: Fieber, schneller Puls, Durst und stärkere Halsschmerzen.

Für mich ist es sehr wichtig zu erkennen, welcher Einfluss ganz aktuell überwiegt. Darum frage ich unter anderem auch danach, wie durstig die Patientin ist, wie oft sie zur Toilette muss und welche Farbe ihr Urin hat: Seltener Harndrang und dunkler Urin sind ebenfalls Hitzesymptome. Je nach Befund verordne ich dann bestimmte Tees oder Tabletten, die stärker Hitze, Kälte, Wind oder Feuchtigkeit aus dem Körper führen.

Viele Patienten wünschen sich, dass es ihnen sofort besser geht. Dann ist Akupunktur optimal. Ich nadele etwa zehn bis zwölf Punkte, darunter zwei, die ich bei Halsschmerzen immer setze. An denen kann man sich gut selbst mit Akupressur behandeln, indem man sie mit der Fingerkuppe massiert. TCM-Behandlungen zahlen gesetzliche Krankenkassen meist nicht. Eine Kurzanamnese (Gespräch und körperliche Untersuchung) bei akuten Beschwerden kostet ca. 20 Euro, für eine Akupunktur-Sitzung muss man mit rund 26 Euro rechnen.

Info: Marion Billker, Glinde

Die Ärztin für Naturheilverfahren

"Wie groß ist Ihre Lebenskraft, gemessen auf einer Skala von 0 bis 10?" Das frage ich all meine Patienten mit akuten Beschwerden, also auch jeden mit Halsschmerzen. So bekomme ich schnell einen ersten Eindruck, wie "tief" die Krankheit geht. Die meisten sagen 6 oder 7. Aber es gibt auch Patienten, die sich mit einer Erkältung höchstens 3 fühlen, also schwer krank. Wie jemand seine Krankheit wahrnimmt, hat ja auch mit seinen momentanen Lebensumständen zu tun.

Das versuche ich zu erfassen, um zu verstehen, was der Patient jetzt braucht. Mit Akupunktur und homöopathischen Akutmitteln habe ich die besten Erfahrungen gemacht. Zusätzlich kann ich einige Hausmittel sehr empfehlen: Gurgeln mit Bolus alba - weißer Heilerde - beruhigt den entzündeten Hals. Ein Teelöffel auf ein Glas Wasser genügt. Salbei ist auch gut zum Gurgeln, aber nur, wenn der Patient kein Fieber hat. Sonst besser nicht, schließlich wirkt Salbei auch schweißhemmend.

Auch Halswickel tun gut: für fröstelnde Patienten ein Kartoffelwickel, bei Fieber ein Quarkwickel. Dazu den Quark bzw. die gekochten und zerstampften, noch warmen Kartoffeln in ein Küchenhandtuch geben. Und ganz wichtig sind natürlich viel Ruhe, leichte Kost - am besten schonend Gegartes - und reichlich Flüssigkeit.

Ideal ist "süßgekochtes" Wasser: Zwei Liter Wasser mit ein wenig unbehandelter Zitronenschale und einer Wacholderbeere zehn Minuten köcheln und dann mindestens fünf Minuten stehen lassen, in Thermoskannen abfüllen und über den Tag verteilt trinken, warm oder zimmerwarm. Beim Köcheln nimmt das Wasser Energie auf, die man dem Körper so zuführen kann.

Info: Ute Knierer, Hamburg

Die Homöopathin

Es gibt etwa zehn homöopathische Mittel, die sich bei Halsschmerzen bzw. Schleimhautproblemen sehr bewährt haben. Welches das optimal passende Mittel für genau diese Patientin ist, finde ich heraus, indem ich sie ausführlich untersuche und mit ihr rede.

Ich frage genau nach ihren aktuellen Beschwerden, unter anderem auch, auf welcher Seite die Schmerzen sind: Bei linksseitigen Halsschmerzen zum Beispiel hilft Lachesis oft sehr gut.

Eine wichtige Information für mich ist aber auch, ob sie kalte Füße hat oder wodurch es schlimmer bzw. besser wird. Außerdem interessiert mich die emotionale Verfassung der Patientin, die ist genauso wichtig wie die körperliche. Hat sie außergewöhnlichen Stress im Beruf oder in der Partnerschaft? Ist sie generell guter Stimmung oder traurig? Hat sich die Laune erst mit den Schmerzen verändert? So nähert man sich an, bis ich weiß, welche Kügelchen dieser Patientin helfen sollten - manchmal ist es natürlich auch ein Medikament, das nicht zu den typischen Halsschmerzmitteln gehört.

Eine solche Akutbehandlung dauert für gewöhnlich etwa eine Stunde, ist also wesentlich kürzer als das übliche Erstgespräch. Man erfasst dabei auch nur einen Ausschnitt der Konstitution bzw. Verfassung der Person. Ich bitte meine Patienten, am nächsten Tag anzurufen, wie es ihnen geht - auch am Wochenende. Es ist wichtig zu wissen, ob sich etwas verändert hat, es besser oder schlechter geworden ist. Oft höre ich, dass es schon wenige Stunden nach der Einnahme des homöopathischen Mittels viel besser war. Aber manchmal braucht die Patientin eine weitere Dosis, eine höhere oder niedrigere Verdünnung oder ein komplett anderes Mittel.

Auch homöopathische Behandlungen übernimmt die Krankenkasse nicht, allenfalls die Medikamente. Für eine Akut-Behandlung muss man mit etwa 60 Euro rechnen.

Info: Kathrin Montag, Hamburg

Diana Helfrich

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